Macron gewinnt Präsidentschaftswahl in Frankreich
24. April 2022Der Liberale Emmanuel Macron ist als französischer Präsident wiedergewählt worden. Laut vorläufigen amtlichen Endergebnis setzte er sich deutlich gegen die rechtsnationale EU-Kritikerin Marine Le Pen durch. So kam Macron auf 58,5 Prozent der Stimmen, Le Pen lediglich auf 41,5. Macrons Sieg ist vor allem als Niederlage Le Pens zu verstehen.
Viele Franzosen unzufrieden mit Macron
Etliche Parteien riefen nach der ersten Wahlrunde dazu auf, eine Mauer gegen Rechts zu bauen und eine Präsidentin Le Pen, die trotz betont gemäßigteren Auftretens weiterhin extrem rechte Positionen vertritt, durch eine Stimme für Macron zu verhindern. Der 44-Jährige profitierte zudem angesichts des Ukraine-Krieges vom Wunsch nach Stabilität. Dennoch sind viele Franzosen mit Macrons erster Amtszeit unzufrieden und empfinden seinen Politikstil als arrogant.
Bis zuletzt blieb ungewiss, welcher Kandidat mehr Wähler aus fremden Lagern für sich gewinnen konnte. Dabei ging es vor allem um die mehr als 7,7 Millionen Wählerinnen und Wähler, die in der ersten Runde dem drittplatzierten Linken Jean-Luc Mélenchon ihre Stimme gegeben hatten.
Macron ist bei vielen von ihnen so unbeliebt, dass sie nach eigenen Angaben lieber leere oder ungültige Stimmen abgeben oder gar nicht wählen wollten.
Mélenchon rief nicht zur Wahl Macrons auf
Mélenchon selbst hatte seine Anhänger nach der ersten Runde zwar aufgefordert, Le Pen "keine einzige Stimme zu geben"; gleichzeitig rief er sie aber bewusst nicht dazu auf, für Macron zu stimmen.
Der Wahlsieg Macrons dürfte eine große Erleichterung für Deutschland und Europa sein, auch wenn der charismatische Liberale bei weitem nicht überall der Wunschpartner ist. Seine Widersacherin wollte sich von der seit Jahrzehnten engen Zusammenarbeit mit Deutschland lossagen. Die europaskeptische Nationalistin Le Pen strebte zudem danach, den Einfluss der Europäischen Union in Frankreich entscheidend einzudämmen, und hätte in Brüssel etliche Vorhaben aus Eigeninteressen ausbremsen können. Nicht zuletzt ihre Nähe zu Russlands Präsident Wladimir Putin schürte Sorgen, die feste Pro-Ukraine-Front des Westens könnte unter Le Pen bröckeln.
Bereits 2017 standen der damalige Politjungstar Macron und die Rechte Le Pen sich in der Stichwahl um die Präsidentschaft gegenüber. Damals war Le Pen ihrem Kontrahenten aber viel deutlicher unterlegen - sie holte nur ein Drittel der Stimmen. Macron, der im Wahlkampf auf wirtschaftlichen Fortschritt setzte, hatte 2017 mit seiner Bewegung La République en Marche den Einzug in den Élyséepalast geschafft. Damals ein eher linker Kandidat, vertritt er mittlerweile verstärkt liberal-konservative Themen.
nob/hf/ack (afp, dpa)