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Lust an Gewalt und Fremdenfeindlichkeit

Kersten Knipp27. Oktober 2014

Rechtsextreme Parteien und gewalttätige Hooligans haben bereits vor Jahren zueinander gefunden. Grundlage ihres Bündnisses ist aber nicht die Politik.

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Hooligans bei der Kundgebung gegen Islamisten in Köln, 26.10.2014 (Foto: DW)
Bild: DW/G. Borrud

Die Gewalt hatte sich früh angedeutet: Rund 4500 junge Männer, viele glatzköpfig, hatten sich am Breslauer Platz in der Nähe des Kölner Hauptbahnhofs versammelt. Immer wieder riefen sie: "Ausländer raus!". Als sich der Protestzug dann in Bewegung setzte, vereinten sich die Männerkehlen zum Chor. Der Text beschränkte sich auf eine einzige Parole: "Wir wollen keine Salafistenschweine". Schon nach wenigen hundert Metern trafen die Hooligans auf Polizisten. Am Ende der Demonstration "Hooligans gegen Salafisten" zählte man 44 verletzte Polizisten und 17 verhaftete Gewalttäter.

Rechtsextreme Parteien suchen neue Basis

Angemeldet hatte die Demonstration Dominik Roeseler, einer der stellvertretenden NRW-Landesvorsitzenden der rechtsextremen Partei "Pro NRW".

Hooligans bei Kundgebung gegen Islamisten in Köln, 26.10.2014 (Foto: DW)
Rechte Masse: Hooligans in KölnBild: DW/G. Borrud

Zwar distanzierte sich "Pro NRW" auf seiner Website am heutigen Montag noch einmal von den Ausschreitungen. Doch Konfliktforscherin Claudia Luzar bezweifelt, dass es der Partei mit der Distanzierung ernst ist. "Pro NRW" habe sich das Unbehagen vieler Deutscher gegenüber Salafisten zunutze machen wollen, sagt sie im Gespräch mit der DW. Durch das Bündnis mit den Hooligans verfolge die Partei konkrete Interessen: "Pro NRW schwächelt. Die Pro-Bewegung wird bundesweit abgelöst von der AfD. Sie sind auf dem Fang nach neuen Mitgliedern."

Das Thema "Islamismus" hat "Pro NRW" seit langem für sich entdeckt. Offenbar hat sie auch andere rechtsextremistische Parteien dazu angeregt, sich auf diese Weise zu profilieren. "Im Westen müssen wir das Thema 'Islamisierung' noch viel stärker aufgreifen" heißt es in dem NPD-Organ "Deutsche Stimme" in einem Beitrag aus dem Jahr 2010. Dort geht es noch weiter: "In strategischer Hinsicht ist Pro NRW schon ein positives Beispiel." Der Verfassungsschutz NRW hat das Zitat in seinen jüngsten Jahresbericht aufgenommen.

"Spaß an der Gewalt"

Dass rechtsextreme Parteien und Hooligans gemeinsame Sache machen - so wie in Köln - , ist nicht neu. Verbindungen zwischen rechtsextremen Parteien und gewaltbereiten Hooligans gibt es bereits seit langem, bestätigt Claudia Luzar, die das Thema seit Jahren erforscht. Beide Gruppen hätten viel gemeinsam: "Da ist der Spaß an Gewalt, der Spaß an Zerstörung und das Aufgehen in der Masse."

Auch die Zahlen, die die polizeiliche "Zentrale Informationsstelle Sporteinsätze" (ZIS) vorlegt, deuten auf eines hin: Rechtsextreme Parteien und Hooligans finden nur selten über die Politik zusammen. Dafür ist der Anteil rechtsextremer Hooligans in Fußballstadien schlicht zu gering. So lag in der Saison 2012/13 der Anteil rechtsmotivierter Fans in erster und zweiter Bundesliga bei nur 4,1 Prozent, heißt es im ZIS-Jahresbericht 2013/14. Der Auswertung zufolge sind nur rund 90 Personen der im Sport identifizierten Gewalttäter dem rechtsmotivierten Bereich zuzuordnen. Die Verbindung zwischen beiden Gruppen beruht laut Bericht vor allem auf einem anderen Motiv: der Lust an der Gewalt.

Auch bei der Kölner Veranstaltung ging es um eine ernsthafte Auseinandersetzung mit den Salafisten nur vordergründig, vermutet Claudia Luzar: "Das ist ein Hass auf alle Muslime hier. Es ging darum, ´Ausländer raus` zu rufen, es ging darum, gegen die Muslime hier in Deutschland zu wettern. Von einer Bewegung gegen Salafismus war da nichts zu spüren."

Ein von Hooligans umgestürzter Polizeiwagen in Köln, 26.10. 2014
Ein von Hooligans umgestürzter Polizeiwagen in KölnBild: DW/ N. Steudel

Hooligans wollen Image verbessern

Ein Teil der Hooligans versuche das Bündnis mit den rechtsextremen Parteien aber auch für eigene Zwecke einzusetzen, erklärt der Sport- Soziologe Gunter Pilz im Interview mit dem Zweiten Deutschen Fernsehen (ZDF). Die Hooligans wüssten, dass weite Teile der Bevölkerung die Salafisten ablehnten. "Deshalb hoffen die Hooligans auf eine positive Resonanz aus der Mitte der Gesellschaft, wenn sie sich jetzt gegen Salafisten stellen. Sie wollen sich damit ein Stück gesellschaftsfähiger machen."

Ursprünglich planten beide Gruppen aus ihrem Bündnis Vorteile zu schlagen: Die rechtsextremen Parteien, die bei den Bundes-, Landtags- und Kommunalwahlen immer weniger Stimmen erzielen, hofften auf öffentliche Aufmerksamkeit und vielleicht sogar einige neue Wähler. Die Hooligans hingegen hofften, ihre Lust an der Gewalt politisch legitimieren zu können.