Madrid empfängt die gläubige Jugend der Welt
16. August 2011Das größte Kirchenereignis in diesem Jahr hat in Spanien begonnen. Am Dienstagabend (16.08.2011) eröffnete der Vorsitzende der spanischen Bischofskonferenz, Kardinal Antonio María Rouco Varela, mit einer Messe auf dem Cibeles-Platz im Zentrum Madrids den 26. Weltjugendtag (WJT).
Rom erste Weltjugendtag-Stadt
Offfiziell werden 440.000 Gläubige an dem sechstägigen Treffen teilnehmen, rund 17.000 sind dazu aus Deutschland angereist. Seit 1984 gibt es im Abstand von zwei bis drei Jahren das katholische Glaubenstreffen junger Menschen. Papst Johannes Paul II. hatte es als "Internationales Jubiläum der Jugend" in Rom ins Leben gerufen.
Seitdem zählten mehrmals Rom sowie Buenos Aires, Santiago de Compostela, Częstochowa, Denver, Manila, Paris, Toronto, Köln und zuletzt Sydney zu den Veranstaltungsstädten. Höhepunkt war und ist jeweils der Besuch des amtierenden Papstes. Und so warten die Besucher auch in Madrid sehnsüchtig auf Papst Benedikt XVI.
Papst Benedikt begeistert die Jugend
Josef Ratzinger, seit 2005 Papst, ist ein erprobter Teilnehmer an Weltjugendtagen. Nach dem Tod von Johannes Paul II. kam der deutsche Nachfolger im August 2005 zu seiner ersten offiziellen Auslandsreise nach Köln. Viele überraschte es damals, wie der als professoral verschriene Bayer sich der Jugend stellte. Herzlich und offen präsentierte er sich und wurde begeisternd gefeiert. Auch beim WJT in Sydney wurde ihm im Juli 2008 ein spektakulärer Empfang bereitet.
Das Kirchenoberhaupt wird am Donnerstag nach Madrid reisen und ein umfangreiches Programm absolvieren. Dabei werde den jungen Leuten eine "positive und ermutigende Botschaft" mitbringen, kündigte Vatikan-Sprecher Federico Lombardi an. Dabei wird der Papst das Motto des WJT 2011 "Verwurzelt und aufgebaut in Christus, fest im Glauben" betonen. Das Treffen soll nicht nur dem Austausch zwischen den Teilnehmern dienen, sondern auch in die Universalkirche und in die Gesellschaft hineinwirken.
200 Beichtstühle im Retiro-Park
Seine 20. Auslandsreise und damit auch seinen dritten Spanienbesuch wird Benedikt XVI. am Donnerstagnachmittag mit einem Willkommensfest auf der zentralen "Plaza de Cibeles" beginnen. Am Freitagmorgen stattet der Papst dem Spanischen König Juan Carlos einen Besuch im Zarzuela-Palast ab. Danach trifft er im 50 Kilometer entfernten Kloster El Escorial junge Ordensfrauen und junge Universitätsdozenten. Am Abend ist in Madrid eine große Kreuzwegandacht geplant - mit Passionsfiguren, die aus dem ganzen Land herbeigebracht werden. In diese Veranstaltung will sich Spanien mit seiner großen katholischen Tradition in besonderer Weise einbringen.
Am Samstag amtiert Benedikt XVI. zunächst als Beichtvater. Dafür wurden im Retiro-Park 200 Beichtstühle aufgestellt. Einige Jugendlichen erhalten vom Papst persönlich das Bußsakrament. Danach feiert er mit jungen Priesteramtskandidaten eine Messe. Die größte und abschließende Veranstaltung des Weltjugendtags beginnt am Abend mit einem Gebetsgottesdienst auf dem alten Flughafengelände Cuatro Vientos. Anders als in früheren Jahren mündet die Feier nicht in Musik und Gesänge, sondern in eine Eucharistische Anbetung. Höhepunkt des Papstbesuchs wird die Hauptmesse unter freiem Himmel sein, mit Hunderttausenden von Gläubigen.
Kultur und Kritik
Mit mehr als 300 Kulturveranstaltungen während des Weltjugendtages setzt Madrid auch Akzente in Kunst, Kino und Theater. Die Teilnehmer erwartet ein reichhaltiges Rahmenprogramm in den großen Madrider Museen. Der Prado zeigt eine Caravaggio-Ausstellung, das Thyssen-Bornemisza-Museum eine Schau religiöser Malereien.
Doch es wird auch kritische Stimmen am Rande des Weltjugendtages geben: So haben für Mittwochabend mehrere Gruppen zu einer Protestkundgebung gegen den Papstbesuch aufgerufen. Sie kritisieren, dass der XXVI. Weltjugendtag mit Steuergeldern finanziert und ein übergroßer Aufwand betrieben wird. Die Kirche hält diesen Vorwürfen entgegen, dass das Treffen den Steuerzahler nichts kosten und der spanischen Wirtschaft 100 Millionen Euro einbringen werde. Der Weltjugendtag werde von diversen Stiftungen sowie Spenden von Unternehmen und Privatleuten finanziert. Das Ereignis wird rund 50 Millionen Euro kosten. Der Vatikan-Sprecher zeigte sich unbeeindruckt von der Kundgebung. "Es gibt immer Demonstrationen bei Papstbesuchen", sagte Lombardi.
Spannungen wegen Homoehe und Blitzscheidung
Auch die gesellschaftlichen Probleme Spaniens werden einen Schatten auf das Ereignis werfen. So hat es in der Hauptstadt in den letzten Wochen immer wieder Massendemonstrationen gegen die Sparpolitik der Regierung von José Luis Rodríguez Zapatero gegeben. Auch die hohe Arbeitslosigkeit von rund 20 Prozent belastet die Spanier. Daher ist es nicht verwunderlich, dass die "Indignados" ("Empörten") der Protestbewegung "Echte Demokratie jetzt" nun auch den Papst zum Feindbild erhoben haben. Um seinetwillen habe die Madrider Stadtverwaltung die Besetzer vom Zentralplatz Puerta del Sol vertrieben. Daher haben sie zum Papstbesuch zu neuen Demonstrationen aufgerufen: gegen die Räumung des Platzes, gegen die Kosten des Jugendtreffens, gegen die Missbrauchsskandale und überhaupt gegen die Kirche.
Zudem ist man in Spanien gespannt darauf, ob der Papst sich erneut kritisch über die Regierung von Ministerpräsident Zapatero äußern wird. Der sozialistische Regierungschef hatte sich mit seinen Reformen der Abtreibungs- und Scheidungsgesetze sowie der Zulassung der Homoehe viel Ärger mit der Kirche eingehandelt. Zuletzt achtete Zapatero darauf, keine weiteren Konflikte mit dem Vatikan zu riskieren. Schließlich soll das Treffen der katholischen Jugend ein geistliches Ereignis werden.
Autorin: Marion Linnenbrink (afp, dapd, dpa, epd, kna)
Redaktion: Naima El Moussaoui