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Malediven:<br>Surfen nur im Meer erlaubt

Ralf Lehnert22. Juni 2004

Das Wappen der Republik Malediven ist Programm: Es zeigt eine Kokospalme. Doch was für Urlauber das Inselparadies, ist für Cyber-Dissidenten eher die Hölle auf Erden.

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Keine Insel der Meinungsfreiheit: Die MaledivenBild: dpa

Offiziell herrscht auf den Malediven Meinungsfreiheit: Artikel 25 der Verfassung der Malediven sichert den Menschen das Recht zu "ihre Meinung mündlich, schriftlich oder in jeder anderen Form zu äußern". Im September 2003 setzte Präsdent Maumoon Abdul Gayoom sogar eine Kommission ein, die Menschenrechtsverletzungen untersuchen sollte. Doch die Praxis sieht anders aus: Die Regierung hält die Medien an der kurzen Leine. Jedes Anzeichen von Opposition wird brutal unterdrückt. "Die Handlungen des Präsidenten passen nie zu seinen Worten", erklärt Ibrahim Lutfy, ein Cyber-Dissident.

Gewählter Diktator

Die Zensur herrscht auch im Internet. Zwar blockieren die Behörden keine ausländischen Nachrichtenseiten oder Seiten von Menschenrechtsorganisationen. Aber wer Online-Publikationen von maldivischen Regimegegnern oder Diskussionsgruppen von Dissidenten besuchen will, bekommt bestenfalls eine Fehlermeldung zu sehen. Im Internet duldet Gayoom ähnlich viel Opposition wie bei seiner jüngsten Wiederwahl. Offiziell wurde er mit 90,3 Prozent der Stimmen bestätigt.

Umsturz per Email?

Anfang 2002 wurde Ibrahim Lutfy zusammen mit drei Kollegen verhaftet, weil er einen Newsletter über Menschenrechtsverletzungen und Korruption per Email verbreitet hatte. "Sandhaanu", so der Name der Publikation, gefiel den Behörden nicht. Am 7. Juli 2002 wurden Ibrahim Lutfy, Amad Didi und Mohamed Zaki wegen "Diffamierung" und "dem Versuch die Regierung zu stürzen" zu lebenslanger Haft verurteilt. Lutfys Assistentin Fatimath Nisreen erhielt zehn Jahre.

Widerstand aus dem Exil

"Sandhaanu"-Herausgeber Lutfy gelang es, während eines Sri Lanka-Aufenthaltes zu fliehen und in der Schweiz Zuflucht zu suchen, seine Kollegen sind weiter in Haft. Zaki und Didis Haftstrafen wurden Berichten zufolge inzwischen auf 15 Jahre reduziert, Nisreen soll jetzt statt zehn "nur" fünf Jahre einsitzen. Ibrahim Lutfy hat den Kampf für die Meinungsfreiheit inzwischen im schweizerischen Exil wieder aufgenommen. Am 11. März 2004, nach fast zweijähriger Unterbrechung, ging Sandhaanu von der Alpenrepublik aus wieder online.