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Japan protestiert gegen neue Militärdoktrin

30. August 2015

Regierungschef Abe will Soldaten zu Kampfeinsätzen ins Ausland schicken. In der Bevölkerung stößt die Reform auf erheblichen Widerstand. Kritiker sehen eine Verletzung des in der Verfassung verankerten Pazifismus.

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Massendemonstration in Tokiogegen die Sicherheitspolitik von Premier Abe (Foto: rtr)
Bild: Reuters/T. Peter

Zu Zehntausenden haben sie sich im Zentrum der japanischen Hauptstadt Tokio versammelt, um gegen das Vorhaben von Ministerpräsident Shinzo Abe zu demonstrieren. Erstmals seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs will die konservative Regierung Militäreinsätze an der Seite der USA im Ausland ermöglichen. Vertreter aller Altersklassen kamen in den Straßen rund um das Parlamentsgebäude zusammen. Die Menge skandierte "Kein Krieg", "Schützt die Verfassung vor Shinzo Abe!" oder "Stoppt die Sicherheitsgesetze" und hielt entsprechende Plakate hoch.

Japan Tokio Proteste gegen die Sicherheitspolitik von Premierminsiter Shinzo Abe
Bild: picture-alliance/AA/D. Mareuil

120.000 Demonstranten in Tokio

Allein in Tokio waren nach Angaben der Veranstalter etwa 120.000 Teilnehmer unterwegs. Aber auch in anderen Städten machte die Bevölkerung ihrem Unmut Luft. Die Demonstration in der Hauptstadt war die größte seit dem Sommer 2012, als Zehntausende Japaner mit Blick auf den Gau in Fukushima gegen die weitere Nutzung von Atomkraft protestierten.

"Wir müssen dem Abe-Kabinett klar machen, dass die Öffentlichkeit die Reform nicht will. Lasst uns zusammenarbeiten, damit die entsprechenden Gesetze gekippt werden", rief der Chef der oppositionellen Demokratischen Partei, Katsuya Okada, vor den aufgebrachten Demonstranten.

Der konservative Premier Abe will den Alliierten künftig auch militärisch zur Seite stehen (Foto: Kyodo)
Der konservative Premier Abe will den Alliierten künftig auch militärisch zur Seite stehenBild: picture-alliance/dpa/MAXPPP

Kampfeinsätze im Ausland

Mitte Juli hatte das Unterhaus die neue Militärdoktrin gebilligt, die den sogenannten japanischen Selbstverteidigungskräften - wie die Armee genannt wird - Kampfeinsätze im Ausland zur Unterstützung der Verbündeten und zur Beilegung internationaler Konflikte gestattet. Die Regeln gelten als Neuinterpretation von Artikel 9 der pazifistischen Nachkriegsverfassung. Bisher beteiligen sich japanische Soldaten an internationalen Einsätzen nur logistisch oder humanitär.

Premier Abe will mit der Gesetzesänderung die Rolle der Streitkräfte stärken, insbesondere China gegenüber. In den vergangenen Wochen demonstrierten die Japaner immer wieder gegen die geplante politische Neuausrichtung. Die Gesetze werden derzeit in der zweiten Parlamentskammer, dem Oberhaus, diskutiert. Darüber abstimmen werden die Abgeordneten wohl Ende September.

se/fab (rtre, afpe, dpae, ape)