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Mehr Einnahmen - oder Irrweg?

26. Februar 2015

Die Maut ist das Lieblingsprojekt des CSU-Politikers Alexander Dobrindt. Dass sich dagegen Widerstand regt, ficht den Verkehrsminister nicht an. Nun debattiert der Bundestag. Kritiker erwarten ein bürokratisches Ungetüm.

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Dobrindt verteidigt Maut-Pläne
Bild: picture-alliance/dpa

Die Opposition hat die geplante Pkw-Maut zum Auftakt der Beratungen im Bundestag scharf attackiert. Grünen-Fraktionschef Anton Hofreiter sagte der Deutschen Presse-Agentur, das Vorhaben von Verkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) sei "eine in Gesetzesform gegossene Stammtischparole". Die Nutzergebühr sei ausländerfeindlich, rechtswidrig und nutzlos. "Dieses Gesetz gehört nicht ins Parlament, sondern endlich in den Papierkorb."

"Berechnungen schlüssig"

Dobrindt verteidigte seine Pläne dagegen. "Unsere Berechnungen sind schlüssig, nachvollziehbar und umfassend geprüft", sagte er vor Beginn der Plenardebatte. Es gehe bei der Maut um einen "Systemwechsel" hin zu einer Nutzerfinanzierung der Verkehrswege. "Die Maut ist damit auch ein europäisches Projekt, weil die EU-Kommission die Stärkung des Verursacherprinzips seit langem fordert." Der Verkehrsminister will die auf Drängen der CSU im Koalitionsvertrag von Union und SPD vereinbarte Gebühr 2016 einführen. Für Deutsche soll sie auf Autobahnen und Bundesstraßen gelten. Inländische Autobesitzer sollen ihre Maut-Zahlungen aber durch eine geringere Kfz-Steuer voll ausgeglichen bekommen, so dass sie unter dem Strich nicht zusätzlich belastet werden. Pkw-Fahrer aus dem Ausland sollen nur für Autobahnen Maut zahlen.

Dobrindt erwartet, dass daraus nach Abzug der Systemkosten jährlich 500 Millionen Euro übrig bleiben. Dieser Ertrag soll für mehr Verkehrs-Investitionen reserviert werden. Kritiker bezweifeln unter anderem die erhofften Einnahmen. Sie glauben auch nicht, dass die nur für Inländer geplante Kompensation dem EU-Recht entspricht. Es untersagt eine Benachteiligung von Ausländern. Dobrindt hat dies mehrfach zurückgewiesen. Die Maut schließe vielmehr eine Gerechtigkeitslücke, da deutsche Autofahrer auch in Nachbarländern eine solche Gebühr zahlen müssen.

Alexander Dobrindt (Foto: Reuters)
Der Maut-Mann: CSU-Politiker DobrindtBild: Reuters/Hannibal

Verabschiedung noch im Frühjahr

Die Bundesregierung peilt eine Verabschiedung noch im Frühjahr an. Die zweite und dritte Lesung im Bundestag ist am 26. März geplant. Am 8. Mai könnten die Gesetze abschließend in den Bundesrat kommen. Die Länderkammer muss aber nicht zustimmen. Wie lange das Verfahren tatsächlich dauert, muss sich noch zeigen. Auch der Koalitionspartner SPD hat eine gründliche Prüfung im Bundestag angekündigt.

Als "zu kurz gesprungen" bewertete der Deutsche Landkreistag das Vorhaben. Es fehle ein Gesamtkonzept zur Verkehrsfinanzierung von Bund, Ländern und Kommunen. "In der jetzigen Form wird die Maut lediglich den Bund begünstigen, wohingegen Ländern und Kommunen nicht geholfen ist", sagte Verbandspräsident Reinhard Sager der "Passauer Neuen Presse". Der Vorsitzende des Verkehrsausschusses des Europaparlaments, Michael Cramer, sagte in der "Neuen Osnabrücker Zeitung" ein Scheitern des Projekts voraus. "Dobrindts Irrweg" werde einer EU-Prüfung nicht standhalten.

ml/SC (dpa, rtr)