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Marcinkowski: "Franziskus soll in Korea zu Versöhnung aufrufen"

Stefan Dege11. August 2014

Der Papst besucht am Donnerstag (14.08.2014) Südkorea. Dabei will er auch das schwere Schicksal der nordkoreanischen Christen ansprechen. Christoph Marcinkowski vom Hilfswerk Missio hofft auf deutliche Worte.

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Papst Franziskus in Sibari - Foto: REUTERS/Giampiero Sposito
Bild: Reuters

DW: Herr Marcinkowski, mit der Papst-Reise nach Südkorea rückt auch die Lage der nordkoreanischen Christen wieder in den Fokus. Wie geht es den Christen dort?

Christoph Marcinkowski: Die Hoffnung war ja, dass es mit dem Machtwechsel vom Vater zum Sohn - von Kim Jong-Il zu Kim Jong-Un - zu einer Öffnung Nordkoreas kommt. Doch was die Christen angeht, ist keine Veränderung festzustellen: Sie haben nach wie vor absolut keine Religionsfreiheit. Es gibt in der Hauptstadt Pjöngjang einige christliche Kulturstätten - eine katholische, zwei protestantische Kirchen - sowie vier buddhistische Tempel. Über andere Teile des Landes wissen wir eigentlich nicht viel. In Nordkorea wird die Religion im Allgemeinen und das Christentum im Besonderen als ausländische Einmischung und als Bedrohung empfunden. Es gibt Gefangenen- und Konzentrationslager. Der Besitz von Bibeln kann mit dem Tode bestraft werden und wurde auch mit dem Tode bestraft. Gleich nach der kommunistischen Machtübernahme 1950 wurden viele katholische Bischöfe in Konzentrationslager gebracht. Heute kann man davon reden, dass das Christentum in Nordkorea nicht mehr existiert.

Wie viele Christen leben heute in Nordkorea?

Der Staat sagt, es gibt 4000 Katholiken und 11.000 Protestanten. Es gibt andere Quellen wie beispielsweise "Kirche in Not", die von 300 praktizierenden Katholiken sprechen. Man kann sagen: Die Kirche ist total zerschlagen worden.

Christoph Marcinkowski, Copyright: missio Aachen
Marcinkowski: "Christentum in Nordkorea existiert nicht mehr"Bild: missio Aachen/j. F. Klam/Berlin

Woher bekommen Sie Ihre Informationen?

Informationen bekommen wir teilweise von Überläufern, die nach Südkorea geflohen sind.

Wie funktioniert die Unterdrückung der Christen konkret?

Es herrscht absolutes Misstrauen in der Gesellschaft. Die Staatssicherheit spioniert bis in die Familien hinein. Schon für kleinste Straftaten wird die Todesstrafe verhängt, um Kirche erst gar nicht entstehen zu lassen. Bei der katholischen Kirche wird vor allem die Verbindung zum Ausland gesehen. Sie wird somit nie als eigenständige Bewegung, sondern immer als Einmischung des Auslands betrachtet.

Hat der Vatikan oder haben Sie direkte Kontakte nach Nordkorea?

Ich kann nur für Missio sprechen. Wir haben solche Kontakte nicht.

Was erwarten Sie von dem Besuch von Papst Franziskus nach Südkorea?

Aus der Perspektive von Missio erwarte ich Aufwind für die Debatte über Religionsfreiheit in ganz Asien, denn der Papst trifft mit vielen Bischöfen aus allen Teilen Asiens zusammen. Soweit ich weiß, ist ein Besuch an der Demarkationslinie nicht mehr geplant. Das finde ich gut.

Nordkoreanische Christen beim Beten - Foto: Open Doors
Christen in Nordkorea praktizieren ihren Glauben in steter Angst vor RepressalienBild: Open Doors

Warum?

Man sollte den Weg der kleineren Schritte gehen. Ein Grenzbesuch könnte als Provokation aufgefasst werden.

Welchen Appell sollte der Papst äußern?

Der Papst ist ein Glaubensführer, ein Repräsentant der Versöhnung. Ein Aufruf zur Versöhnung in der Kathedrale wäre wichtig. Er wird das Schicksal der Verfolgten, das Thema der Konzentrationslager ansprechen. Und er wird deutliche Worte finden. Momentan reden wir viel von Christenverfolgung in Syrien und Irak. Dabei vergessen wir den asiatischen Kontinent. Dabei ist Nordkorea die Nummer eins auf dem Weltverfolgungsindex.

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Dr. Christoph Marcinkowski ist Leiter der Fachstelle Menschenrechte und Religionsfreiheit beim internationalen katholischen Hilfswerk Missio in Aachen.