"Mangkhut" wütet an Chinas Küste
16. September 2018Entwurzelte Bäume, überflutete Straßen und fast völliger Stillstand im Flugverkehr: Nachdem "Mangkhut" auf den Philippinen mehr als 20 Menschen das Leben kostete, hat der Taifun seine Zerstörungskraft auch im Süden Chinas entfaltet. Das nationale Wetteramt gab die höchste Taifun-Alarmstufe aus und warnte vor dem möglicherweise stärksten Taifun dieses Jahres an der chinesischen Küste. Zehntausende Menschen wurden in Sicherheit gebracht und Schiffe zurück in die Häfen beordert.
In Hongkong geht fast nichts mehr
Die Millionenmetropole Hongkong kam beinahe vollständig zum Stillstand. Fernsehsender zeigten Bilder von überfluteten Straßen und starken Regenfällen, die sich über der Stadt ergossen. Heftiger Wind riss Bäume um, zerstörte Fensterscheiben und brachte einen Baukran zum Einsturz. Mehrere Hochhäuser sollen laut Augenzeugen sogar ins Wanken geraten sein.
Hunderte Flüge wurden gestrichen, der Nahverkehr eingeschränkt und Bewohner aus tief liegenden Gebieten in Sicherheit gebracht. Das Wetteramt warnte vor Sturmfluten und Überschwemmungen, die noch schwerere Verwüstungen anrichten könnten als Taifun "Hato" im vergangenen Jahr.
Auch die für ihre Casinos- und Luxushotels berühmte Stadt Macau ging vor dem Taifun in Deckung. Hier waren durch "Hato" - der schlimmste Taifun seit 50 Jahren - mindestens zehn Menschen ums Leben gekommen. Behörden ordneten die Schließung der Casinos an.
Mehr als hundert Tote auf den Philippinen?
Die Zahl der Taifun-Opfer auf den Philippinen stieg unterdessen laut den Behörden auf mindestens 25. Er wird befürchtet, dass bis zu hundert Menschen durch den Wirbelsturm ums Leben gekommen sein könnten. Mehrere Menschen würden vermisst, sagte ein philippinischer Regierungsvertreter. Ein Erdrutsch habe eine von Bergwerksarbeitern bewohnte Baracke unter sich begraben, sagte der Bürgermeister der Stadt Itogon. In dem Haus hätten sich mindestens 40 Menschen aufgehalten. 32 weitere Bewohner seiner Stadt seien wahrscheinlich ebenfalls ums Leben gekommen.
Die meisten der bislang registrierten Opfer stammten aus der im Norden des Landes liegenden Region Cordillera, darunter eine sechsköpfige Familie, deren Haus in Baguio City durch einen Erdrutsch verschüttet wurde. Eine vierköpfige Familie wurde in der Provinz Nueva Vizcaya getötet - ebenfalls durch einen Erdrutsch. In der Provinz Kalinga wurde ein Mann von einem herabstürzenden Felsbrocken getötet.
Einige der Opfer hätten sich der Anweisung zur Evakuierung widersetzt, erklärte Regierungsberater Francis Tolentino bei einem Besuch von Präsident Rodrigo Duterte in Tuguegarao - eine der am härtesten getroffenen Städte. "Alle Behörden haben ihr Möglichstes getan, um die Evakuierungen voranzutreiben, aber einige Regionen sind wirklich sehr abgelegen."
Am Samstagmorgen war der Taifun begleitet von starken Regenfällen mit voller Wucht im Norden der Philippinen auf Land getroffen, knapp 400 Kilometer nördlich der Hauptstadt Manila. Dabei schwächte er sich mit Windgeschwindigkeiten von 170 Kilometern pro Stunde etwas ab. Böen erreichten fast 290 Kilometer pro Stunde. Der Sturm entwurzelte Bäume, zerstörte Häuser und löste zahlreiche Erdrutsche aus. Mehr als vier Millionen Menschen waren nach Angaben der Behörden ohne Strom. Insgesamt sollen mindestens 5,2 Millionen Menschen von dem Sturm betroffen sein. Das Rote Kreuz der Philippinen geht aufgrund der Zerstörungskraft sogar von bis zu zehn Millionen aus.
Die Philippinen werden jedes Jahr von etwa 20 Taifunen heimgesucht. Einer der stärksten Taifune der vergangenen Jahre war "Haiyan" im November 2013: Damals starben mehr als 6300 Menschen, mehr als vier Millionen verloren ihr Zuhause.
"Mangkhut" ist nach Einschätzung des Rückversicherers Munich Re weit gefährlicher für die Bevölkerung als Ex-Hurrikan "Florence" an der US-Ostküste. "Humanitär ist 'Mangkhut' das ernstere Ereignis", sagte Ernst Rauch, Leiter der Klimaforschung des weltgrößten Rückversicherers.
Wassermassen an der US-Ostküste
Dessen ungeachtet hat Tropensturm "Florence" die US-Ostküste weiter fest im Griff. Der Sturm büßte über den Bundesstaaten North und South Carolina zwar an Kraft ein, nicht aber an Gefährlichkeit: "Florence" sorgte für verheerende Überschwemmungen und Sturmfluten. Laut US-Medien kamen 13 Menschen ums Leben. Die Behörden warnten vor "gigantischen Regenfällen" noch bis Montag.
Der Gouverneur von North Carolina, Roy Cooper, bezeichnete das Unwetter als "Jahrtausend-Ereignis". US-Präsident Donald Trump will sich in der kommenden Woche persönlich ein Bild von der Lage machen.
haz/pgr/sam (dpa, rtr, afp, ap)