Mary Fowler und neue Zuversicht der "Matildas"
19. März 2023Als die "Matildas" im Februar nach einem 3:2-Sieg gegen Spanien vom Platz gingen, lag ein Hauch von Erlösung in der Luft. Nur wenige Monate vor der Fußball-WM im eigenen Land zeigte die Frauen-Nationalmannschaft Australiens vor heimischem Publikum, dass sie mit einer der besten Ballbesitz-Mannschaften der Welt nicht nur mithalten, sondern sie sogar übertrumpfen kann. Nach einigen schwierigen Jahren unter Trainer Tony Gustavsson, die von schlechten Ergebnissen und wenig überzeugenden taktischen Konzepten geprägt waren, haben sich die "Matildas" gerade rechtzeitig gefangen.
"Wir haben einen steinigen Weg hinter uns, auf dem man vielleicht nicht voraussehen konnte, dass wir jetzt da stehen, wo wir stehen. Das Timing war perfekt", sagt Mary Fowler, eines der aufstrebenden australischen Fußball-Talente, der DW. Mit drei Siegen und zehn Toren gegen Spanien, Jamaika und die Tschechische Republik gewann Australien den "Cup of Nations", ein ideales Aufwärmturnier für die WM im eigenen Land und in Neuseeland, die am 20. Juli beginnt. "Das verleiht uns ein wirklich gutes Momentum für die Weltmeisterschaft", findet Fowler.
Teamgeist und Hochgeschwindigkeitsfußball
Hinter der Mannschaft liegt alles andere als eine ruhige Entwicklung. Fünf Monate vor der Weltmeisterschaft 2019 in Frankreich war Nationaltrainer Alen Stajcic entlassen worden. Unter Interimscoach Ante Milicic scheiterten die mit großen Ambitionen in die WM gestarteten "Matildas" bereits im Achtelfinale.
Ende September 2020 übernahm Gustavsson den Trainerposten. Doch auch unter dem Schweden lief es nicht rund: Elf Niederlagen, fünf Unentschieden und nur acht Siege lautet die Bilanz des australischen Nationalteams in 24 Spielen unter Gustavsson. Beim Asien Cup Anfang 2022 in Indien scheiterte Australien bereits im Viertelfinale, im Juni 2022 gingen die "Matildas" beim 0:7 in einem Testspiel in Spanien regelrecht unter. Die Rufe nach einer Entlassung Gustavssons wurden lauter.
Doch jetzt scheint der Knoten endlich geplatzt zu sein. "Wir sind sehr gut zusammengewachsen und haben großes Vertrauen in unsere Fähigkeiten als Team", sagt Fowler. "Und wenn man dazu noch gute Ergebnisse erzielt, sorgt das für Vertrauen - in sich selbst, die Mitspielerinnen, den Trainer und den gesamten Prozess, den wir mit dem Team durchlaufen wollen." Der Teamgeist stimmt. Zudem hat Gustavsson die Mannschaft so eingestellt, dass sie taktisch flexibel ist. Ihre große Stärke ist das Offensivspiel, dort zeigen die Matildas Hochgeschwindigkeitsfußball.
Dass Mary Fowler, die als eines der größten Talente des Weltfußballs gilt, immer noch auf der Bank sitzt, unterstreicht, wie breit der australische Kader aufgestellt ist. Er besteht aus einer gesunden Mischung aus Routiniers, Stars im besten Alter und jungen, hungrigen Spielerinnen, die voller Zuversicht auf die Weltmeisterschaft zusteuern. "Jede von uns hat nur das Gewinnen im Kopf", sagt Fowler. "Aber im Trainingslager versuchen wir, uns zu konzentrieren. Denn man darf nicht an das Finale denken, wenn man die Gruppe noch nicht überstanden hat."
Zweiter WM-Auftritt mit erst 20 Jahren
Fowler, im Februar 20 Jahre alt geworden, gehört zu den Hoffnungsträgerinnen des australischen Fußballs. Bereits mit 15 gab sie ihr Länderspieldebüt, mit 16 Jahren spielte sie bei der WM 2019 mit, mit 17 wechselte sie zum französischen Erstligisten Montpellier HSC. Fowler hat sich den Ruf einer kreativen und dribbelstarken Stürmerin erarbeitet, die keinem Zweikampf aus dem Weg geht. Gleichzeitig hat die Offensivspielerin, die beidfüßig schießen kann, den Blick für ihre Mitspielerinnen. Viele sehen in ihr eine künftige Spielmacherin.
"Ich spiele gerne auf der 9 und auch auf der 10", sagt Fowler. "Es ist nicht schlecht, auf mehreren Positionen spielen zu können. Damit erhalte ich viel besseres Verständnis für das Spiel als Ganzes." Im vergangenen Sommer wechselte sie zum englischen Spitzenklub Manchester City. Seitdem hat sie zwar weniger Einsatzzeiten, doch das Training und Zusammenspiel mit einigen Weltklassespielerinnen hat auch ihr Niveau gehoben. "Es spornt dich an, besser zu werden, wenn du genau siehst, wo die Spitze ist", sagt Fowler. "Das Niveau in diesem Team ist sehr hoch, so dass man von jedem etwas lernen kann."
Fowler freut sich auf die Heim-WM: "Es ist wirklich aufregend, und es wäre eine Ehre, wenn ich die Chance bekäme, zu spielen. Wir wollen einfach auf unseren jüngsten Ergebnissen aufbauen, als Team zusammenbleiben und weiterkommen." Im nächsten Schritt werden sich die "Matildas" mit zwei Turnierfavoriten messen. Für die WM setzt sie auf den Heimvorteil. "Es wird ein großartiges Turnier. Und dass wir es zu Hause mit so viel Unterstützung und den Fans im Rücken austragen können, wird uns ganz bestimmt helfen."
Der Artikel wurde aus dem Englischen adaptiert.