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"Es waren zu viele Menschen"

Christoph Hasselbach24. September 2015

Hunderte Menschen sind nahe Mekka während der Hadsch, der islamischen Wallfahrt, bei einer Massenpanik gestorben. Osama bin Javaid ist als pakistanischer Pilger vor Ort und berichtet der DW von seinen Eindrücken.

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Saudi-Arabien: Pilger auf dem Weg zum Dschamarat in Mina (Foto: picture alliance/AP)
Pilger auf dem Weg zum Dschamarat in MinaBild: picture-alliance/AP Photo/M. Elshamy

Deutsche Welle: Osama bin Javaid, wie konnte diese Katastrophe passieren?

Osama bin Javaid: Wir haben im saudischen Fernsehen gesehen, dass eine große Anzahl Pilger nach Mina gekommen war, um Steine gegen die Dschamarat zu werfen (Pfeiler, an denen symbolisch der Teufel gesteinigt wird, Anm. d. Red.). Und daraus entstand irgendwie eine Massenpanik auf der Straße, die zu diesem Ort führt.

Gibt es einen Zusammenhang mit den Bauarbeiten in Mekka, bei denen vor knapp zwei Wochen ein Kran in die Große Moschee gestürzt ist und hundert Menschen erschlagen hat?

Nein, da gibt es gar keine Verbindung. Wenn Sie sich Mekka und Mina auf der Karte anschauen und die Große Moschee in Mekka, dem Heiligsten Ort des Islam mit der Kaaba, wo der Kran umgefallen ist, dann sehen Sie, dass Mekka und Mina rund sechs Kilometer voneinander entfernt sind. Zu Beginn der Hadsch reisen die Pilger in die kleine Stadt Mina - also, das ist ein völlig anderer Vorfall, ohne Zusammenhang. Meine persönliche Meinung ist, dass da einfach eine große Zahl Menschen versucht hat, zum gleichen Zeitpunkt wegzukommen und dann hat sich einfach niemand vorwärts bewegt - das hat die Massenpanik ausgelöst.

Saudi Arabien: Ein Kran stürzt auf die Große Moschee in Mekka (Foto: picture alliance/dpa)
Unfall vor zwei Wochen: Ein Kran stürzt auf die Große Moschee in MekkaBild: picture-alliance/dpa/AA/O. Bilgin

Diese Katastrophe ist leider nicht die erste Massenpanik während der Hadsch. Die Behörden haben gerade das Gelände neu gestaltet und eine riesige Brücke an der Stelle gebaut, wo die Steinigung des Teufels stattfindet. Reichen diese Veränderungen nicht aus?

Es hat sehr viele Verbesserungen gegeben, und dieser Vorfall war ja nicht am gleichen Ort wie die jüngste Massenpanik vor einigen Jahren. Dort, in Mekka, ist der Wallfahrtsweg jetzt als Einbahnstraße organisiert und wenn Sie am Ende dahin zurückkehren wollen, wo Sie hergekommen sind, müssen sie ungefähr einen Kilometer laufen. Diese Veränderungen sind gut und sie funktionieren - aber es müssten wahrscheinlich einfach mehr sein, weil die Zahl der Pilger in den vergangenen Jahren stark angewachsen ist.

Zur Hadsch kommen in Mekka Millionen Menschen zusammen und es werden jedes Jahr mehr. Würden Sie sagen, dass solche Unglücke darum immer wieder passieren bzw. sich nur verhindern lassen, wenn weniger Pilger zugelassen werden?

Das ist etwas, das die Saudis nicht kontrollieren können. Sie sind die Hüter der Großen Moschee, und Muslime auf der ganzen Welt fühlen, dass sie ein Recht haben, sie zu besuchen. Die saudische Regierung teilt jedem Land eine bestimmte Quote zu - eine konkrete Anzahl an Pilgern, die an der Hadsch teilnehmen darf. Das ist also bereits eine Beschränkung, aber weil es so viele Muslime gibt, können die Saudis die Zahl derer, die kommen dürfen, nicht dramatisch senken. Dies scheint einfach ein weiterer tragischer Zwischenfall zu sein, der passieren kann, wenn so viele Menschen zusammenkommen.

Osama bin Javaid ist als pakistanischer Pilger zur Hadsch in Mekka.

Das Interview führte Christoph Hasselbach.