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Politik

Über eine Million Infektionen in Deutschland

27. November 2020

Ende Januar gab es den ersten Corona-Nachweis in Deutschland. Nun wurde eine symbolische Marke überschritten. Auch angesichts dieser Zahl findet eine breite Mehrheit der Bevölkerung den Teil-Lockdown gut.

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Maske, Glühwein und möglichst keine Kontakte: Corona-Herbst in Deutschland
Maske, Glühwein und möglichst keine Kontakte: Der Corona-Herbst in Deutschland Bild: Mark Hallam/DW

Die Gesamtzahl der bislang nachgewiesenen Corona-Infektionen in Deutschland hat die Marke von einer Million überschritten. Das Robert Koch-Institut (RKI) in Berlin zählte seit Beginn der Pandemie insgesamt 1.006.394 nachgewiesene Infektionen mit dem Erreger SARS-CoV-2 in Deutschland. Mehr als 676.000 Menschen sind nach Schätzungen des RKI inzwischen genesen.

Die Zahl der Corona-Toten gibt die Bundesbehörde mit 15.586 an. Binnen 24 Stunden starben 426 Menschen in Deutschland im Zusammenhang mit dem Virus. Das ist die höchste Todeszahl binnen eines Tages seit Beginn der Pandemie. Dass im vergangenen Monat vier Prozent mehr Menschen als im Durchschnitt der vier Vorjahre gestorben sind, kann allerdings nicht unmittelbar mit der Corona-Pandemie in Zusammenhang gebracht werden. Es gebe zu viele andere Einflüsse, erklärten die Bundesstatistiker in Wiesbaden.

Mehrheit findet Lockdown-Fortsetzung gut

Die von Bund und Ländern beschlossene Verlängerung des sogenannten Teil-Lockdowns wird einer Umfrage zufolge von 71 Prozent der Menschen in Deutschland unterstützt. 27 Prozent lehnen das im aktuellen ZDF-"Politbarometer" ab. Allerdings gehen die Meinungen über die derzeit geltenden Corona-Maßnahmen auseinander. Nur noch die Hälfte der Befragten finden die aktuellen Bestimmungen gerade richtig. Dagegen halten 17 Prozent die Maßnahmen für übertrieben, 31 Prozent plädieren für schärfere Regeln.

"Ganz Deutschland betroffen"

Mit den neuen Anti-Corona-Maßnahmen werde Deutschland "der Pandemie die Stirn bieten" und den Menschen ein Weihnachtsfest im Familienkreis ermöglichen, sagte Tobias Hans, Ministerpräsident des Saarlandes, im DW-Interview. "Wir gehen davon aus, dass wir die Infektionskurve erheblich abflachen, die Zahlen auch nach unten bringen können", so der CDU-Politiker. "Dann kann man sich sicherlich auch erlauben, über die Weihnachtsfeiertage das Zusammenkommen von Familien zu ermöglichen."

Auszug aus DW-Interview mit Tobias Hans

Die Diskussion in der Runde der 16 Ministerpräsidenten und der Bundesregierung habe sich in den vergangenen Monaten deutlich verändert, räumte Hans ein. Anfangs seien die Bundesländer im Osten weniger stark vom Virus betroffen gewesen. "Inzwischen ist ganz Deutschland von der Corona-Pandemie einigermaßen gleichmäßig betroffen", sagte er. Deshalb seien deutschlandweit einheitliche Maßnahmen jetzt so wichtig. "Das war zu Beginn der Pandemie nicht denkbar."

Passau verschärft Maßnahmen

Bayern will an der Absenkung des Inzidenzwerts auf maximal 50 Neuinfektionen je 100.000 Einwohner binnen sieben Tagen nicht rütteln. "Das Ziel bleibt, auf 50 Inzidenzen zu kommen", sagte Ministerpräsident Markus Söder (CSU) auf einer Sondersitzung des Landtags. Der Schutz eines jeden Lebens habe in Bayern oberste Priorität.

Die bayerische Stadt Passau verhängt bereits strenge Ausgangsbeschränkungen. Ab Samstag dürfen die Passauer mindestens eine Woche lang ihre Wohnung nur noch aus einem triftigen Grund verlassen. Außerdem verhängt die Stadt ein Alkoholverbot auf öffentlichen Plätzen und verordnet Wechselunterricht für die die höheren Jahrgangsstufen. Wer einen Angehörigen in einem Altenheim besuchen will, muss vorher einen Schnelltest machen und damit nachweisen, dass er nicht infiziert ist.

Passau hat einen Corona-Inzidenzwert von knapp 440 erreicht und ist damit nach dem Landkreis Hildburghausen in Thüringen mit knapp 630 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner in sieben Tagen derzeit Deutschlands Hotspot Nummer zwei.

Problematisch niedrige Impfbereitschaft?

Sorgen bereiten die vielen Impfgegner in Deutschland. Eine niedrige Impfbereitschaft sei eine Gefahr für den Kampf gegen das Coronavirus in Deutschland, sagte der Vorsitzende der Ständigen Impfkommission, Thomas Mertens, den Sendern RTL und ntv. "Deshalb müssen wir auch versuchen, das Vertrauen zu gewinnen, dass sich eben einfach mehr Menschen impfen lassen."

Auf der Intensivstation im Universitätsklinikum Bonn wird ein Corona-Patient beatmet
Auf der Intensivstation im Universitätsklinikum Bonn wird ein Corona-Patient beatmet Bild: Rolf Vennenbernd/dpa/picture alliance

Es gebe viele Vorurteile gegenüber den zu erwartenden Impfstoffen, "die so nicht stimmen", sagte Mertens. "Unsinn" sei etwa die Behauptung, beim Impfen werde eine genetische Veränderung an den Geimpften vorgenommen.

In den Schulen läuft es ganz gut

Derweil zeigt sich die Lage an den Schulen noch relativ entspannt. Von den mehr als 10 Millionen Schülern in Deutschland waren Ende vergangener Woche rund 200.000 in Quarantäne, darüber hinaus waren gut 20.000 mit Corona infiziert. Bei den knapp 900.000 Lehrern gab es weniger als 3200 Corona-Fälle. 118 der rund 30.000 abgefragten Schulen im Land waren zum Ende der vergangenen Woche 118 geschlossen, zwölf mehr als in der Vorwoche.

Auch viele Schulkinder tragen jetzt einen Mund-Nasen-Schutz
Auch viele Schulkinder tragen jetzt einen Mund-Nasen-Schutz Bild: Ina Fassbender/AFP/Getty Images

Die Kultusministerkonferenz, also die Runde der Schulminister aller Bundesländer, will einmal wöchentlich über den deutschlandweiten Stand berichten. Bisher war es schwierig, ein genaues Gesamtlagebild zu erhalten, weil die Daten in den Bundesländern unterschiedlich erhoben und nicht zentral erfasst wurden.

Hotelübernachtungen an Weihnachten

In Berlin, Hessen und Nordrhein-Westfalen sollen bei Verwandtenbesuchen über die Weihnachtstage auch Übernachtungen in Hotels möglich sein - entgegen dem Willen von Kanzleramtsminister Helge Braun. Wer eine Verwandtenreise mache, "der muss ja auch die Chance haben, irgendwo übernachten zu können", sagte Hessens Regierungschef Volker Bouffier. Ähnlich äußerten sich NRW-Ministerpräsident Armin Laschet und Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller.

Über die Weihnachtstage sollten sich maximal zehn Personen aus zwei Haushalten treffen
Über die Weihnachtstage sollten sich maximal zehn Personen aus zwei Haushalten treffen Bild: SvenSimon/picture alliance

Berlin schert auch in einem anderen Punkt aus. Da die Hauptstadt als Corona-Hotspot gilt, entschieden die Behörden dort, dass sich auch über die Feiertage nur maximal fünf Personen aus zwei Haushalten treffen sollten. Kinder unter 14 Jahren sind davon ausgenommen.

rb/se/wa (dpa, ap, afp, rki)