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Diesel-PKW mit mehr Gift

Gero Rueter18. September 2015

Abgase aus Dieselmotoren schaden der Gesundheit. In der EU müssen deshalb neue Autos gute Katalysatoren haben. Doch in der Praxis überschreiten die meisten neuen Diesel-PKW die Grenzwerte um ein Vielfaches.

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Deutsche Umwelthilfe protestiert vor der IAA gegen Luftverschmutzung
Bild: M. Geiß/DUH

Mit dem Slogan 'Diesel-Abgase töten' und einer riesigen Autoattrappe empfingen Umweltschützer in Frankfurt die Besucher am ersten Tag der Internationalen Automobilausstellung (IAA). Sie protestierten gegen den Verkauf von schmutzigen Diesel-PKW. Nach einer aktuellen Studie der Umweltorganisation Transport und Environment (TE) stoßen neue Dieselautos im Realbetrieb im Durchschnitt fünf Mal mehr Abgasgifte aus, als in der Europäischen Union (EU) erlaubt ist.

Kritik an Autoindustrie

Zum Schutz von Gesundheit und Umwelt will die EU den Ausstoß von Feinstaub und Stickoxiden aus Dieselmotoren stark reduzieren. Diese Gifte belasten die Atemwege stark, verstärken Allergien und können die Ursache für Todesfälle sein.

Seit Anfang September gilt in Europa deshalb die sogenannte Euro-6-Norm. Danach dürfen neue Diesel-PkW maximal 80 Milligramm Stickoxid pro Kilometer ausstoßen, 100 Milligramm weniger als zuvor.

Laut Deutscher Umwelthilfe (DUH) halten Autokonzerne die Grenzwerte vorsätzlich nicht ein. "Die Chefs von Daimler, Volkswagen und BMW sind für viele zehntausend vorzeitige Todesfälle pro Jahr durch Dieselabgase persönlich mitverantwortlich", so DUH-Geschäftsführer Jürgen Resch."Um wenige hundert Euro mehr Profit pro Fahrzeug zu machen, verbauen sie minderwertige Katalysatoren, die auf der Straße höhere Schadstoffmengen emittieren als erlaubt."

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Besonders Kinder und ältere Menschen leiden unter schlechter Luft.Bild: Fotolia/uwimages

Nachrüstung?

In fünf unabhängigen Studien wurden die Stickstoffemissionen von neuen Dieselfahrzeugen nachgetestet. Demnach überschritten 47 von 51 neuen Diesel-PKW im Realbetrieb den erlaubten Maximalwert von 80 Milligramm Stickoxid pro Kilometer.

Der Verband der Deutschen Automobilindustrie (VDA) zeigt keine Zweifel an den Testergebnissen im realen Fahrbetrieb, betont aber, dass sich die Angaben der Autohersteller auf ein Testverfahren im Labor beziehen, dem Testzyklus NEFZ. Der sogenannte Neue Europäische Fahrzyklus (NEFZ) ist ein Relikt aus den 1990er-Jahren und bildet die Werte aus der Praxis nicht mehr ab.

Umweltverbände fordern die Autohersteller jetzt auf, die Fahrzeuge so auszurüsten, dass die Grenzwerte für Stickstoffemissionen auch im Realbetrieb eingehalten werden. Die Kosten gut funktionierender Abgassysteme lägen bei rund 300 Euro.

USA als Vorbild

Für den US-Markt liefern Daimler, VW und BMW solche Fahrzeuge bereits heute. US-Behörden messen die Emissionen im Realbetrieb, bei Verstößen drohen Sanktionen.

ADAC Abgastest CO2 Verbrauch
Nachprüfung der Emissionen im Labor des ADAC.Bild: ADAC

Umwelthilfe-Geschäftsführer Resch wünscht sich solche Maßnahmen auch für Deutschland und die EU. "Frau Merkel muss die Autoindustrie dazu zwingen, diesen Standard auch in Deutschland einzuhalten."

Kurzfristig sollten deshalb nur noch Diesel-Pkw ausgeliefert werden dürfen, die auch in der Praxis die EU-Grenzwerte einhalten. Darüber hinaus müssten "alle Pkw ohne funktionstüchtiger Abgasreinigung zurückgerufen und nachgerüstet werden", so Resch.

Verbot für Dieselfahrzeuge in Städten?

In vielen europäischen Städten werden die Grenzwerte für gesundheitsschädliche Stickstoffdioxide seit Jahren überschritten, ein wesentlicher Verursacher ist der Dieselverkehr. Im Juni leitete die EU-Kommission aufgrund von fehlenden Maßnahmen ein Vertragsverletzungsverfahren gegen Deutschland ein. Die Politik gerät zunehmend unter Handlungsdruck, auch Klagen von Bürgern und Umweltverbänden tragen dazu bei.

Zur Verbesserung der Luftqualität schlagen Umweltschützer vor, dass Fahrzeuge mit hohen Stickoxidemissionen aus den Städten verbannt werden. In London gibt es bereits ein Verbot für Taxis mit Dieselmotor.

Von solchen Fahrverboten hält der Verband der deutschen Automobilindustrie (VDA) wenig, gibt sich aber gelassen: "Wir sind da ohne Sorge", sagt VDA-Pressesprecher Eckehardt Rotter.