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Massaker auf Flüchtlingsboot

23. Juli 2014

Furchtbare Tat auf dem Mittelmeer: Auf einem Flüchtlingsboot auf dem Seeweg nach Italien sollen mehr als 100 Menschen ermordet worden sein. Die italienische Polizei nahm fünf Tatverdächtige fest.

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Archivbild von einem Flüchtlingsboot vom 17.03.2014 (Foto: picture alliance/ROPI)
Bild: picture alliance / ROPI

Den fünf Männer im Alter zwischen 21 und 32 wird wird vorgeworfen, an Bord eines Flüchtlingsschiffs auf dem Seeweg nach Italien ein regelrechtes "Massaker" verübt zu haben, berichten italienische Medien. Sie sollen mehr als hundert Menschen über Bord geworfen haben, viele der Opfer sollen zuvor erstochen worden sein.

Italienische und maltesische Marineschiffe hatten am 19. Juli vor der Insel Lampedusa mehr als 560 Menschen von Bord des Flüchtlingsschiffs geborgen. Auf dem völlig überladenen Schiff wurden zudem die Leichen von 29 Menschen entdeckt, die offenbar von der Besatzung im Schiffsinnern eingeschlossen worden waren und dort der Hitze erlagen oder an Motorabgasen erstickten. Unter den Opfern war auch ein Säugling.

Streit auf dem überfüllten Schiff

Augenzeugen berichteten später der Polizei in der sizilianischen Hafenstadt Messina, im Innern des Schiffs eingeschlossene Flüchtlinge seien wegen der Hitze und Enge in Panik geraten, hätten die Tür zum Deck aufgebrochen und seien auf die Brücke gestürmt. Dort sei es zum Streit mit einer anderen Gruppe gekommen über die Frage, ob sie die Reise trotz der Probleme fortsetzen oder nach Tunesien zurückkehren sollten.

Offenbar in der Absicht, ein Sinken des Schiffs zu verhindern, wurden 50 Menschen über Bord geworfen und 60 weitere erstochen und dann ins Meer geworfen. Den Medienberichten zufolge handelte es sich bei den der Tat verdächtigten Festgenommenen um einen Syrer, zwei Marokkaner, einen Palästinenser und einen Saudi-Araber. Drei von ihnen hätten fliehen wollen und bereits Bustickets nach Mailand in der Tasche gehabt.

Menschenschmuggler festgenommen

Am Montag waren bereits drei tunesischen Schmuggler festgenommen worden, die offenbar nichts unternommen hatten, um die Gewalt zu stoppen. Die meisten der Flüchtlinge an Bord waren Syrer. Nach Angaben der italienischen Nachrichtenagentur Ansa hatten die Schmuggler 1000 bis 2000 Dollar von den arabischen Flüchtlingen für einen Platz an Deck und 250 bis 500 Dollar von afrikanischen Flüchtlingen für einen Platz im Frachtraum gefordert.

Wegen des ruhigen Sommerwetters nahm die Zahl der Flüchtlinge, welche die gefährliche Überfahrt nach Italien wagen, zuletzt deutlich zu. Allein in den vergangenen Tagen nahm die italienische Marine fast 1800 Menschen an Bord. Im laufenden Jahr erreichten bereits mehr als 80.000 Flüchtlinge Italien, deutlich mehr als im bisherigen Rekordjahr 2011 mit 63.000 Ankömmlingen übers Gesamtjahr.

Italiens Marine überwacht das Mittelmeer seit Monaten im Rahmen der Operation «Mare Nostrum» (Unser Meer). Der Einsatz wurde gestartet, nachdem im vergangenen Jahr hunderte Menschen beim Versuch gestorben waren, die EU über das Mittelmeer zu erreichen. Italien wie auch andere Mittelmeeranrainer der EU fühlen sich mit dem wachsenden Ansturm von Flüchtlingen von den übrigen EU-Staaten im Stich gelassen.

cr/gmf (afp, ansa)