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Mehr als 100 Tote bei Anschlägen in Nigeria

23. September 2015

Bei einer Anschlagsserie in Nordnigeria sind mehr als 100 Menschen getötet worden. Die Armee, die sich auf dem Vormarsch gegen die Terrorgruppe Boko Haram sieht, wertete die Anschläge als "Zeichen der Verzweiflung".

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An einem Anschlagsort in Maiduguri werden Schuhe gezählt (Foto: AP)
An einem Anschlagsort in Maiduguri werden Schuhe gezähltBild: picture-alliance/AP Photo/Jossy Ola

Die Provinzhauptstadt Maiduguri im nigerianischen Bundesstaat Borno ist wieder einmal ins Visier mutmaßlicher Extremisten geraten: Bei drei Anschlägen kamen am Sonntagabend mindestens 117 Menschen ums Leben. Im Universitätskrankenhaus seien 72 Tote gezählt worden, während 45 Leichen zur Leichenhalle einer anderen Klinik gebracht worden seien, sagte mehrere Mitarbeiter am Dienstag. Ein Polizeisprecher des Bundesstaates Borno hatte die Opferzahl am Montag noch mit 54 angegeben. Weitere 90 Menschen seien verletzt worden. Eines der Ziele war laut örtlichen Medienberichten eine Moschee, in der sich Gläubige zum Abendgebet versammelt hatten.

Die Behörden machten die Islamistengruppe Boko Haram für die Anschläge verantwortlich. Dabei hatte die nigerianische Armee Ende vergangener Woche betont, dass die Gruppe so gut wie besiegt sei. Viele Lager, die die Miliz im Nordosten Nigerias unterhalten habe, seien befreit, hieß es. Zudem sei es gelungen, mehrere Terroristen zu verhaften, ließ Oberst Sani Kukasheka Usman, Sprecher der Streitkräfte, mehrfach verkünden. Die neuerlichen Anschläge werden indes als ein letztes Aufbäumen der Gruppe gewertet. Die Anschläge "zeigten einen hohen Grad an Verzweiflung aufseiten der Boko Haram-Terroristen", erklärte Usman nun.

Für viele Flüchtlinge in der Region ändert die Offensive der Armee jedoch nichts daran, dass sie weiter nicht in ihre Heimatorte zurückkehren können. Nach jüngsten Angaben der Internationalen Organisation für Migration (IOM) gibt es derzeit mehr als zwei Millionen Binnenflüchtlinge im Land. Und die Zahlen steigen ständig, wie Stephanie Daviot gegenüber der Nachrichtenagentur KNA bestätigte; sie ist für die Erfassung der Flüchtlinge zuständig. "Zum einen liegt es daran, dass wir inzwischen einen besseren Zugang zu einigen Regionen haben. Damit können wir mehr Menschen registrieren", erläuterte sie. "Aber es hat kürzlich auch wieder verstärkt Anschläge gegeben - besonders in Borno." Allein dort liege die Zahl bei 1,65 Millionen Flüchtlingen.

Eine Bürgerwehr im Osten Nigerias (Archivbild vom Januar: dpa)
Eine Bürgerwehr im Osten Nigerias (Archivbild vom Januar)Bild: picture-alliance/dpa/Stringer

Die unter ihrem lokalen Namen Boko Haram ("Westliche Bildung ist Sünde") bekannte Terrororganisation Jama'atu Ahlis Sunna Lidda'awati wal-Jihad ("Menschen, die sich der Verbreitung der Worte des Propheten und dem Heiligen Krieg verpflichtet fühlen") kämpft seit sechs Jahren mit Gewalt für die Errichtung eines islamischen Staats im muslimisch geprägten Norden Nigerias. In dem Konflikt wurden nach Angaben der Vereinten Nationen bislang mehr als 15.000 Menschen getötet. 2014 war das mit Abstand blutigste Jahr der Terrorgruppe; viele tausend Menschen kamen bei Anschlägen ums Leben. Zudem wurden Hunderte Personen entführt, darunter viele Schülerinnen. Die Terrororganisation hat ihre Angriffe auch auf die Nachbarländer Kamerun, Niger und Tschad ausgeweitet. Erst am Sonntag rissen zwei Selbstmordattentäter im Norden Kameruns drei Menschen mit in den Tod .

stu/uh/hz (afp, kna)