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Maxi Kleber: "Das Psychische wird das Schwierigste"

Heiko Oldörp
10. Juli 2020

Fast vier Monate lang saß Maxi Kleber tatenlos daheim. Jetzt geht die NBA unter noch nie da gewesenen Umständen wieder los. Im DW-Interview spricht Kleber über Corona, Risiken und den Wert einer NBA-Meisterschaft.

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USA Maximilian Kleber Basketball Dallas Mavericks
Bild: Getty Images/R. Martinez

DW: Maxi Kleber, die längste Pause Ihrer Karriere ist vorbei. Sie dürfen wieder arbeiten. Wie groß ist die Freude?

Maxi Kleber: Ich freue mich jetzt auf die Saison, dass wir weiterspielen können. Das ist besser, als wenn ich weiterhin daheim rumsitze.

Sie sind am Mittwoch vom Corona-Hotspot Texas in den Corona-Hotspot Florida geflogen. Wo fühlen Sie sich sicherer?

Es ist schon echt schlimm, mit anzusehen, wie die Zahlen in Texas und Florida nach oben gehen. Und ich hoffe natürlich, dass da irgendwann mal eine Kurve nach unten reinkommt. Jetzt sind in Texas gerade Bars wieder zugemacht worden und die Restaurants haben ihre Kapazitäten reduziert. Welcher Hotspot jetzt schlimmer ist? Ich glaube, dass macht keinen Unterschied. Aber auf uns Spieler wird in der Bubble in Orlando (die NBA-Teams wohnen, trainieren und spielen von der Außenwelt abgeschottet in drei Resorts in Orlando/Anm. d. Red.) extrem aufgepasst. Wir werden regelmäßig getestet. Also als Spieler kann man sich zumindest hier sicher fühlen.

USA Basketball Dirk Nowitzki und Maximilian Kleber Maxi Kleber
Von 2017 bis 2019 gemeinsam für die Mavericks aktiv: Kleber (rechts) und NBA-Legende Dirk Nowitzki Bild: Getty Images/C. Petersen



Welche Erwartungen haben Sie?

Für mich ist wichtig, dass alle gesund bleiben. Man muss bedenken, dass wir ja jetzt die Saison wieder beginnen, mit einer etwas kürzeren Vorbereitung als sonst. Normalerweise bereitet man sich ja schon selbst auf die Vorbereitung vor. Das ist jetzt alles ein bisschen eingeschränkt. Deshalb ist es wichtig, dass wir aufpassen und richtig trainieren. Klar, wir haben Ziele als Mannschaft, haben ja bis zur Unterbrechung eine solide Saison gespielt. Wir haben jetzt noch acht Spiele bis zum Beginn der Playoffs. Es wäre natürlich am schönsten, wenn wir uns noch ein bisschen besser platzieren könnten. Aber wir wissen natürlich auch, dass das Programm relativ schwer ist. Ich habe noch keine NBA-Playoffs mitgemacht. Es werden ohnehin andere Playoffs werden als normalerweise. Komplett ohne Fans, das wird sowieso seltsam. Aber in den Playoffs musst du dann wirklich nur von Spiel zu Spiel schauen. Wer ist gesund und so weiter. Ich glaube, da kann dieses Jahr alles Mögliche passieren.

Der Fußballverein Ihrer Stadt, der FC Dallas, war bereits vor Ihnen in Orlando und wollte dort, wie 25 andere Teams der Major League Soccer, die Saison fortsetzen. Doch nach elf Corona-Fällen wurde der Verein am Montag vom Turnier ausgeschlossen.

Wir haben vor unserer Abreise darüber geredet. Elf Leute ist natürlich extrem viel.

Aber die Dallas Mavericks sind nicht der FC Dallas?

Nein, zum Glück nicht. Ich klopfe jetzt mal auf Holz. Bis jetzt haben wir einen guten Job gemacht. Man kann es natürlich nicht immer komplett verhindern, dass man sich irgendwo infiziert.

Wie oft wurden Sie bislang getestet?

Sieben- oder achtmal in Dallas. Und dann gleich nach unserer Ankunft in Orlando noch einmal. Jetzt sind wir Spieler hier isoliert auf unseren Zimmern und warten auf die Testergebnisse. Wenn die in Ordnung sind, dürfen wir anfangen zu trainieren.

Die NBA hat ein 113-seitiges Hygienekonzept erstellt. Mussten Sie als Spieler das lesen oder haben Sie anderweitig Einblicke bekommen?

Es gab verschiedene Telefonkonferenzen mit der NBA und der Spielergewerkschaft. Einige waren freiwillig, andere verpflichtend. In den freiwilligen Calls ging es unter anderem darum, was uns alles in Orlando angeboten wird. In den verpflichtenden Schalten waren die Regeln und alles, woran wir uns halten müssen, Thema. Es ist halt alles ein bisschen anders als sonst. Wir haben alle Einzelzimmer, bekommen unser Essen auf die Zimmer. Es gibt auch ein, zwei Restaurants, in denen man bestellen kann. Aber es ist nicht mehr so, dass du ganz normal rumläufst und dir dann ein Restaurant aussuchst. Und es gibt zum Beispiel auch die Vorschrift, dass wir beim Tischtennis kein Doppel spielen dürfen. Ich weiß allerdings nicht, was da der Unterschied sein soll, wenn wir dann Basketball Fünf gegen Fünf spielen. Aber die wollen halt einfach die Möglichkeiten reduzieren, dass man sich abseits des Basketballs infizieren kann.

Wie sehr sind Sie vom Konzept überzeugt?

Sehr überzeugt. Ich glaube, die passen extrem gut auf uns auf. In dieser Bubble hier in Orlando können wir uns sicherer fühlen, als beim Einkauf in Dallas.

Nun gibt es bekanntlich nie eine hundertprozentige Sicherheit. Wie groß schätzen Sie die Restgefahr ein?

Eine Restgefahr ist auf jeden Fall da. Die Frage ist halt, ob es Schlupflöcher gibt und ob sich jeder an die Regeln hält - also, ob die Spieler mitmachen oder nicht.

Wissen Sie, ob die Basketball-Bundesliga mit ihrem Turnier und ihrem Konzept ein Vorbild für die NBA war?

Ich denke schon, dass das eine oder andere da abgeguckt wurde. Natürlich war es in Deutschland ein kleinerer Rahmen. Und der große Unterschied ist halt, dass Florida ein extremer Corona-Hotspot ist. Ich hoffe, dass alles gut geht. Aber man kann natürlich nicht alles einschränken oder vorhersehen. Es wird auch für uns Spieler interessant werden, wie das alles abläuft.

Wie sehr haben Sie das Turnier in München verfolgt?

Für mich war es natürlich perfekt. Ich konnte so viele Spiele gucken wie sonst nie. Und das habe ich natürlich auch gemacht. Ich fand es ganz geil, endlich mal wieder Basketball zu gucken. Und das haben die auch echt gut gemacht. Ich glaube, für manche Zuschauer war es mal ganz interessant, mehr von dem zu hören, was auf dem Spielfeld passiert, wie die Spieler miteinander reden.

Welchen sportlichen Wert hat das NBA-Turnier?

Das frage ich mich auch schon die ganze Zeit. Wenn alles komplett zu Ende gespielt wird, ist es im Prinzip ja wie eine Meisterschaft in einer Saison, in der ein paar Spiele weggefallen sind. Die Playoffs werden ganz normal gespielt, also das System bleibt komplett. Der größte Unterschied wird sein, dass du halt deinen Heimvorteil mit deinen Fans nicht so hast, wie du ihn bei normalen Playoffs haben würdest. Von daher gibt es viele Dinge, wo ich sage: ‘die machen es vielleicht sogar ein bisschen schwieriger, die Meisterschaft zu gewinnen.’ Ich glaube trotzdem, dass die Meisterschaft als normale Meisterschaft angesehen werden kann und dass der Stellenwert der gleiche bleiben sollte.

Wie sehr wird es unter all diesen besonderen Umständen auf die Psyche der Spieler ankommen?

Ich glaube, das Psychische wird das Schwierigste. Wir waren jetzt mehr oder weniger alle vier Monate isoliert daheim. Jetzt sind wir in der Bubble komplett isoliert. Ich habe meine Familie lange nicht mehr besuchen können, wäre jetzt normalerweise in Deutschland gewesen. Natürlich verstehen wir uns bei den Mavericks sehr gut untereinander und haben auch extrem viel Spaß zusammen. Aber natürlich willst du irgendwann auch mal andere Leute sehen, deine Freunde, deine Familie zum Beispiel. Es gibt Schlimmeres, aber der soziale Kontakt mit Menschen wird auf jeden Fall fehlen in dieser Zeit in Orlando.

Das Interview führte Heiko Oldörp 

Maximilian "Maxi" Kleber ist ein deutscher Basketball-Profi, der seit 2017 für die Dallas Mavericks in der NBA (National Basketball Association) spielt, Der 28-Jährige stammt - wie sein ehemaliger US-Mannschaftskamerad Dirk Nowitzki, aus Würzburg und gab bereits im Sommer 2014 sein Debüt in der deutschen Herren-Nationalmannschaft. Kleber besetzt die Position Center und Power Forward. Zuletzt war in Dallas zumeist Startspieler und konnte im Schnitt 9,2 Punkte pro Partie verzeichnen.