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Massenschlägerei in Erstaufnahme

6. Oktober 2015

In einem Hamburger Erstaufnahmelager ist ein Streit zu einer Massenschlägerei eskaliert. In Braunschweig gerieten bis zu 400 Flüchtlinge aneinander. In beiden Fällen standen sich verschiedene Nationalitäten gegenüber.

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Ein Streifenwagen der Bundespolizei mit eingeschaltetem Blaulicht (Symbolbild: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

Zwischen Flüchtlingen aus Afghanistan und Albanien ist es in einem Erstaufnahmelager in Hamburg zu einer Massenschlägerei gekommen. Etwa 60 Flüchtlinge seien am Dienstagabend in dem Lager im Stadtteil Wilhelmsburg aufeinander losgegangen. Einige seien mit Eisenstangen bewaffnet gewesen, zudem hätten Zeugen ausgesagt, dass ein Flüchtling auch eine Schusswaffe gehabt habe, sagte ein Polizeisprecher.

In der Landesaufnahmebehörde von Niedersachsen in Braunschweig kam es ebenfalls am Dienstagabend zu einer Auseinandersetzung zwischen 300 bis 400 Flüchtlingen. Wie die Polizei mitteilte, brach zwischen Algeriern und Syrern ein Streit wegen gestohlener Gegenstände aus. Verletzte gab es keine. Nach anderthalb Stunden konnte die Polizei mit rund 60 Beamten die Situation beruhigen. Ein Mann wurde festgenommen, der am Mittwoch dem Haftrichter vorgeführt wird.

Das Erstaufnahmelager in Hamburg-Wilhelmsburg Mitte September (Foto: dpa)
Das Erstaufnahmelager in Hamburg-Wilhelmsburg Mitte SeptemberBild: picture-alliance/dpa/C. Charisius

Bei der Schlägerei in Hamburg seien fünf Flüchtlinge verletzt worden, einer habe einen Stich in den Arm bekommen und musste ins Krankenhaus gebracht werden. Ob es sich um einen Messerstich handelte, war zunächst unklar. Die Polizei sei mit einem Großaufgebot vor Ort gewesen, um die streitenden Afghanen und Albaner zu trennen, sagte der Sprecher. 30 Polizeiwagen seien im Einsatz gewesen. Drei Männer wurden in Gewahrsam genommen. Schusswaffen oder Messer seien zunächst nicht gefunden worden.

Wieder aufgeflammt

Nachdem es der Polizei gelungen war, die Schlägerei zu beenden, habe kurz darauf noch ein Zelt gebrannt, sagte der Sprecher. Zwei Personen seien dabei durch Rauch verletzt worden. Ob es einem Zusammenhang mit der Schlägerei zuvor gab, war zunächst unklar. Es habe dort nach Drogen gerochen, sagte der Polizeisprecher.

Vorausgegangen war offenbar ein erster Streit am Nachmittag, wie der Polizeisprecher sagte. Die Polizei sei auch da bereits eingeschritten. Am Abend sei der Streit dann wieder aufgeflammt. Worum es genau ging, war laut Polizei zunächst unklar. Am späteren Abend habe sich die Lage dann beruhigt, Polizei sei jedoch weiter vor Ort.

"Viel Verniedlichung"

Ein Flüchtling, der nicht genannt werden wollte, sagte der Deutschen Presse-Agentur, es sei anfangs wohl um persönliche Rivalitäten gegangen. Später seien dann auf beiden Seiten immer mehr Männer dazugekommen, sagte der Mann, der nach eigenen Angaben aus Syrien stammt. Zwischen Afghanen und Albanern habe es bereits zuvor Spannungen gegeben. In den oft überfüllten Flüchtlingslagern haben sich in Deutschland schon wiederholt Gewaltausbrüche ereignet, so im hessischen Calden oder auf dem Leipziger Messegelände.

Unterdessen warf der Chef der Deutschen Polizeigewerkschaft, Rainer Wendt, der Politik vor, Berichte über Gewalt und sexuelle Übergriffe in Asyl-Unterkünften herunterzuspielen. "Mein Eindruck ist, dass insbesondere in den Ländern viel verharmlost wird", sagte Wendt der Nachrichtenagentur Reuters in Berlin. Die Lage- und Ereignisberichte der Polizei sprächen eine eindeutige Sprache. Es sei zwar verständlich, dass die Politik versuche, die Lage zu beruhigen. "Aber da ist schon viel Verniedlichung dabei", monierte Wendt.

Wenn Polizisten nachts auf der Straße stünden und beispielsweise Syrer und Afghanen aufeinander einschlügen, habe das "nichts mit Gerüchten zu tun", sagte Wendt. "Die Innenminister wären gut beraten, mal ihre eigenen Lageberichte zu lesen."

Warnungen vom Paritätischen Wohlfahrtsverband

Der Gewerkschaftschef bezeichnete Äußerungen von Politikern als zynisch, bei sexuellen Übergriffen gegen Frauen und Mädchen in den Heimen handele es sich um Einzelfälle. Auch unter normalen Umständen gebe es bei diesen Delikten eine hohe Dunkelziffer, weil Frauen den Weg zu Polizei und Staatsanwaltschaft scheuten. Bei weiblichen Flüchtlingen komme womöglich hinzu, dass in ihren Herkunftsländern solche Straftaten meist nicht angezeigt würden. Wichtig sei, dass es für die Frauen eine Beratung gebe, in der sie Vertrauen zu unabhängigen Personen gewinnen könnten.

Unlängst hatten angebliche sexuelle Missbrauchsfälle in einer hessischen Erstaufnahmeeinrichtung bundesweit für Aufsehen gesorgt. Viele der Fälle sahen die Behörden aber nicht als belegt an. Eine Sprecherin des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes in Hessen betonte jedoch: "Wir haben zahlreiche glaubhafte Berichte über sexualisierte Gewalt und Übergriffe." Wendt sagte, er könne sich nicht vorstellen, "dass verantwortungsbewusste Frauenverbände, wie etwa in Hessen, sich das einfach aus den Fingern saugen".

stu/ml (dpa, rtr)