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Protestmarsch gegen Xenophobie in Südafrika

Subry Govender, Theresa Krinninger16. April 2015

In Durban sind tausende Menschen auf die Straße gegangen. Sie protestierten gegen Ausländerfeindlichkeit. Mindestens vier Menschen starben in den vergangenen zwei Wochen bei fremdenfeindlichen Angriffen.

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Friedensmarsch in Durban Südafrika AFP PHOTO /STRINGER
Bild: Getty Images/Afp

"Nieder mit Fremdenhass" und "Ein vereintes Afrika" riefen die Demonstranten, als sie mit bunten Transparenten und Südafrikaflaggen durch die Küstenstadt marschierten. In Johannesburg, wo ausländerfeindliche Proteste stattfanden, feuerten Polizeikräfte mit Tränengas und Gummigeschossen auf eine Gruppe von etwa 200 Demonstranten. Die Lage bleibt angespannt.

Südafrikas Präsident Jacob Zuma verurteilte die ausländerfeindlichen Übergriffe. Er sagte, dass keine Frustration, sei sie noch so groß, die Angriffe auf ausländische Geschäfte rechtfertige. Die Attacken verletzten die südafrikanischen Werte, so Zuma.

Nach einer Angriffswelle vergangene Woche in Durban, die auf Ladenbesitzer vor allem aus Äthiopien, Malawi und Somalia abzielte, suchten mehr als 1000 Immigranten Schutz in einem polizeibewachten Auffanglager. Vier Menschen wurden bei den Übergriffen getötet, darunter auch ein 14-jähriger Jugendlicher. Auch in Johannesburg und weiteren Teilen des Landes kam es zu fremdenfeindlichen Ausschreitungen.

Ein Migrant berichtete: "Sie begannen, uns zu verprügeln, unsere Läden zu plündern und nahmen unsere Sachen weg. Die Polizei brachte die Situation aber nicht unter Kontrolle. Sie hat uns zur Polizeiwache begleitet."

Auslöser – Aufruf des Zulu-Königs

Südafrika Fremdenfeindliche Ausschreitungen . AFP PHOTO / MUJAHID SAFODIEN
Migranten verlassen ihre Shops: nur unter PolizeischutzBild: Marco Longari/AFP/Getty Images

Alles begann vor zwei Wochen mit einer Rede des Zulu-Königs Goodwill Zwelithini, die von lokalen Medien übertragen wurde. Zwelithini sagte, Ausländer nähmen den Südafrikanern Jobs weg und sollten deshalb das Land verlassen. Zwar behauptet Zwelithini, dass man ihn falsch verstanden habe. Dennoch hatte sein Aufruf schlimme Folgen. Traditionelle Führer sind nach wie vor sehr einflussreich, erläutert der südafrikanische Politikberater Ralph Mathekga. Sie genießen von ihren Gemeinden viel Achtung und Vertrauen.

Xenophobie ist in Südafrika keine Neuheit. Bereits 2008 starben 62 Menschen in einer Gewaltwelle. Seitdem nehmen die Angriffe gegen Ausländer zu.

Zielscheibe - Afrikanische Immigranten

Südafrika hat 50 Millionen Einwohner, fünf Millionen sind Immigranten, viele aus afrikanischen Nachbarländern. Vergangenes Jahr verzeichnete Südafrika ein Wirtschaftswachstum von nur 1,5 Prozent. Gleichzeitig liegt die Arbeitslosenquote bei 25 Prozent, die Jugendarbeitslosigkeit sogar bei 50 Prozent. Junge Südafrikaner machen ihre afrikanischen Nachbarn aus Malawi, Mosambik oder Simbabwe dafür verantwortlich, ihnen Arbeitsplätze und Geschäftsmöglichkeiten wegzunehmen.

Obwohl in Durban auch Menschen aus Pakistan angegriffen wurden, zielen die Angriffe bisher hauptsächlich auf afrikanische Immigranten. Mathekga erklärt, dass besonders jene angegriffen würden, die erfolgreiche Geschäfte führten und gut in die Gesellschaft integriert seien. Es sei aber nicht klar, wer genau hinter den Angriffen stecke. Mathekga geht von Gruppen aus der direkten Nachbarschaft aus.

Gewalt gegen Einwanderer in Johannesburg EPA/KIM LUDBROOK
Demonstranten in Johannesburg fordern ausländische Ladenbesitzer auf, zu gehenBild: picture alliance/dpa/K. Ludbrook

Die südafrikanische Regierung hinkt hinterher

Jacob Zuma beauftragte mehrere Minister, für Ordnung zu sorgen. Seit den Vorfällen von 2008 unternahm die Regierung Südafrikas zu wenig, die Gewalt zu stoppen. Zuma räumte zuletzt ein, dass die südafrikanischen Behörden es versäumt hätten, die Gründe für die Ausländerfeindlichkeit anzugehen.

"Allein letztes Jahr sind mehr Menschen ums Leben gekommen, als während der Ausschreitungen 2008", beklagt Aileen Magishu, Sprecherin des Forums der Afrikanischen Diaspora in Yeoville in Südafrika. Die Regierung tue aber nur wenig. Laut Magishu setzen sich nur das Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen und einige NGOs für eine Integration von Migranten ein.

Nach dem Ende der Apartheid 1994 hatte Südafrika die Grenzen für Afrikaner geöffnet und den Visumszwang abgeschafft. Seit vielen Jahren ist die südafrikanische Wirtschaft, und besonders der Bergbausektor, von ausländischen Arbeitskräften abhängig. Zudem soll die Südafrikanische Entwicklungsgemeinschaft (SADC) den freien Verkehr von Kapital und Dienstleistungen in der Region fördern. Ein Austausch mit afrikanischen Nachbarn ist von Wirtschaft und Politik also ausdrücklich erwünscht. Für Mathekga ist ausländerfeindliche Gewalt gerade deshalb für Südafrika ein Rückschlag, weil sich die Südafrikaner mit ihrer Geschichte der Apartheid die Menschenrechte und Gleichberechtigung so hart erkämpfen musste.