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Mehr Hinrichtungen in weniger Staaten

27. März 2014

Amnesty International beklagt einen alarmierenden Anstieg der weltweit vollstreckten, offiziell registrierten Todesstrafen. Verantwortlich dafür: Iran und Irak. Doch es gibt auch einen positiven Trend.

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Galgenstrick (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

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Die Zahl der Hinrichtungen sei 2013 im Vergleich zum Vorjahr von 682 auf mindestens 778 gestiegen, teilte die Menschenrechtsorganisation Amnesty International (AI) mit. Die in Berlin veröffentlichte Statistik umfasst allerdings nicht Exekutionen in China, da die Führung in Peking die Zahl als Staatsgeheimnis unter Verschluss hält. AI geht davon aus, dass alleine in der Volksrepublik jährlich Tausende Menschen hingerichtet werden - also mehr Personen als in allen anderen Staaten zusammen. Auch aus Nordkorea gibt es keinerlei verlässliche Zahlen.

Alarmiert äußerte sich Amnesty über die große Zahl der vollstreckten Todesurteile im Iran und Irak. Dort sollen im vergangenen Jahr mindestens 538 Menschen (Iran: 369, Irak: 169) hingerichtet worden sein. Für die weiteren Vollstreckungen der Todesstrafe sind - neben China - vor allem Saudi-Arabien (79), die USA (39) und Somalia (mindestens 34) verantwortlich.

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"Bestürzend und beschämend"

"Dass die Masse der Hinrichtungen auf das Konto einiger weniger Staaten geht, ist bestürzend und beschämend", erklärte der Vorstandssprecher von Amnesty International in Deutschland, Oliver Hendrich. Während der Iran keine Gerichtsverfahren nach internationalen Standards garantiere, würden die meisten Todeskandidaten im Irak aufgrund "vager Anti-Terror-Gesetze" verurteilt. "Besonders schockierend ist auch, dass in Saudi-Arabien drei minderjährige Straftäter hingerichtet wurden", erklärte Hendrich. Beunruhigend sei auch, dass Indonesien, Kuwait, Nigeria und Vietnam nach längerer Unterbrechung 2013 wieder Menschen hingerichtet hätten.

Dennoch sieht die Menschenrechtsorganisation, die sich seit Jahrzehnten massiv für die Abschaffung von Todesurteilen einsetzt, einen "klaren Trend hin zur Abschaffung der Todesstrafe". "Der langfristige Trend ist klar - die Todesstrafe wird zu einer Sache der Vergangenheit", sagte Amnesty-Generalsekretär Salil Shetty. So sei es erfreulich, dass mittlerweile 140 Staaten die Todesstrafe im Gesetz oder in der Praxis abgeschafft haben. In den USA verzichtet mit Maryland der 18. Bundesstaat auf die Todesstrafe. Aus ganz Europa und Zentralasien wurden vergangenes Jahr erstmals seit 2009 keine Hinrichtungen mehr gemeldet.

wa/qu (epd, kna, afp, dpa)