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Mega-Deal in der US-Kabelbranche

Kerstin Dörr / Christian Krämer (Reuters) 13. Februar 2014

Wenn der Marktführer die Nummer Zwei kauft, dann kostet das schon mal: Im Fall von Comcast, die Time Warner Cable schlucken wollen, satte 45 Milliarden Dollar. Die Kartellwächter horchen auf.

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Glasfaserkabel
Bild: picture-alliance/dpa

Mega-Deal in der US-Kabelbranche: Marktführer Comcast übernimmt für 45 Milliarden Dollar die Nummer zwei, Time Warner Cable. Damit stechen die beiden größten Anbieter überraschend die Nummer vier, Charter Communications, aus. Charter hatte sich monatelang um Time Warner Cable bemüht - jedoch ohne Erfolg. Der Zusammenschluss von Comcast und Time Warner Cable soll nun bis Ende des Jahres abgeschlossen werden, wie die beiden Unternehmen am Donnerstag entsprechende Informationen der Nachrichtenagentur Reuters bestätigten. Es ist die drittgrößte Übernahme seit Ausbruch der weltweiten Finanzkrise 2007. Den neuen Konzern mit dann gut 30 Millionen Kunden soll Comcast-Chef Neil Smit leiten.

Widerstand der Kartellwächter ist allerdings programmiert. Um diesen zu umgehen, ist Comcast bereit, einige Geschäftsbereiche mit rund drei Millionen Abonnenten abzustoßen. Zusammen würden Comcast und Time Warner Cable dann nicht mehr als 30 Prozent des Pay-TV und Video-Marktes in den USA kontrollieren.

Jeweils stark in anderen US-Städten

Analysten konnten den Plänen bereits im Vorfeld viel Positives abgewinnen, da die beiden Firmen auf unterschiedliche Städte fokussiert sind. Time Warner böte für Comcast einige verlockende Wachstumsmöglichkeiten, sagte Rich Greenfield vom Brokerhaus BTIG. So erhalte Comcast Zugriff auf die Metropolen New York und Los Angeles, die für die Werbebranche besonders wichtig seien. Zudem betreibt Time Warner Cable in Los Angeles zwei lokale Sport-Sender, die sich begehrte Übertragungsrechte im Basketball und Baseball gesichert haben.

An der Börse verbilligten sich Comcast-Aktien um knapp drei Prozent. Charter-Titel stürzten sogar um knapp neun Prozent ab. Die Papiere von Time Warner Cable schossen dagegen um fast acht Prozent in die Höhe.

Für Comcast ist es bereits der zweite Milliarden-Deal innerhalb eines Jahres. Damals übernahm der US-Netzbetreiber für 17 Milliarden Dollar die volle Kontrolle über den Medienkonzern NBC Universal und sicherte sich damit attraktive Programminhalte wie Filme oder Serien.

Die US-Kabelbetreiber stehen derzeit gleich doppelt unter Zugzwang. Zum einen graben ihnen neue Internet-Fernsehdienste wie Netflix das Wasser ab. Gleichzeitig verlangen Hollywood-Studios wie Disney und die News-Corp -Tochter 20th Century Fox immer höhere Preise für die von ihnen produzierten Filme und Serien.

Marktforschern zufolge trifft dies Time Warner Cable besonders hart. Ein anhaltender Kundenexodus macht dem Management des Unternehmens zu schaffen. Die Experten von Leichtman Research schätzen, dass der Konzern in den vergangenen zwei Jahren jeden Zehnten seiner Fernsehkunden verloren hat und sich damit wesentlich schlechter schlug als die Konkurrenz. Derzeit hat Time Warner Cable zwölf Millionen Abonnenten, Comcast 22 Millionen.

Charter zieht den Kürzeren

Insidern zufolge sind Comcast und Time Warner Cable bereits seit einem Jahr in Kontakt gewesen. Die Verhandlungen nahmen durch den "feindlichen" Vorstoß von Charter zuletzt Fahrt auf. Charter habe sogar versucht, Comcast mit ins Boot zu holen und darüber beraten, wie Time Warner Cable nach einem Kauf untereinander aufgeteilt werden könne. Comcast habe sich aber dagegen entschieden.

Comcast bietet nun in etwa so viel, wie es sich das Time Warner Cable vorstellt. Das Angebot liegt bei 158,82 Dollar pro Aktie. Es ist nur der Tausch von Aktien vorgesehen. Die Eigentümer von Time Warner Cable erhalten rund 23 Prozent der Anteile des neuen Konzerns. Charter hatte eine Offerte über 132,50 Dollar pro Aktie vorgelegt, die aber als zu niedrig abgelehnt wurde.