Massiver Cyberangriff auf Computersysteme
27. Juni 2017Mit einer massiven Attacke haben Hacker die Computersysteme Dutzender ukrainischer Banken und Unternehmen lahmgelegt. Auch die Eisenbahn und der Airport Boryspil, der größte Flughafen des Landes bei Kiew, sind betroffen. Das Netzwerk der Regierung musste abgeschaltet werden.
Im 1986 havarierten Kernkraftwerks Tschernobyl wurden wegen des Cyberangriffs Windows-Systeme heruntergefahren. Daher finde die Kontrolle der Radioaktivität "manuell" statt, teilte die Agentur für die Verwaltung der Sperrzone mit. Die Website des abgeschalteten Kraftwerks war nicht erreichbar.
BSI: Nicht auf Lösegeldforderungen eingehen
Die Attacke hat auch bei deutschen Unternehmen Schaden angerichtet. Wie das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) meldet, setzten die Hacker eine Verschlüsselungssoftware ein. Die Behörde rief Unternehmen auf, Sicherheitsvorfälle zu melden und nicht auf Lösegeldforderungen einzugehen. Welche Firmen es traf, wurde nicht mitgeteilt.
Berichten zufolge fordern die Erpresser Zahlungen in der anonymen Cyberwährung Bitcoin, um die Systeme wieder in Gang zu setzen. Der Name des Computervirus wurde mit "Petya.A" angegeben.
"Schwerster Angriff unserer Geschichte"
Der ukrainische Ministerpräsident Wladimir Groisman sprach von einem "beispiellosen" Angriff. Die Nachrichtenagentur Reuters zitiert einen Berater des Innenministeriums, nach dessen Einschätzung es die schwerwiegendste Hackerattacke der ukrainischen Geschichte ist. Eingesetzt worden sei eine abgewandelte Version des Schadprogramms "Wannacry", das im Mai mehrere hunderttausend Rechner weltweit lahmgelegt hatte.
Kunden der ukrainischen Sparkasse wurden an Geldautomaten anderer Banken verwiesen. In den Filialen fänden nur Beratungen statt, hieß es. Weitere Banken, Energieunternehmen und die staatliche Post sind ebenso geschädigt wie der Flugzeugbauer Antonov.
Rosneft und Maersk betroffen
Auch der russische Ölkonzern Rosneft berichtet von einem "schlagkräftigen Angriff" auf seine Computersysteme. Die Ölproduktion sei jedoch nicht beeinträchtigt.
Die dänische Reederei A. P. Moller-Maersk meldet Ausfälle von IT-Systemen unter anderem in Großbritannien und Irland. Im niederländischen Rotterdam wurden mehrere Schiffscontainer-Terminals durch die Attacke lahmgelegt. Die weltgrößte Werbeholding WPP mit Hauptsitz in London berichtet ebenfalls von IT-Problemen.
jj/uh (dpa, rtr)