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Lufthansa und Flugbegleiter einigen sich - vorerst

22. Januar 2016

Dieser Konflikt hatte das Zeug, den Ruf der größten deutschen Airline nachhaltig zu beschädigen. Jetzt haben sich Lufthansa und Flugbegleiter weitgehend geeinigt. Vom Tisch sind die Probleme für Lufthansa aber nicht.

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Deutschland Einigung im Streit zwischen Lufthansa und ihre Flugbegleiter Symbolbild
Bild: imago/M. Schick

Sieben Tage lang hatten die Flugbegleiter im letzten November die Arbeit niedergelegt - es war der härteste Streik in der Geschichte der Lufthansa. Vordergründig ging es zwar um Löhne und die Altersvorsorge, also um die klassischen Probleme bei Tarifverhandlungen. Im Kern aber stritten die Gewerkschaft Ufo und das Management um die neue Strategie der Airline: Kosten sparen um jeden Preis, auch mit einer hauseigenen Billig-Linie.

Um zu einer Einigung zu kommen, musste ein Schlichter ran, Matthias Platzeck, der frühere Ministerpräsident von Brandenburg. Schon bevor die eigentliche Schlichtung losging, verkündeten beiden Seiten nun einen vorläufigen Friedensschluss: Das Kabinenpersonal soll für das Jahr 2015 eine Einmalzahlung von 3000 Euro erhalten. Zu Beginn dieses Jahres greift eine Stufenerhöhung von 2,2 Prozent.

Vorerst keine Streiks mehr

Bei den Rentenfragen sind aber noch Detailfragen offen, die möglicherweise in der Schlichtung geklärt sollen. Bis zum Ende der damit verbundenen Friedenspflicht am 30. Juni dürfen die rund 19.000 Flugbegleiter nicht streiken. Sollte hier keine Einigung erzielt werden, wäre aber auch noch ein Scheitern der Regelungen denkbar.

Schon Ende November war es Lufthansa gelungen, auch den Tarifkonflikt mit ihrem Bodenpersonal zu lösen. Die Gehälter der 30.000 Mitarbeiter am Boden werden 2016 und 2017 um je 2,2 Prozent angehoben. Darüberhinaus bezahlt das Unternehmen einmalig 2250 Euro.

Ein Jahr mit Rekordgewinn

Einen gewissen Spielraum hat die größte deutsche Airline. 2015, das erste vollständige Jahr unter dem neuen Chef Carsten Spohr, war für die Lufthansa geschäftlich sehr erfolgreich: Bei einem Gewinn von bis zu 1,95 Milliarden Euro landete Lufthansa einen Rekord – trotz der Streiks, nicht zuletzt aber dank des billigen Kerosins. Das wird nicht billig bleiben.

Offen ist jetzt noch der Streit zwischen Unternehmensführung und Lufthansa-Piloten. Deren Organisation Cockpit hat sich bisher beinhart gezeigt: Die Piloten haben bereits 13 mal gestreikt. Unnachgiebig ist aber auch der Chef: "Wir müssen mit den Kosten runter", sagt Carsten Spohr. "56 Jahre lang ist Lufthansa gewachsen, seit vier Jahren nicht mehr."

Die Billigflieger und die hoch subventionierte Konkurrenz aus den Golf-Staaten setzen den klassischen europäischen Linien wie der Lufthansa zu. Bei ihrem Versuch, die Kosten zu senken, setzt Lufthansa auf den eigenen Billigableger Eurowings. Der hat 2015 bei Lufthansa in Deutschland und Europa erstmals seit neun Jahren wieder für schwarze Zahlen gesorgt.

Kosten senken durch Eurowings

"Bei Eurowings kommt es darauf an, ob die Lufthansa es schafft, den Aufbau des Geschäfts so voranzutreiben, wie sie es möchte", sagt Analyst Jochen Rothenbacher vom Brokerhaus Equinet. Der Ausbau geht allerdings nicht so leicht vonstatten – wieder wegen der Piloten. Ende letzten Jahres wurde bekannt, dass Lufthansa Piloten mit einer Prämie davon überzeugen, zur Billigtochter Eurowings zu wechseln. Das Unternehmen bietet 50.000 Euro, wenn sie für bis zu drei Jahre zum Billigableger gehen.

Damit soll das das geringere Gehalt bei dem Ableger ausgeglichen werden. Und das ist und bleibt der Knackpunkt mit den Piloten. Offenbar findet Lufthansa nicht genug Piloten. Experten gehen davon aus, dass Eurowings 2016 und 2017 um jeweils 40 Prozent wachsen soll, in Europa und auf den Langstrecken. In der gleichen Zeit werde der Betrieb unter der Marke Lufthansa voraussichtlich weiter schrumpfen. Wenn, ja wenn sich Management und Piloten nicht doch noch auf niedrigere Kosten einigen. Seit Jahren schon kämpft die Piloten-Vereinigung Cockpit für die geltenden Tarifverträge. Die Notwendigkeit zum Umsteuern sehen die Piloten durchaus, beteuern sie, aber sie fürchten auch um ihre gute Gehälter und die großzügige Altersvorsorge. Was die Lufthansa-Führung unter dem Chef Spohr macht, das geht ihnen allerdings zu weit.

ar/zdh (dpa, rtr, afp -Archiv)