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Machtkampf auf dem "Dach der Welt"

Thomas Bärthlein25. Februar 2004

Seit Jahrhunderten regieren Könige die Geschicke Nepals. Doch die konstitutionelle Monarchie gerät in die Kritik. Der König droht zu stürzen und schaltet darum das Militär zum Schutz seiner Macht ein.

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Opfer maostischer Rebellen:<br>tote Polizisten in NepalBild: AP
Maoistische Rebellen in Nepal
Maoistische Rebellen in NepalBild: AP

Seit August 2003 kämpfen in Nepal wieder maoistische Rebellen gegen Soldaten der Regierung. Beinahe täglich sterben Menschen bei diesen Kämpfen. Die Maoisten fordern vom König eine verfassungsgebende Versammlung. König Gyanendra hatte 2002 das Parlament des Landes aufgelöst und einen Premierminister eingesetzt. Die entmachteten Parteien fürchten seitdem, sie könnten dauerhaft von der politischen Willensbildung ausgeschlossen werden.

Keine Kompromisse

König Gyanendra von Nepal
König GyanendraBild: AP

König Gyanendra (Foto), der nach dem mysteriösen Massaker in der königlichen Familie 2001 auf den Thron kam, lehnt Verhandlungen mit den Rebellen ab und setzt auf militärische Stärke. Madhav Kumar Nepal, Generalsekretär der Linkspartei "Vereinte Marxisten-Leninisten" (CPN-UML), sagt, er könne beim Monarchen keine Kompromissbereitschaft erkennen. "Der König ist ehrgeiziger, er will die Macht an sich reißen. Er ist mit der Machtstellung nicht zufrieden, die ihm die Verfassung einräumt, sondern will noch an Einfluss gewinnen", so Nepal. "Wie kann man dann von ihm erwarten, dass er den Maoisten gegenüber die Initiative ergreift und auf seine Macht verzichtet? Der König ist das Haupthindernis auf dem Weg zu Friedensgesprächen."

Die Botschaft ist klar

Stein des Anstoßes ist vor allem eine Rede des Königs, die er am 8. Februar 2004 in Nepalganj im Südwesten des Himalaya-Königreiches gehalten hat. Tagelang wurden einzelne Formulierungen daraus in den Zeitungen Nepals interpretiert und diskutiert. In seiner Ansprache hat Gyanendra die politischen Parteien kritisiert und erklärt, dass er als König dem Leiden seines Volkes nicht länger tatenlos zusehen werde. Er hat sich gleichzeitig allerdings auch zur Demokratie und zum Mehrparteiensystem bekannt. Madhav Kumar Nepal hält das jedoch für Augenwischerei: "Der Grund für diese ganze Mehrdeutigkeit ist doch nur, dass er sich noch nicht traut zu sagen, dass er ein echter Monarch sein will, ein Diktator, ein Autokrat. Das ist alles, die Botschaft ist völlig klar."

Mutlose Parteien

Umgekehrt scheint den Parteien wiederum noch der Mut zu fehlen, sich für die Republik auszusprechen. Studenten demonstrieren seit Wochen mehr oder weniger deutlich gegen den König, aber von einer Massenbewegung kann noch nicht die Rede sein. Auch Madhav Kumar Nepal ziert sich noch, sich auf die Abschaffung der jahrhundertealten Monarchie festzulegen. Zumindest soll der König selber Schuld sein, wenn es denn soweit kommt: "Vielleicht stellt uns der König ja vor die Wahl: 'Entweder seid ihr für die absolute Monarchie, oder ihr müsst euch auf die Abschaffung der Monarchie einstellen'."

Gespräch mit dem König

Seine persönliche Erfahrung mit dem Herrscher macht Nepal jedenfalls nicht optimistisch, dass die konstitutionelle Monarchie in seinem Land noch eine große Zukunft hat: "Ich hatte lange Unterredungen mit dem König, zwei, drei Stunden unter vier Augen. Aber er sagt das eine und tut das andere. Es ist sehr schwer, ihm zu glauben, sehr schwer."