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Mehr als 140 Tote bei Luftangriff im Jemen

26. Juli 2015

Das von Saudi-Arabien geführte Militärbündnis hat eine Feuerpause für den Jemen angekündigt. Es drängt sich die Frage auf, ob die Saudis damit von ihrem bislang tödlichsten Luftangriff ablenken wollen.

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Saudi-Arabien Kampflugzeuge (Foto: AFP/Getty Images)
Bild: AFP/Getty Images/F. Nureldine

Mindestens 141 Menschen sollen bei mehreren Angriffswellen des von Saudi-Arabien geführten Militärbündnisses gegen die Huthi-Rebellen am Samstag im Jemen getötet worden sein. Etwa 200 weitere Menschen wurden bei dem schweren Bombardement der Hafenstadt Mocha im Südjemen verletzt, wie lokale medizinische Helfer und Rettungskräfte jetzt berichteten.

Bei den Angriffen seien außer einem Elektrizitätswerk auch Wohngegenden getroffen worden, weshalb unter den Opfern vor allem Zivilisten - unter ihnen Frauen und Kinder - seien, sagten die Helfer. Wegen des kritischen Zustandes vieler Verletzter rechne man mit einer steigenden Zahl von Todesopfern. Zunächst war von deutlich geringeren Opferzahlen die Rede.

Am Sonntag schlugen auch im Großraum Sanaa erneut Bomben des saudischen Militärbündnisses ein. Ziel waren Anwohnern zufolge Huthi-Stützpunkte bei und in der jemenitischen Hauptstadt.

Feuerpause als Ablenkungsmanöver?

Sollten sich die Zahlen vom Samstag bestätigen, wäre der Angriff auf Mocha das folgenschwerste Bombardement seit dem Beginn der Luftschläge Ende März.

Einige Beobachter werten eine vom saudischen Bündnis einseitig angekündigte Feuerpause, die in der Nacht zum Montag beginnen soll, als Versuch, um von dem verheerenden Ausmaß des Angriffs abzulenken. Die Koalition will am Sonntag eine Minute vor Mitternacht Ortszeit (22.59 Uhr MESZ) die Luftangriffe auf Ziele im Jemen für fünf Tage einstellen, um humanitäre Hilfe in dem zerrütteten Land zuzulassen. Jemens bereits vor Monaten ins benachbarte Saudi-Arabien geflüchteter Präsident Abed Rabbo Mansur Hadi soll um die Waffenruhe gebeten haben. Ein Führer der Huthi-Milzen wollte jedoch von einer Feuerpause nichts wissen.

Erst vor zwei Wochen war eine von den Vereinten Nationen vermittelte Waffenruhe kläglich gescheitert. Bombardements und Gefechte gingen fast unvermindert weiter.

Saudis melden Festnahme von Huthi-Anführer

Im Jemen ist einer Twitter-Nachricht der von Saudi-Arabien angeführten Militärallianz zufolge einer der Anführer der aufständischen Huthi-Rebellen gefangen genommen worden. Es handele sich um Abdul-Chalik Al-Huthi, heißt es in der Nachricht. Eine unabhängige Bestätigung für die Meldung gibt es nicht.

Mocha liegt am Roten Meer an der Westküste Jemens. Die Stadt gilt als bedeutend für die Rückeroberung von Tais, einer der größten Städte des Landes, die etwa 80 Kilometer westlich von Mocha liegt. Von dort führt auch eine wichtige Überlandstraße nach Aden, die zweitgrößte Stadt des Jemen. Zuletzt hatten die Huthi-Rebellen im Süden mit dem Verlust Adens eine schwere Niederlage einstecken müssen. Trotzdem kontrollieren sie noch immer weite Teile des Landes.

Durch die anhaltenden Kämpfe und Luftangriffe steht der bitterarme Jemen seit Wochen vor dem Kollaps. Nahrung, Medizin und Treibstoff sind knapp. Erste Seuchen breiten sich aus. Seit März sind nach UN-Angaben mehr als 3700 Menschen wegen des Konflikts gestorben, über die Hälfte von ihnen waren Zivilisten. Außerdem gab es fast 16.000 Verletzte. Die Zahl der Binnenflüchtlinge gaben die Vereinten Nationen mit mehr als 1,2 Millionen an. Etwa 51.000 Menschen flüchteten ins Ausland.

qu/stu (dpa, rtr, afp)