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Mehr Tote auf WM-Baustellen?

23. Februar 2021

Laut der englischen Tageszeitung "Guardian" sind auf den WM-Baustellen zur Fußball-Weltmeisterschaft 2022 in Katar deutlich mehr Arbeitsmigranten ums Leben gekommen als bislang bekannt.

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Ausländische Arbeiter für die WM 2022 in Katar
Bild: picture-alliance/dpa/XinHua/Nikku

Der "Guardian" berichtet von mehr 6500 Toten und stützt sich dabei auf Zahlen, die aus Regierungsquellen der Herkunftsländer der Gastarbeiter stammen. Zwischen 2011 und 2020 soll es demnach 5.927 Todesfälle von Wanderarbeitern aus Nepal, Indien, Sri Lanka und Bangladesch gegeben haben. Zudem meldet die pakistanischen Botschaft in Katar weitere 824 Todesfälle pakistanischer Arbeiter zwischen 2010 und 2020. Die offizielle Gesamtzahl der Todesopfer, die aus Katar bestätigt wurde, lag bisher bei 1400.

Doch wahrscheinlich sind sogar noch mehr Menschen bei den Arbeiten auf den WM-Baustellen ums Leben gekommen, denn es fehlen Zahlen aus anderen Ländern wie den Philippinen oder Kenia, aus denen ebenfalls viele Menschen nach Katar gekommen sind, um dort zu arbeiten. Zudem fehlen in der Aufstellung die Todesfälle, die sich in den letzten Monaten des Jahres 2020 ereignet haben.

Katar: "Kleiner Prozentsatz"

Auch wenn die Sterberegister nicht genau nach Beruf und Arbeitsort aufgeschlüsselt sind, gehen Experten davon aus, dass viele der gestorbenen Arbeiter bei Infrastrukturprojekten beschäftigt waren, die wegen der Fußball-Weltmeisterschaft 2022 entstehen. "Ein sehr großer Teil der Wanderarbeiter, die seit 2011 gestorben sind, war nur deshalb im Land, weil Katar das Recht erhalten hat, die Fußballweltmeisterschaft auszurichten", sagte Nick McGeehan, ein Direktor bei "FairSquare Projects", einer Interessengruppe, die sich auf Arbeitsrechte am Golf spezialisiert hat, gegenüber dem "Guardian".

Logo der Fußball-WM 2022  in Katar
Im Dezember 2022 ist das Wüstenemirat Katar Gastgeber der Fußball-WeltmeisterschaftBild: picture-alliance/dpa/Nikku

Katars Regierungspressestelle erklärte auf Anfrage, in dem Emirat lebten mehr als 1,4 Millionen Menschen aus den genannten Ländern. Zu ihnen gehörten Studenten, Ältere und Arbeiter in verschiedenen Industrien. Weitere Millionen hätten in den vergangenen zehn Jahren
in Katar gelebt und seien in die Heimat zurückgekehrt. Von diesen Millionen Menschen sei ein "kleiner Prozentsatz" verschieden, heißt es weiter. Die Sterberate liege aber in einem Bereich, der für diese Größe und diese demografische Zusammensetzung zu erwarten sei.

FIFA reagiert unbeeindruckt

Immer wieder ist in den Jahren seit der WM-Vergabe an Katar über Menschenrechtsverletzungen gegenüber den zugereisten Arbeitskräften berichtet worden. Untersuchungen von Menschenrechtsorganisationen, zum Beispiel von Amnesty International, hatten eklatante Missstände aufgedeckt. Verbesserungen, wie zum Beispiel bei der Ausreiseregelung oder der Einführung eines Mindestlohns für die Arbeiter, wurden entweder nur angekündigt oder sehr schleppend umgesetzt.

Der Fußball-Weltverband FIFA hatte im Juni 2019 erstmals Verstöße gegen die Rechte der Arbeiter im WM-Gastgeberland eingeräumt. Auf die Anfrage des "Guardian" nach den neuesten Erkenntnissen reagierte die FIFA aber wenig beeindruckt. "Man verpflichte sich voll und ganz, die Rechte der Arbeiter bei FIFA-Projekten zu schützen, hieß es. Zudem sei die Häufigkeit der Unfälle auf den WM-Baustellen in Katar "bis jetzt niedrig im Vergleich zu anderen großen Bauprojekten auf der Welt" gewesen. 

asz/og (Guardian)