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Massiver Ausbau: Glasfaser-Unterseekabel und 4G für Afrika

Martina Schwikowski
8. Juni 2024

Neue Leitungen, mehr Mobilfunkmasten: Tech-Giganten investieren massiv in leistungsstarke digitale Infrastruktur für Afrika. Dennoch wächst die digitale Ungleichheit, viele Menschen profitieren nicht von der Vernetzung.

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Spaien | Längstens Untersee-Kabel erreicht Barcelona
Das Untersee-Kabel 2Africa führt einmal komplett rund um den afrikanischen Kontinent - bis nach BarcelonaBild: David Oller/Europa Press/abaca/picture alliance

Afrikas digitale Vernetzung kommt voran: Tech-Konzerne wie Google und der Facebook-Mutterkonzern Meta investieren in neue Datenautobahnen und Geschwindigkeiten. Seit Januar läuft das erste Google Cloud-Rechenzentrum auf dem afrikanischen Kontinent - im südafrikanischen Johannesburg. 

"Die großen US-Tech-Giganten haben die bestehenden Verbindungslücken und den Bedarf an zusätzlichen Investitionen, die hiermit verbunden sind, als große Geschäftschance erkannt", sagt Tevin Tafese, Daten-Wissenschaftler am Deutschen Institut für Globale und Regionale Studien (GIGA) im DW-Interview. 

Glasfaserkabel umschlingen den afrikanischen Kontinent

"Prominente Beispiele sind Google und Meta, die mit ihren großen Kabelprojekten darauf abzielen, Kosten für den Zugang zu ihren eigenen Dienst auf einem weitgehenden unerschlossenen afrikanischen Markt zu senken", fügt Tafese an.

Google hatte 2022 eine Milliarde US-Dollar bereitgestellt, um die digitale Transformation Afrikas voranzutreiben, einschließlich Unterwasserkabel für schnellere Internetverbindungen. Eines der Projekte heißt Umoja, nach dem Suaheli-Wort für Einheit - und wird die erste Glasfaserroute überhaupt, die Afrika direkt mit Australien verbindet. 

Die in Kenia verankerte Kabelroute aus Glasfaser soll durch Uganda, Ruanda, die Demokratische Republik Kongo, Sambia, Simbabwe und Südafrika führen. Dort soll sie das Rechenzentrum in Johannesburg anbinden und schließlich auf dem Boden des Indischen Ozeans einen Knotenpunkt in Australien ansteuern. 

Spaien | Längstens Untersee-Kabel erreicht Barcelona
Ein weiteres Großprojekt: das Untersee-Kabel "2Africa" soll mit insgesamt 45.000 Kilometern Leitungen das längste der Welt werden - es läuft komplett um den afrikanischen Kontinent herum und verbindet die Anrainerstaaten mit Knotenpunkten im Nahen Osten, Indien und Europa (im Bild: Verlegearbeiten in Barcelona)Bild: David Oller/Europa Press/abaca/picture alliance

Schnellere Verbindung, geringere Preise

"Es ist zu erwarten, das diese Projekte den Internetzugang in Afrika deutlich verbessern, die Geschwindigkeit verschnellern und Preise senken werden", sagt Tafese. Aus einer Entwicklungsperspektive sei das bedeutend, da Studien aus den vergangenen zehn Jahren darauf hinwiesen, dass der Zugang zum Internet und Kommunikationstechnologien zu mehr Produktivität und Beschäftigung führen könne, fügt er hinzu. 

Die wichtigsten Akteure in der afrikanischen Internet-Infrastruktur sind die multinationalen Telekom-Giganten wie MTN mit Sitz in Südafrika, die französische Orange S.A., die britische Vodafone Group und Bharti Airtel aus Indien. Für die Etablierung der Mobilfunknutzung in Afrika spielte "Leapfrogging" eine zentrale Rolle - das Festnetz ist übersprungen worden. 

Leapfrogging: Festnetz und Kupferkabel überspringen

"Technologie wurde geleapfroggt", so Tafese. "Alle afrikanischen Länder, mit Ausnahme von Südafrika und einigen ausgewählten nordafrikanischen Ländern, sind zu Handys und Mobilfunknetzen übergegangen und haben keine Festnetzanschlüsse und kein Festnetz-Internet genutzt. Leapfrogging findet auch beim Ausbau der Internet-Infrastruktur statt, wenn sofort leistungsstarke Glasfaserkabel verlegt werden statt der im globalen Norden anfangs genutzten Kupferkabel.

Afrikanerin mit bunter Kopfbedeckung sitzt mit Kopfhörern vor einem Computerbildschirm und hält ein Smartphone in der Hand
Trotz Internetboom besteht weiter eine digitale Ungleichheit in afrikanischen LändernBild: SolidarMed

Anriette Esterhuysen, IT-Expertin und Beraterin bei der Association for Progressive Communications (APC) in Johannesburg, begrüßt den Ausbau: "Es ist gut, dass es diese Investitionen gibt, die Kapazitäten erhöht werden und man in der großen Technologiebranche erkennt, dass die afrikanischen Märkte Potenzial haben", sagt sie im DW-Interview.

Aber das ändere nichts an der digitalen Ungleichheit, die wachse, obwohl es mehr "Besitzende" im digitalen Bereich gebe. "Die Menschen, die keinen Zugang, keine Geräte, keine Fähigkeiten und keine gute Vernetzung hätten, seien noch stärker ausgegrenzt als vor dem digitalen Boom", betont Esterhuysen.

Digitale Ausgrenzung trotz Internetausbau in Afrika

Mit mehr Investitionen könnte eine bessere Basis geschaffen werden, auf der ein größerer Teil der Bevölkerung in der Lage ist, mit der digitalen Sphäre zu interagieren und davon zu profitieren. "Es mag derzeit den Unternehmen Geld einbringen und die Eliten, die digital befähigt sind, stärken, aber es wird der breiteren sozioökonomischen Entwicklung nicht wirklich zugute kommen" so Esterhuysen.

Daten von Anfang 2024 zufolge gibt es immer noch große Unterschiede, wie groß der Anteil der Internetnutzer an der Gesamtbevölkerung des jeweiligen Landes ist: In Marokko nutzen 90 Prozent der Einwohner das Netz, in Südafrika 75 Prozent - in der Zentralafrikanischen Republik hingegen nur knapp elf Prozent. Das liegt teilweise an der Infrastruktur selbst, aber auch an mitunter hohen Kosten.

Internet Afrika | Whatsapp
Für viele Afrikaner sind die Kosten für eine Handy-Nutzung zu hochBild: Getty Images/AFP/I. Kasamani

Ghana war eines der ersten afrikanischen Länder, das seinen Telekommunikationsmarkt liberalisierte. Im Jahr 1992 wurde das erste Mobilfunknetz in Betrieb genommen, und innerhalb von zwei Jahren war das Land an das World Wide Web angeschlossen.

Divine Puplampu ist Software-Entwickler und Mitbegründer von Stimuluz Technologies in Accra. "Die meisten Mobilfunknutzer haben nur 3G, die Infrastruktur für schnellere 4G-Verbindungen soll verstärkt gebaut werden", sagt er im DW-Interview. Doch auf dem Land seien weniger Menschen vernetzt als die Gutverdienenden, die sich auch eine Internetverbindung ins Haus legen lassen. 

Für viele Menschen sind Handytarife in Afrika zu teuer

Die Kosten für Daten schrecken viele Ghanaer ab, sagt Puplampu. Die Regierung sehe die Gemeinden als "Melkkühe" für höhere Gebühren und Steuern für Dienstleistungen, auch bei den Handytarifen. Die Vereinten Nationen empfehlen, 1 Gigabyte Datenvolumen dürfe im Schnitt nicht mehr als zwei Prozent des Monatseinkommens kosten. In Ghana ist dieses Ziel laut Daten der Weltbank erfüllt - in der Demokratischen Republik Kongo kostet 1 GB hingegen 30 Prozent des durchschnittlichen Einkommens. 

In Mosambik kam es kürzlich sogar zu Protesten: Hunderte Menschen marschierten durch die Straßen des Stadtzentrums von Maputo zum Sitz der Regulierungsbehörde für Telekommunikation (INCM), um gegen höhere Gebühren für die Internet- und Telefonnutzung zu protestieren, die seit dem 4. Mai in Kraft sind.

Schüler in blauen Schulhemden sitzen vor Computerbildschirmen in einer Klasse
Lernen mit dem Internet: Noch haben viele Schulen in Afrika keinen Zugang zum digitalen NetzBild: Friedrich Stark/photothek/imago images

"Regierungen wollen nicht die Wichtigkeit verstehen, dass jeder Bürger durch das Internet befähigt wird und somit auch in der Lage ist, seine Meinung zu sagen", so Puplampu in Accra. "Manchmal bin ich versucht zu glauben, dass die Regierenden sich vor zu viel Zugang zu Information eher fürchten, denn das könnte ihre Macht (negativ) beeinflussen."

Dabei könne Afrika mehr und mehr zu einem Hub für digitale Dienstleistungen werden und mit Firmen in Europa und den USA zusammenarbeiten, betont er. "Aber unsere Regierung kann kein stabiles Internet garantieren." Sie müsse die Entwicklung des Netzes stärker subventionieren.