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Maoisten legen Nepal lahm

23. August 2004

Mao, der chinesische Revolutionär, ist ihr Idol. In seinem Namen versetzen die "Maoistischen Rebellen" Nepal in Unruhe. Seit Mittwoch (18.8.) blockieren sie die Hauptstadt Kathmandu.

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Die "Maoistischen Rebellen" fordern das Ende der MonarchieBild: AP

Am Freitag (20.8.) haben die maoistischen Rebellen zwei Bomben in Kathmandu gezündet. Sie schossen einen Polizisten an, der ein Behördengebäude in der Innenstadt bewachte. Durch ihre Aktion brachten die Rebellen den Verkehr auf allen Zufahrtsstraßen zum Erliegen. Das Innenministerium rief die Bevölkerung unterdessen auf, ihren Alltagstätigkeiten wie gewohnt nachzugehen.

Mit der "unbefristeten Blockade" protestiert die Guerilla gegen die Tötung mehrerer ihrer Führungsmitglieder durch die nepalesische Armee. Und sie fordern Friedensgespräche - zu ihren Bedingungen. Die nepalesische Regierung rief die Maoisten unterdessen zu Verhandlungen über ein Ende der Blockade auf. Die Regierung treffe derzeit alle notwendigen Vorbereitungen für Gespräche, sagte der stellvertretende Regierungschef Bharat Mohan Adhikary am Donnerstag (19.8.).

Umstrittener König

Bislang operierten die Maoisten vor allem auf dem Land. Die jetzige Blockade in Kathmandu wird als Versuch der Aufständischen verstanden, Stärke zu demonstrieren. Seit acht Jahren kämpfen sie mit Waffengewalt für eine politische und wirtschaftliche Neuordnung des Königreiches. Die Maoisten fordern volksdemokratische Verhältnisse in Nepal. Der Monarch soll allenfalls eine symbolische Rolle haben. Von dem Mehrparteienparlament, das 1990 von einer Volksbewegung erzwungen wurde, halten sie wenig. Das Parlament wurde allerdings auch von König Gyanendra häufig ignoriert. Premierminister setzte er nach Gutdünken ein. Gegen seine Politik protestieren große Teile der Bevölkerung.

Immer wieder kommt es zu Auseinandersetzungen zwischen König Gyanendra und den verschiedenen Parteien. Davon profitieren die Maoisten. Denn die Streitigkeiten lähmen die politische Führung Nepals. Seit Monaten bemüht sich die Opposition, den Herrscher davon zu überzeugen mit den Maoisten zu verhandeln, um den Konflikt zu beenden. Mehrere Friedensgespräche sind bereits geplatzt. Jetzt fordern die Rebellen Friedensverhandlungen unter internationaler Beobachtung. Das akzeptiert König Gyanendra nicht. Er befürchtet, dass Verhandlungen die maoistischen Kämpfer international aufwerten und zu einer Schwächung der Monarchie führen könnten.

Maoisten contra Militär

In dem Bürgerkrieg zwischen der Armee und den Maoisten wurden bisher mindestens 12.000 Menschen getötet. Tausende von Personen wurden verschleppt, rund 400.000 Nepalesen aus ihren Dörfern vertrieben. Auch die Regierung wird für massive Menschenrechtsverletzungen verantwortlich gemacht. Beide Seiten kämpfen mit immer schwereren Waffen. Das Militär ist zwar wesentlich größer und besser ausgerüstet, aber gegen die Rebellen kommt es trotzdem nicht an. Sie konnten ihre Macht kontinuierlich ausbauen. Weite Teile des nepalesischen Westens stehen unter ihrem Kommando. Die Regierung kontrolliert nur noch die größeren Städte des Landes.

In den entlegenen Gebieten haben die Maoisten schon eigene Schulen errichtet. Von hier aus bauen sie ihre Macht kontinuierlich aus - mit terroristischen Methoden. Berichten von Beobachtern zufolge, ermorden sie Bürgermeister und zwingen Repräsentanten der Regierung zum Rücktritt. Wer nicht folgt, wird getötet. Gleichzeitig versuchten sie die Bevölkerung systematisch zu indoktrinieren. Sie zwingen Tausende von Menschen, an "Umlernkursen" in den Maoisten-Camps teilzunehmen.

China distanziert sich

Nepal gehört zu den ärmsten Staaten der Welt. Mehr als die Hälfte der 24 Millionen Nepalesen sind Analphabeten. Es gibt etwa 60 Ethnien und 70 verschiedene Sprachen. 70 Prozent der Bevölkerung werden vom brahmanisch beherrschten Kastensystem nicht als gleichwertig anerkannt. Auch die Führungskader der Maoisten sind vorwiegend Brahmanen.

China beschuldigt die Rebellen in Nepal, den Namen Maos zu entehren. Diese werfen wiederum der chinesischen Führung vor, Maos Ideale verraten zu haben. Einen Teil ihrer Ausrüstung beziehen die Rebellen über die nördliche Grenze Chinas. China versichert aber, keine Kontakte zu ihnen zu unterhalten. Allerdings bezeichnet China die Maoisten lediglich als "regierungsfeindliche Gruppe", während sie in Nepal und Indien nach offiziellem Sprachgebrauch "Terroristen" genannt werden. Von offizieller Seite heißt es, chinesische und nepalesische Truppen würden die Maoisten gemeinsam bekämpfen. (ern)