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KonflikteNahost

Massive israelische Luftangriffe auf Süden von Beirut

4. Oktober 2024

Israels Luftwaffe hat ihre Angriffe auf Ziele der Hisbollah im Libanon fortgesetzt. Im Visier lag vor allem die Hauptstadt Beirut. Die Bomben galten wohl auch dem potenziellen Nachfolger von Hisbollah-Chef Nasrallah.

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Zerstörte Gebäude in Beirut, ein Mann sucht Schutz während der israelischen Luftangriffe
Nach einem israelischen Luftangriff auf Ziele im südlich von Beirut gelegenen Vorort Dahieh Bild: Hassan Ammar/AP Photo/picture alliance

Unbestätigten Berichten zufolge galt einer der israelischen Luftangriffe auf Beirut Haschim Safi al-Din, dem Chef des Exekutivrats der Terrormiliz Hisbollah. Er wird als aussichtsreichster Kandidat für die Nachfolge des kürzlich bei einem israelischen Luftangriff in Beirut getöteten Hisbollah-Anführers Hassan Nasrallah gehandelt.

Israel habe gegen Mitternacht ein Treffen der Hisbollah-Führung in einem unterirdischen Bunker im Visier gehabt, bei dem auch Safi al-Din dabei gewesen sei, meldete die "New York Times" unter Berufung auf drei israelische Beamte. Ob Safi al-Din zu der Zeit tatsächlich in dem Bunker war, sei unklar. Von Seiten der israelischen Armee gab es zu dem nächtlichen Luftangriff zunächst keine Angaben. Israel, die USA, Deutschland und mehrere sunnitische arabische Staaten stufen die Hisbollah als Terrororganisation ein.

Rauchschwaden über Hochhäuser im Süden von Beirut
Rauch über dem Süden von BeirutBild: Joseph Campbell/REUTERS

Die Angriffe erfolgten nach Angaben aus libanesischen Sicherheitskreisen erneut in südlichen Vororten der libanesischen Hauptstadt, die weitgehend von der Hisbollah kontrolliert werden. Auf Videoaufnahmen waren Detonationen über der Stadt zu hören, gewaltige Flammen und Rauchschwaden stiegen in den Nachthimmel auf. Israels Militär hatte die Bewohner bestimmter Bezirke in den südlichen Vororten in arabischer Sprache zur Evakuierung aufgefordert. Erklärtes Ziel Israels ist es, dass sich die proiranische Schiitenmiliz aus dem Süden des Libanons zurückzieht, damit von dort aus keine Angriffe mehr auf Israel erfolgen und rund 60.000 vertriebene Israelis in ihre Häuser im Norden des Landes zurückkehren können.

Gespräche über Reaktion auf iranischen Raketenangriff

Die US-Regierung ist unterdessen weiter im Gespräch mit Israel über eine Reaktion auf den am Dienstagabend erfolgten iranischen Raketenangriff . "Wir erörtern mit ihnen, wie eine Reaktion auf den Iran aussehen könnte. Aber hier Details zu erläutern, wie mögliche Ziele aussehen könnten, halte ich nicht für sinnvoll oder wirklich hilfreich", sagte Pentagon-Sprecherin Sabrina Singh auf die Frage, ob iranische Ölanlagen ein mögliches Ziel seien. US-Präsident Joe Biden hatte gesagt, dass die USA über ihre Haltung zu einem möglichen israelischen Angriff auf iranische Ölanlagen diskutieren.

Viele Tote bei israelischem Luftangriff im Westjordanland

Derweil geht das israelische Militär auch im besetzten Westjordanland verstärkt gegen mutmaßliche Feinde vor. Bei dem Angriff eines israelischen Kampfflugzeugs auf ein Café in der Stadt Tulkarm im Norden des Westjordanlandes wurden nach einer Mitteilung des palästinensischen Gesundheitsministerium in Ramallah mindestens 18 Menschen getötet. Die Zahl der Verletzten war zunächst unklar.

Ein Mann fotografiert mit seinem Smartphone die Schäden, die ein israelischer Luftangriff auf Beirut hinterlassen hat
Israel geht seit Tagen mit massiven Luftangriffen gegen die Hisbollah-Miliz im Libanon vorBild: Hassan Ammar/AP Photo/picture alliance

Es war der erste Luftangriff dieser Art seit Jahren im Westjordanland. Nach Angaben der israelischen Armee galt er dem Chef der islamistischen Terrororganisation Hamas in Tulkarm, Sahi Jasser Abd al-Rasegh Ufi. Palästinensischen Medien zufolge wurde der Anführer der örtlichen Sektion der Terrororganisation Islamischer Dschihad, Gaith Radwan, bei dem Luftangriff getötet. Israel, Deutschland, die EU, die USA und einige arabische Staaten listen die Hamas als Terrororganisation.

Iron Dome & Co.: Wie Israel sich vor Raketenattacken schützt

Israel: 230 Raketen vom Libanon auf den Norden abgeschossen

Israel wurde zugleich erneut massiv aus dem Libanon mit Raketen beschossen. Binnen eines Tages seien rund 230 Geschosse und einige Drohnen gezählt worden, die von der Schiitenmiliz Hisbollah auf den Norden Israels abgefeuert worden seien, teilte die israelische Armee mit. Am Vortag waren 140 solcher Angriffe genannt worden. In vielen Ortschaften in Israel heulten immer wieder die Sirenen des Luftalarms. Ein Teil der Geschosse sei abgefangen worden, ein anderer über unbewohntem Gebiet niedergegangen, hieß es. Über mögliche Opfer oder größere Schäden wurde zunächst nichts mitgeteilt.

Ein zerstörtes Gebäude in Kiryat Bialik in Israel nach Raketenbeschuss aus dem Libanon (Archivbild)
Städte und Ortschaften im Norden Israels sind nach Angaben der Armee wieder mit Raketen aus dem Libanon angegriffen worden (Archivbild)Bild: Samir Abdalhade/AA/picture alliance

Irans Außenminister Aragtschi im Libanon

Der iranische Außenminister Abbas Aragtschi ist zu einem Besuch im Libanon eingetroffen. Wie die staatliche libanesische Nachrichtenagentur meldete, landete Aragtschi auf dem Internationalen Flughafen von Beirut. Der Iran gilt als größter Unterstützer der Hisbollah.  

Irans Außenminister Abbas Aragtschi (l.) wird von Männern in Beirut empfangen
Irans Außenminister Abbas Aragtschi (l.) wurde in Beirut empfangenBild: Iranian Foreign Ministry via AP/picture alliance

Wichtige Straße nach Syrien gesperrt.

Durch einen israelischen Luftangriff an der Grenze zwischen dem Libanon und Syrien ist nach Angaben der libanesischen Regierung die wichtigste Straßenverbindung zwischen den beiden Ländern blockiert worden. Die Straße zu dem Grenzübergang, über den zuletzt tausende Menschen aus dem Libanon nach Syrien geflohen seien, sei seit einer israelischen Attacke am Freitag "unterbrochen", sagte Verkehrsminister Ali Hamieh. Unabhängig ließ sich das bislang nicht bestätigen. Israel hatte der Hisbollah-Miliz in der Vergangenheit vorgeworfen, über den Grenzübergang Waffen und Ausrüstung in den Libanon geschmuggelt zu haben.    

pg/se/kle (dpa, afp, rtr, ap)