Exodus nach Assad-Offensive in Südsyrien
26. Juni 2018Die Truppen des Präsidenten Baschar al-Assad sollen laut Beobachtern strategische Erfolge erzielt haben, nachdem sie immer mehr Kräfte für den Feldzug in die südlichen Grenzgebiete zusammengezogen haben. Syrische und russische Kampfflugzeuge flogen in den vergangenen Tagen Luftangriffe auf letzte von Rebellen kontrollierte Gebiete in der Provinz Daraa.
Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte berichtete von mehr als 130 Attacken auf die Region allein seit Dienstagmorgen. Die Beobachter meldeten russische und syrische Luftangriffe, die auch die Stadt Daraa selbst getroffen hätten. Zudem seien Fassbomben aus Hubschraubern abgeworfen worden.
Nach Angaben der Vereinten Nationen wurden durch die Bombardements und die Gefechte mit massivem Artillerieeinsatz mindestens 45.000 Menschen in die Flucht getrieben. Möglicherweise sei die Zahl der Flüchtlinge sogar noch höher, sagte die Vertreterin des UN-Büros für die Koordinierung humanitärer Hilfe (OCHA) in Syrien, Linda Tom. Es handelt sich demnach um die bislang größte Fluchtbewegung aus Daraa.
Jordaniens "eigene Interessen"
Die meisten Menschen fliehen laut OCHA-Sprecher Jens Laerke aus östlichen Teilen von Daraa nach Süden zur abgeriegelten jordanischen Grenze. Das Nachbarland, das bereits 660.000 registrierte Migranten aus Syrien verzeichnet, will keine weiteren Flüchtlinge mehr aufnehmen. Außenminister Ayman Safidi teilte über Twitter mit, man führe Gespräche über ein Ende des Blutvergießens in Südsyrien, eine politische Lösung und eine Zukunft der Vertriebenen "innerhalb Syriens". Jordanien helfe, so gut es könne, müsse aber auch "die eigenen Interessen und die Sicherheit schützen".
Assad sucht Entscheidung
Die syrische Führung setzt auf eine Lösung wie bei den Rebellenhochburgen in Ost-Ghouta nahe Damaskus. Sie verhandelt über ihren Verbündeten Russland seit Wochen mit den Islamisten in den Provinzen Daraa und Kuneitra über die Übergabe der Gebiete unter deren Kontrolle. Zugleich verstärkt sie den militärischen Druck, um Verhandlungen und eine Kapitulation zu erzwingen. Die unter internationaler Vermittlung geplante sogenannte "Deeskalationszone" in Daraa war nie durchgesetzt worden.
Ein Sieg im Süden hätte für Assad auch symbolische Bedeutung. In Daraa hatten im März 2011 die Proteste gegen sein Regime begonnen. Angesichts des brutalen Vorgehens gegen die Demonstranten hatten sich die Proteste rasch aufs ganze Land ausgedehnt. Seither wurden während des Bürgerkriegs mehr als 350.000 Menschen getötet und Millionen Syrer in die Flucht getrieben.
SC/jj (APE, afpe, dpa)