Fairtrade ist Trend
20. April 2012Dieter Overath, Geschäftsführer von TransFair Deutschland, ist stolz: "Seit 2002 hat sich der Umsatz von fair gehandelten Produkten in Deutschland verachtfacht." 400 Millionen Euro setzte die Branche 2011 um. Und Overath ist zuversichtlich, dass dieser Trend weiter anhält: "Ich denke in diesem Jahr werden wir die halbe Milliarde-Marke knacken."
Großes Vertrauen der Verbraucher
Für das rasante Wachstum der Branche gibt es mehrere Gründe: Zum einen die verstärkte Präsenz fair gehandelter Waren in Supermärkten und Discountern. Neben Kaffee, Schokolade und Bananen waren in den letzten Jahren vor allem die Rosen aus fairem Handel sehr beliebt. Sie erreichten innerhalb von fünf Jahren nach ihrer Einführung einen Marktanteil von knapp sieben Prozent.
Deutsche Verbraucher zahlen offenbar gerne einen kleinen Aufpreis, wenn sie dabei das Gefühl haben, damit eine gute Sache zu unterstützen. Und das Label Fairtrade genießt in Deutschland nicht nur einen Bekanntheitsgrad von rund 70 Prozent, sondern auch ein hohes Maß an Vertrauen.
Von Kaffee bis Möbelstücken
Seit 20 Jahren vergibt TransFair in Deutschland das Siegel für fairen Handel. Anfangs hieß es - wie der Verein - "TransFair", inzwischen "Fairtrade". Das Siegel erhalten Produkte, die nach bestimmten Kriterien gehandelt und produziert werden.
Das erste mit dem Label versehene Produkt war Kaffee. Zum einen, weil die Deutschen gerne und viel Kaffee trinken. Zum anderen, weil hier die Produzenten besonders stark unter den Gesetzen der freien Wirtschaft leiden. Denn ist die Ernte gut und somit das Angebot groß, rutscht der Preis; ist sie schlecht, verdienen die Kaffeebauern kaum mehr. Im fairen Handel gibt es langfristige Abnahmegarantien und festgelegte Mindestpreise, die die Produzenten in den Entwicklungsländern unabhängig machen von den starken Preisschwankungen des Weltmarktes. Und so wird auch verhindert, dass Kaffeebauern, Bananenpflücker oder Blumenzüchter ihre Ware für Dumpingpreise an Zwischenhändler verkaufen müssen.
Soziale und ökologische Kriterien
Produzenten und Händler, die das Fairtrade-Siegel erhalten wollen, verpflichten sich soziale Standards einzuhalten, zum Beispiel keine illegale Kinderarbeit zu dulden oder Arbeitnehmerrechte zu garantieren. Auch ökologische Kriterien wie der reduzierte Einsatz von Pestiziden oder die Förderung von Bio-Anbau spielen eine Rolle. Die Einhaltung der Standards wird nicht durch den Siegelgeber TransFair überprüft, sondern durch eine externe Zertifizierungsgesellschaft.
Neben Lebensmitteln und Blumen hat TransFair nun einen weiteren Produktbereich in Angriff genommen: Möbel. Auch hier hat es schon gewichtige Handelspartner gewonnen: Ein Versandhandelsriese und eine große süddeutsche Möbelfirma wollen die zertifizierten Möbel anbieten. Hergestellt werden sie in Mexiko, das Holz stammt aus Kleinwaldbetrieben in Bolivien, Chile und Honduras. Fairtrade Deutschland kooperiert dabei mit dem bekannten FSC-Label für nachhaltige Bewirtschaftung von Wäldern.
Voll im Trend
TransFair geht auch verstärkt auf Städte und Gemeinden zu. 2011 haben sich wieder zahlreiche Kommunen verpflichtet, den fairen Handel aktiv voranzubringen, zum Beispiel indem in kommunalen Einrichtungen nur noch fair gehandelten Kaffee ausgeschenkt wird, Sportvereine und Schulen Fußbälle mit Fairtrade-Siegel verwenden oder bei der Renovierung von öffentlichen Plätzen zertifizierte Pflastersteine verlegt werden.
Am 11. April wurde die kleine Nordseeinsel Langeoog zur ersten "Fairtrade-Insel" Deutschlands gekürt. Für viele Kommunen ist die zweijährige Auszeichnung ein gutes Mittel, um Touristen anzuziehen. Denn Fairtrade liegt ebenso wie Bio klar im Trend.