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Medizin-Nobelpreis geht an Svante Pääbo

3. Oktober 2022

Der Schwede forscht in Leipzig. Er wird für seine Pionierleistungen auf dem Gebiet der menschlichen Evolution geehrt. Pääbo sequenzierte als erster Forscher das Neandertaler-Genom.

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Illustration Nobelpreis Medizin

Der Nobelpreis für Medizin geht dieses Jahr an den in Sachsen forschenden Schweden Svante Pääbo für seine Erkenntnisse zur menschlichen Evolution. Das gab die Nobelversammlung des Karolinska-Instituts in Stockholm bekannt. Pääbo ist Direktor und Wissenschaftliches Mitglied am Max-Planck-Institut für Evolutionäre Anthropologie in Leipzig.

Mit seinen Forschungen gilt er als einer der Begründer der Molekulararchäologie oder Paläogenetik, einer Disziplin, die Methoden der Genetik verwendet, um etwa frühe menschliche Populationen und deren Vorformen zu untersuchen. Er sequenzierte unter anderem als erster das Neandertaler-Genom. Seine Entdeckungen hätten "die Grundlage für die Erforschung dessen geschaffen, was uns Menschen so einzigartig macht", erklärte die Jury.

Größte Ehre

Pääbo wurde bereits mit zahlreichen nationalen und internationalen Auszeichnungen geehrt. So erhielt er 1992 den Leibniz-Preis, einen der weltweit renommiertesten Wissenschaftspreise. Der 67-Jährige erfuhr in Leipzig von seiner jüngsten und prestigeträchtigsten Ehrung.

Er sei am Telefon "überwältigt, sprachlos und sehr froh" gewesen, berichtete der Sekretär der Nobelversammlung des Karolinska-Instituts, Thomas Perlmann. Pääbo habe gefragt, ob er jemandem vor der Verkündung davon erzählen dürfe. Perlmann sagte, er habe erwidert, es sei in Ordnung, die eigene Ehefrau einzuweihen.

Die Bekanntgabe in Stockholm, die im Internet live übertragen wurde, machte den Anfang im Reigen der Nobelpreisträger. Am Dienstag und Mittwoch folgen die Auszeichnungen in Physik und Chemie, am Donnerstag der ebenso renommierte Literaturnobelpreis und am Freitag der Friedensnobelpreis, der im Unterschied zu den anderen Auszeichnungen nicht in der schwedischen Hauptstadt, sondern im norwegischen Oslo verliehen wird.

Größter Nutzen

Das geschieht traditionell am 10. Dezember, dem Todestag von Alfred Nobel. In seinem Testament hatte der Stifter bestimmt, dass der Großteil seines verbliebenen Kapitals angelegt und die Zinsen daraus als Preisgeld ausgeschüttet werden sollen - an diejenigen, die "im vergangenen Jahr der Menschheit den größten Nutzen erwiesen haben". Die Auszeichnungen sind mit zehn Millionen schwedischen Kronen (rund 917.000 Euro) dotiert.

Schweden Norwegen Nobelpreis Medaille von Alfred Nobel
Die Nobel-Medaille zeigt das Konterfei von Alfred Nobel und dessen Geburts- und Sterbejahr (Archivbild)Bild: picture alliance/dpa

Der Wirtschaftsnobelpreis, dessen Träger am Montag in einer Woche ausgerufen wird, geht dagegen nicht auf Nobel selbst, sondern auf eine Stiftung der Schwedischen Nationalbank zurück. Er wurde 1969 erstmals verliehen; das Preisgeld ist genauso hoch wie in den anderen Disziplinen.

Seit 1901 haben 224 Menschen den Medizin-Nobelpreis erhalten, darunter 12 Frauen. Im Vorjahr war mit Blick auf den Kampf gegen die Corona-Pandemie vorab spekuliert worden, dass die Auszeichnung an die Entwickler der mRNA-Impfstoffe gehen könnte. Am Ende erhielten sie David Julius aus den USA und der im Libanon geborene Ardem Patapoutian. Die beiden Wissenschaftler hatten Zellrezeptoren entdeckt, über die Menschen die Temperatur und Berührungen wahrnehmen.

Größtes Treffen

Nach zwei Jahren mit Corona-Beschränkungen und stark reduzierten Zeremonien setzt die Nobelstiftung darauf, dass die in Stockholm ausgezeichneten Personen diesmal gebührend gefeiert werden können - und zwar gemeinsam mit ihren Kolleginnen und Kollegen aus den beiden Vorjahren. In diesem Jahr kommen somit nicht nur die diesjährigen Preisträger, sondern auch diejenigen von 2020 und 2021 in die schwedische Hauptstadt. Der Direktor der Nobelstiftung, Vidar Helgesen, sagte der Deutschen Presse-Agentur: "Es wird das größte Treffen von Nobelpreisträgern seit sehr langer Zeit sein."

jj/fab (dpa, afp, munzinger)