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Löw macht klare Ansagen

Andreas Sten-Ziemons31. August 2015

Teile der deutschen Fans zweifeln an ihren Weltmeistern, der Bundestrainer ist überzeugt von seinem Team. Vor der EM-Qualifikation gegen Polen und Schottland gibt Löw seine Gedanken zu einzelnen Spielern preis.

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Bundestrainer Joachim Löw bei Pressekonferenz (Foto: Maja Hitij/dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

Joachim Löw hat noch nicht einmal die ersten Trainingseindrücke seiner Nationalspieler abgewartet, bevor er der deutschen Fußballnation, die offenbar ein wenig skeptisch geworden ist, ein Versprechen machte. "Wir werden eine Mannschaft auf dem Platz haben, die Polen schlägt", verkündete der Bundestrainer schon vor der Zusammenkunft der Nationalmannschaft am Montagnachmittag in Frankfurt am Main und zeigte dabei das Selbstverständnis eines Weltmeisters. Das Vertrauen der Deutschen in ihre Weltmeister hat angesichts der bislang schleppend verlaufenen EM-Qualifikation spürbar gelitten: In einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov zum Start in den Quali-Endspurt glauben nur 13 Prozent der Befragten an den EM-Titel.

Zum Auftakt der wichtigen Ausscheidungswoche ging es zunächst noch nicht um Sportliches - ein Werbedreh für DFB-Ausrüster Adidas stand an. Erst am Dienstag wird Löw seine 23 Akteure erstmals auf den Trainingsplatz bitten. Alle sind fit, nur der angeschlagene Mesut Özil, Spielmacher beim FC Arsenal, soll wegen einer Knieverletzung zumindest anfangs noch pausieren. "Wir müssen einfach in der Woche gut arbeiten", sagte Bayern-Angreifer Thomas Müller, der mit fünf Treffern blendend in die Bundesliga-Saison gestartet ist. Müller ist einer von 14 Weltmeistern im Kader. Der einzige Neuling ist Emre Can vom FC Liverpool.

Löw: "EM ist großes Ziel"

Deutschland ist mit 13 Punkten derzeit lediglich Gruppenzweiter hinter dem Gegner von Freitag, Polen (14 Punkte), und Verfolger Schottland (11), gegen das man am Montag in Glasgow antritt. Löw ist nicht bange, er glaubt weiter fest an Platz eins und das direkte Ticket zum EM-Turnier nach Frankreich. "Ich kenne viele Spieler meiner Mannschaft schon jahrelang. Ich weiß: Wenn es auf Spiele wie gegen Polen zugeht, sind sie bis in die Haarspitzen motiviert", sagte Löw der "Süddeutschen Zeitung". Den Zugzwang sieht auch Torhüter Manuel Neuer nicht als mentale Belastung, sondern als Motivation. "Positiv ist, dass wir Highlights vor uns haben und dass wir unter Druck stehen", sagte der Nationaltorwart.

EM-Qualifikation Polen gegen Deutschland, Spielszene mit Robert Lewandowski (Foto: Thomas Eisenhuth/dpa )
Im Hinspiel in Polen gab es gegen das Team um Superstar Robert Lewandowski ein 0:2Bild: picture-alliance/dpa/T. Eisenhuth

Löw weiß, dass wieder mehr kommen muss als im Jahr nach dem WM-Triumph in Brasilien, in dem sein Team "nicht weltmeisterlich gespielt" habe. Von zehn Länderspielen wurden nur fünf gewonnen, das 0:2 im Hinspiel gegen Polen mit Bayern-Torjäger Robert Lewandowski war eine von drei Niederlagen.

"Die EM ist für uns ein großes Ziel", sagte Löw, der "bei allen Planungen" auch schon die nächste WM 2018 in Russland im Visier hat, "die Mission Titelverteidigung". Für das Nahziel EM setzt Löw auf bewährte Führungskräfte wie Bastian Schweinsteiger. Mit seinem verletzungsanfälligen Kapitän, der am Sonntag bei der 1:2-Niederlage von Manchester United gegen Swansea City erstmals 90 Minuten durchspielen durfte, will der DFB-Coach besonders sorgsam umgehen: "Ich brauche ihn nicht in jedem Testspiel, aber ich bin sicher: Wenn es darauf ankommt, ist er immer noch ein Weltklassespieler." Mit Toni Kroos, Schweinsteiger und dem wieder erstarkten Ilkay Gündogan hat Löw gegen Polen Topmöglichkeiten.

Draxler unter Beobachtung

Auch Lukas Podolski ist für Löw weiterhin kein Auslaufmodell. Bei Galatsaray Istanbul sammelt er wieder Spielpraxis. Der 125-malige Nationalspieler steht - wie andere auch - unter Beobachtung. Zum jetzigen Zeitpunkt brauche er "keine endgültigen Entscheidungen" zu treffen, betonte der Bundestrainer. An Mario Götze lässt er ungeachtet der Situation beim FC Bayern keine Zweifel aufkommen. "Mario ist sehr wichtig für uns. Ich vertraue ihm zu 100 Prozent." Der Bayern-Profi trifft gegen die Top-Gegner - etwa im WM-Finale 2014.

Fußball - Deutsche Nationalmannschaft
Wann setzt Löw wieder auf Neu-Wolfsburger Draxler?Bild: picture-alliance/dpa

Ein anderes großes Talent muss sich die Gunst des Bundestrainers dagegen erst wieder erarbeiten. Weltmeister Julian Draxler, der kurz vor Ende der Transferperiode vom FC Schalke zum VfL Wolfsburg wechselte, nominierte Löw nicht, stattdessen gab es eine deutliche Ansage: "Meine Erwartung ist, dass er in diesem Jahr seine Klasse und sein Können ausspielt, und zwar konstant", sagte Löw zum Start in eine wegweisende Länderspielwoche.

asz/tk (sid, dpa)