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Mali: Friedensvertrag kann Anschläge nicht verhindern

Madelaine Meier10. März 2015

Acht Monate lang verhandelten die malische Regierung und die Rebellengruppen über ein Friedensabkommen. Kaum liegt das Papier auf dem Tisch, erschüttern Anschläge das Land und die fragile Hoffnung auf Frieden.

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Mali Anschlag auf ein Restaurant in Bamako
Bild: AFP/Getty Images/H. Kouyate

Mit Maschinenpistolen und Handgranaten stürmen maskierte Täter kurz nach Mitternacht den bei Ausländern beliebten Nachtklub "La Terrasse". "Allah Akbar", rufen die Angreifer, "Gott ist groß", und eröffnen das Feuer. Augenzeugen berichten später, dass die Männer es gezielt auf einen Franzosen abgesehen hatten. Sie erschießen den Mann und fahren davon. Auf ihrer Flucht töten sie weiter: Insgesamt fünf Menschen kommen in der Nacht auf Samstag (07.03.2015) ums Leben. Tags darauf bekennt sich die algerische Islamistengruppe Al-Murabitun, "Die Wächter", zu dem Attentat. Nach eigenen Angaben wollten die Dschihadisten damit einen ihrer Anführer rächen, der im Dezember in Nordmali von französischen Streitkräften getötet worden war.

Das Entsetzen über das terroristische Attentat hängt noch in der Luft, da macht die Nachricht über einen weiteren Anschlag die Runde. Am Sonntag (08.03.2015) wird das Camp der UN-Friedensmission MINUSMA in Kidal im Norden des Landes mit Raketen beschossen. Drei Menschen kommen ums Leben - ein tschadischer Blauhelmsoldat und zwei Kinder. "Es ist unklar, ob die beiden Attentate in irgendeiner Beziehung zueinander stehen", so Paul Melly von Chatham House, einem Think Tank, der auf internationale politische Analysen spezialisiert ist. "Aber sie verbindet die gleiche Ideologie. Beide Angreifer waren Dschihadisten."

MINUSMA Soldaten UN Mission Mali
Unter Beschuss: UN-Soldaten in MaliBild: AFP/Getty Images

Die UN-Militärmission MINUSMA ist besonders oft Zielscheibe von Angriffen. Bereits im Januar dieses Jahres war ein Stützpunkt an der Grenze zu Mauretanien angegriffen worden. Damals hatte sich die Terroristengruppe Al-Kaida im Islamischen Maghreb (AQIM) dazu bekannt. Anschläge wie diesen schüren auch Spannungen zwischen der MINUSMA und der Zivilbevölkerung: Aus Angst vor Attentaten schotten sich die Blauhelme mehr und mehr ab. Dabei sollen sie eigentlich die Zivilbevölkerung beschützen. Die dürfte nach den Anschlägen am Wochenende noch mehr verunsichert sein.

Islamisten sind nicht an Friedensgesprächen beteiligt

Erst vor gut einer Woche hatten die malische Regierung und Tuareg-Rebellen unter der Vermittlung Algeriens ein Friedensabkommen ausgehandelt. Während Bamako direkt eingewilligt hatte, wollten die wichtigsten Rebellengruppen noch die Zustimmung ihrer Basis einholen. Zu ihnen gehören die Nationale Bewegung zur Befreiung des Azawad (MNLA) und die arabische Bewegung des Azawad (MMA). 'Azawad' nennen sie das Gebiet im Norden Malis, für das sie Autonomie fordern. Nun wenige Tage nach den Verhandlungen erschütterte der Anschlag die Hauptstadt.

Mali Tuareg MLNA
Wollen vor dem Friedensschluss erst die Bevölkerung befragen: Tuareg-Rebellen der MLNABild: Kenzo Tribouillard/AFP/Getty Images

Man müsse klar unterscheiden zwischen den islamistischen Attentätern und den Rebellengruppen, die für einen autonomen Staat im Norden eintreten, sagt Paul Melly von Chatham House. "Es gibt politische Verhandlungsgespräche zwischen der malischen Regierung und den Tuareg-Rebellen. In diesen Friedensprozess sind islamistischen Gruppen jedoch nicht eingebunden und sie haben auch kein Interesse daran." Die Islamisten sind in der Sahelzone aktiv: ein riesiger, dünn besiedelter Lebensraum ohne staatliche Kontrolle. Hier verdienen sie vor allem durch den illegalen Drogen- und Waffenhandel. Politischer Stabilität und geordneten Strukturen stehen ihren Interessen im Weg.

Europäer im Visier der Dschihadisten

Seit mehreren Jahren hatte es keine gezielten Angriffe auf westliche Zivilisten in Mali gegeben. David Zounmènou, Analyst am Institut für Sicherheitsstudien in Pretoria, befürchtet, solche Angriffe könnten in Zukunft zunehmen. Man müsse die Sicherheit an den Orten verbessern, die zur Zielscheibe werden könnten, wie Hotels, Botschaften, Cafés oder Restaurants. Orte, die Ausländer und Europäer besuchen. Denn auf die hätten es die Islamisten abgesehen: "Wenn man einen Europäer angreift, ist die Aufmerksamkeit garantiert."

Ansar Dine Kämpfer in Mali Foto: REUTERS/Adama Diarra/Files
Nicht mit am Verhandlungstisch: Islamistische Rebellengruppen wie Ansar DineBild: REUTERS

Es ist weiter unklar, ob die Tuareg-Rebellen den Friedensvertrag bis Ende des Monats unterzeichnen werden. Doch auch eine Einigung zwischen ihnen und der malischen Regierung dürfte die Dschihadisten wohl kaum davon abhalten, weitere Attentate zu verüben.

Mitarbeit: Fréjus Quenum und Eunice Wanjiru