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Politik

Mehr als 50.000 Corona-Tote in Deutschland

22. Januar 2021

Das Land verharrt im Lockdown - doch die Sieben-Tage-Inzidenz ist noch weit vom Zielwert der Bundesregierung entfernt. Ein Debattenthema ebbt nicht ab.

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Coronavirus - Intensivstation: Patient wird künstlich Beatmet
Ein Intensivpatient mit COVID-19 wird künstlich beatmet (Archivbild)Bild: Sven Hoppe/dpa/picture alliance

In Deutschland sind seit Beginn der Corona-Pandemie 50.624 Menschen in Zusammenhang mit dem Virus gestorben. Darin enthalten sind 859 neue Todesfälle innerhalb der letzten 24 Stunden. Das Robert-Koch-Institut (RKI) erfasst dabei Menschen, die direkt an COVID-19 gestorben sind, aber auch Infizierte mit Vorerkrankungen, bei denen sich die Todesursache nicht abschließend klären lässt.

Die Gesundheitsämter meldeten dem RKI 17.862 Neuansteckungen innerhalb eines Tages. Die Zahl der Sieben-Tage-Inzidenz, also der Neuinfektionen innerhalb einer Woche pro 100.000 Einwohner, liegt bei 115,3. Der bisherige Höchststand von 197,6 war kurz vor Weihnachten erreicht worden. Es handelt sich um einen Durchschnittswert für ganz Deutschland. Die Unterschiede zwischen den Bundesländern sind groß: Die höchsten Inzidenzen haben Thüringen (218,4) und Brandenburg (194,4). Am niedrigsten ist der Wert in Bremen (80,9). Die Bundesregierung hat eine Zielmarke von 50 ausgegeben.

"Unter Anspannung machbar"

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn sagte, die Infektionszahlen gingen "in die richtige Richtung". Es sei eine erste Entlastung auf den Intensivstationen erkennbar, doch der Druck sei dort weiterhin hoch. Knapp 5000 Corona-Intensivpatienten seien für das Gesundheitssystem "unter Anspannung machbar", dies könne aber kein Dauerzustand sein.

Nun gehe es darum, die Verbreitung der Virusvarianten so weit wie möglich zu minimieren. Dazu diene etwa die Pflicht zum Tragen medizinischer Masken im öffentlichen Nahverkehr - die die Fluglinien derweil übernahmen. Zum Stand der Impfungen sagte Spahn, 60 Prozent aller Pflegeheimbewohner hätten die erste Dosis erhalten. Insgesamt seien in Deutschland über 1,5 Millionen Impfungen verabreicht worden. Rund 100.000 Menschen hätten bereits die zweite Dosis erhalten.

Brasilianische Coronavirus-Variante in Deutschland

Erstmals wurde in Deutschland die in Brasilien kursierende Corona-Variante nachgewiesen. Die Mutante sei bei einem Reiserückkehrer in Hessen entdeckt worden, teilte der hessische Sozialminister Kai Klose in Wiesbaden mit. Laut Klose ist es der erste Nachweis in Deutschland. Auch dem RKI war am Freitag kein anderer Nachweis bekannt. Die Person sei am Donnerstag aus Brasilien in Frankfurt angekommen, erklärte die Virologin Sandra Ciesek. Im Labor sei bei einer PCR-Untersuchung die in Brasilien entdeckte Mutation nachgewiesen worden. Die Sequenzierung stehe noch aus.

Neben der erstmals in Brasilien nachgewiesenen Variante stehen zwei weitere im Fokus, die zunächst in Großbritannien und in Südafrika entdeckt worden waren, und ebenfalls in Deutschland bereits nachgewiesen wurden. Alle drei Varianten stehen im Verdacht, ansteckender zu sein als der ursprüngliche Typ des Coronavirus Sars-CoV-2. Es gebe aber keine Hinweise, dass sie zu schwereren Verläufen führten, sagte Ciesek.

Verlängert und verschärft

Wegen der weiterhin hohen Infektionszahlen hatten Bundeskanzlerin Angela Merkel und die Regierungschefs der Länder am Dienstag den geltenden Lockdown zunächst bis Mitte Februar verlängert und verschärft. Während es bei der großflächigen Impfaktion weiterhin Anlaufschwierigkeiten gibt, ebbt die Debatte über mögliche Sonderrechte für Menschen, die immunisiert wurden, nicht ab.

Bundesjustizministerin Christine Lambrecht sagte dem Redaktionsnetzwerk Deutschland, nicht die Ausübung von Grundrechten bedürfe der Rechtfertigung, "sondern die Einschränkung der Grundrechte durch den Staat". Wenn wissenschaftlich belegt sei, dass eine Impfung auch vor der Weitergabe des Erregers an andere schütze, falle im konkreten Fall eine wichtige Begründung für derlei Einschränkungen weg.

Justizministerin I Christine Lambrecht
"Einschränkung von Grundrechten braucht eine Begründung": Bundesjustizministerin Lambrecht (Archivbild)Bild: Getty Images/H. Schacht

Lambrecht schloss sich damit einer Forderung ihres SPD-Parteikollegen Heiko Maas grundsätzlich an. Der Bundesaußenminister hatte sich am Sonntag dafür ausgesprochen, Menschen mit nachgewiesener Corona-Impfung früher als anderen den Besuch von Restaurants oder Kinos zu erlauben.

Die Union hält die Diskussion zumindest für verfrüht. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) erklärte am Donnerstag: "Wir wissen nicht, ob der Geimpfte andere anstecken kann. So lange stellt sich die Frage von Privilegien überhaupt nicht." Ähnlich hatten sich Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) und Gesundheitsminister Spahn (CDU) geäußert. Beide argumentieren, durch eine Ungleichbehandlung von Geimpften und Menschen ohne Impfschutz würde der Zusammenhalt der Gesellschaft in der Corona-Pandemie gefährdet.

jj/rb (dpa, afp, epd, kna)