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Macron kündigt neuen Lockdown ab Freitag an

28. Oktober 2020

Wegen der massiv gestiegenen Corona-Infektionszahlen geht Frankreich ab Freitag in einen neuen landesweiten Lockdown. Er gelte vorerst bis zum 1. Dezember, sagte Präsident Emmanuel Macron im Fernsehen.

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Frankreich Emmanuel Macron
Bild: Thomas Padilla/MAXPPP/dpa/picture alliance

In seiner mit Spannung erwarteten Fernsehansprache kündigte Staatspräsident Emmanuel Macron zur Bekämpfung der zweiten Welle der Corona-Pandemie neue umfassende Einschränkungen ab Freitag an, die bis Dezember gelten sollen. Der 42-Jährige machte deutlich, dass die Beschränkungen weniger streng sind als im Frühjahr, als das öffentliche Leben des Landes weitgehend lahmgelegt wurde. "Bleiben Sie so weit wie möglich zu Hause", appellierte Macron an seine Landsleute.

Aus dem Haus sollten die Menschen nur gehen, um notwendige Einkäufe zu tätigen oder den Arzt aufzusuchen. Unter anderem sollen Restaurants und Gaststätten geschlossen bleiben. So weit wie möglich sollten Beschäftigte von zu Hause aus arbeiten, sagte Macron in seiner Rede an die Nation. Universitäten sollen auf Online-Betrieb umstellen. Anders als beim ersten Lockdown im Frühjahr sollen die meisten Schulen diesmal aber offen bleiben.

Neuer Höchstwert bei Infektionen

Macron gab zudem 36.437 Neuinfektionen bekannt. "Das Virus breitet sich mit einer Geschwindigkeit aus, die nicht einmal die pessimistischsten Prognosen vorhergesagt haben", sagte der Staatschef. Frankreich befinde sich dabei in derselben Situation wie die Nachbarländer: "Überrannt von einer zweiten Welle, von der wir wissen, dass sie härter, tödlicher sein wird als die erste."

Frankreich Coronavirus Ausgangssperre
Die Avenue Champs-Élysées in Paris ist während der Ausgangssperre fast leerBild: Lewis Joly/AP/dpa/picture-alliance

Die neuen Einschränkungen treffen die rund 67 Millionen Franzosen nicht unerwartet. Regierungssprecher Gabriel Attal hatte bereits vor der Rede des Staatschefs eine "neue Etappe" in Aussicht gestellt. "Die zweite Welle ist da", sagte der Sprecher nach einer Kabinettssitzung. Es müsse alles getan werden, um nicht von dieser Welle überrollt zu werden. Der Staatschef habe in der Kabinettssitzung von einer massiven, allgemeinen und weitgehend unerwarteten Verschlechterung in Europa gesprochen.

Macron beriet zudem zweimal innerhalb von zwei Tagen in einem nationalen Sicherheitsrat über die Corona-Lage. Bisher gilt eine nächtliche Ausgangssperre für rund zwei Drittel der Einwohner, also rund 46 Millionen Menschen. Die Corona-Lage verschlechtert sich in dem Land seit Wochen dramatisch. Die Anzahl der mit dem Coronavirus in Verbindung gebrachten Todesfälle stieg deutlich - am Dienstagabend meldeten die Behörden 523. Damit wurde wieder das hohe Niveau vom April erreicht. Die Gesamtzahl der Todesopfer liegt nun bei über 35.500.

Bedrohliche Lage in Kliniken

Attal sagte, auf den Intensivstationen der Krankenhäuser drohe in zwei Wochen eine ähnliche Lage wie beim Höhepunkt der ersten Epidemie-Welle im Frühjahr. Damals zählten die Ausgangsbeschränkungen in Frankreich zu den strengsten in Europa, Schulen waren geschlossen. Bürger mussten damals Bescheinigungen vorweisen, wenn sie auf der Straße kontrolliert wurden.

Jugend droht Arbeitslosigkeit

Der Sprecher fügte hinzu, die Gesundheitskrise löse auch eine wirtschaftliche und soziale Krise im Land aus. "Wir antworten mit Stärke", sagte er. Im Land gibt es Befürchtungen, dass Branchen mit Publikumsverkehr bei einem Lockdown zunehmend bedroht werden. "In der Hotellerie, der Gastronomie, der Kultur, im Tourismus und anderswo werden viele, die bisher so gut sie können durchhalten, nicht mehr die Kraft haben, eine solche Herausforderung ein zweites Mal durchzustehen", warnte die konservative Zeitung "Le Figaro".

Der Staatschef hatte sich erst vor zwei Wochen an die Bürger gewandt. Er kündigte damals nächtliche Ausgangssperren für Paris und weitere Ballungsräume an. Später dehnte die Mitte-Regierung von Premierminister Jean Castex die Beschränkungen auf 54 Départements und das Überseegebiet Französisch-Polynesien aus. Aus der Opposition kam Kritik am Krisenmanagement der Regierung. Er habe den Eindruck einer "ständigen Improvisation", schrieb der einflussreiche konservative Abgeordnete Éric Ciotti auf Twitter.

kle/ie (rtr, afp, dpa)