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Mehr Jobs mit 1,5-Grad-Ziel

16. März 2021

Das 1,5-Grad-Ziel ist erreichbar. Mit viel Solarstrom und schnellem Umbau sollte die Energiewende dafür drastisch beschleunigt werden. Positiver Nebeneffekt: Es gibt mehr Jobs weltweit.

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China, Jiangsu: Arbeiter montieren Solarmodule
Die Energiewende ist ein Konjunkturmotor und bringt mehr Jobs Bild: picture-alliance/ZUMAPRESS

"Das Zeitfenster für das 1,5-Grad Ziel schließt sich schnell. Wir bewegen uns in die falsche Richtung", sagt Francesco La Camera, Generaldirektor von der internationalen Energie Agentur für Erneuerbare Energien (IRENA) in Abu Dhabi.

Mit dem heute veröffentlichten World Energy Transitions Outlook betont IRENA, zu der 162 Staaten gehören, dass die Einhaltung der 1,5-Grad-Grenze möglich ist. "Der Outlook zeigt Optionen auf, die wir auf der schmalen Gratwanderung zum 1,5-Grad-Ziel haben. Ein bedeutsamer Richtungswechsel braucht eine drastische Beschleunigung der Energiewende."

Globale Wende mit viel Ökostrom

Der Outook von IRENA geht davon aus, dass Strom bis 2050 Hauptenergieträger wird. PKW und LKW werden vor allem elektrisch fahren, bis 2050 weltweit mehr als 80 Prozent aller Fahrzeuge 

Fürs Heizen, den Verkehr und auch für die Herstellung von grünem Wasserstoff wird künftig viel mehr Strom gebraucht. Der Outlook geht davon aus, dass sich der weltweite Strombedarf im Vergleich zu heute bis 2050 verdreifacht.

Infografik CO2 und Temperatur 1850-2020 DE
Zusammenhang: Der Ausstoß von CO2 durch Kohle, Öl und Gas heizt das Klima an

Geheizt werde künftig vor allem mit Wärmepumpen - dafür steige ihre Zahl  von derzeit 20 Millionen auf rund 400 Millionen bis 2050.

Sonne, Wind und negative Emissionen

Kohlestrom wird laut dem Szenario 2050 weltweit nicht mehr erzeugt . 90 Prozent des Stroms kommt dann aus erneuerbaren Quellen, vor allem aus Sonne und Wind. Die weltweit installierte Kapazität von Photovoltaik muss demnach im Vergleich zu 2018 fast 30 Mal größer sein, die von Windkraft 14 Mal und die von Wasserkraft verdoppeln.

Den Anteil von Erdgas zur Stromerzeugung liegt laut dem Szenario 2050 bei vier und der Anteil von Atomenergie bei sechs Prozent.

Um die 1,5 Grad-Grenze so einhalten zu können, setzt das IRENA-Szenario auf Technologien zur CO2-Entfernung aus der Atmosphäre wie Aufforstung, Pflanzenkohle und auch das Verpressen von CO2 im Untergrund (CCS).

Grosse Herausforderung, aber möglich 

IRENA rechnet für das aktuelle Szenario mit einem global verfügbaren Budget von 500 Milliarden Tonnen CO2. Wenn nicht mehr als diese Menge in die Atmosphäre kommt, dann könnte laut Weltklimarat (IPCC) mit einer Wahrscheinlichkeit von rund 50 Prozent das 1,5 Grad-Ziel eingehalten werden.

Um das 1,5-Grad-Ziel mit einer höheren Wahrscheinlichkeit von 67 Prozent einzuhalten, müsste mehr CO2 eingespart werden - laut Weltklimarat düften dafür nur  rund 285 Milliarden Tonnen CO2 weltweit ausgestossen werden. Derzeit werden pro Jahr durch die Energie- und Landwirtschaft rund 42 Milliarden Tonnen CO2 freigesetzt.

Infografik zu globalen CO2-Emissionen. Wie hoch ist noch das CO2-Budget?

"Der vor uns liegende Weg ist eine gewaltige Herausforderung, aber eine Reihe günstiger Faktoren machen ihn realisierbar", sagt La Camera bei der Vorstellung des Berichts. "Wichtige Volkswirtschaften, auf die mehr als die Hälfte der weltweiten CO2-Emissionen entfällt, sind dabei, klimaneutral zu werden. Auch das globale Kapital ist in Bewegung gekommen. Finanzmärkte und Investoren lagern Kapital in nachhaltige Anlagen um."

Konjunkturprogramm mit vielen Jobs

Die Wende hat laut la Camera bereits eingesetzt. Der weltweite Ölverbrauch sinkt auch in den nächsten Jahren weiter und ab 2025 auch Erdgas.  "Die Finanzmärkte spiegeln diesen Wandel bereits wieder, indem sie Kapital weg von fossilen Brennstoffen und hin zu nachhaltigen Anlagen wie Erneuerbaren Energien verlagern", sagt La Camera.

Mit Blick auf die geplanten Konjunkturpakete warnt La Camera vor Fehlentscheidungen. Die Gelder müssten strategisch für das 1,5-Grad-Ziel eingesetzt werden und hätten dann zudem große Vorteile für den Arbeitsmarkt. "Für jede Millionen Dollar, die hier investiert werden, werden fast dreimal mehr Arbeitsplätze geschaffen im Vergleich zu denen mit fossilen Brennstoffen", so La Camera.

Infografik CO2-Ausstoß. Wie muss er bis 2030  sinken

Zustimmung und Kritik

"Ein Szenario wie von der IRENA vorgestellt ist denkbar." sagt der Christian Breyer, Professor für Solarökonomie an der LUT Finnland und Experte für globale Energieszenarien. Doch er kritisiert, dass sich die Studie an einem hohen CO2-Budget orientiert, dass das 1,5-Grad-Ziel mit nur 50 Prozent Wahrscheinlichkeit erreicht und zudem große Mengen von negativen Emissionen vorsieht. 

Zudem seien die Vorteile "von extrem kostengünstiger solarer Elektrizität noch nicht vollständig in das Szenario eingearbeitet, aber sehr teure Systemlösungen wie Kernkraft und Biomasse mit CO2-Abscheidung."  

Einig mit IRENA sind sich jedoch die meisten Experten: Ein schneller Umbau der Energiesysteme würde die Weltwirtschaft ankurbeln und Millionen mehr Arbeitsplätze schaffen.

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Gero Rueter Redakteur in der Umweltredaktion