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Mein Deutschland: Mein Name ist meine Identität

Zhang Danhong23. Oktober 2015

Seit vielen Jahren kämpft unsere Kolumnistin Zhang Danhong dafür, dass ihr chinesischer Name in der chinesischen Reihenfolge von den Behörden und der deutschen Gesellschaft akzeptiert wird. Bisher mit wenig Erfolg.

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Deutschland Brief der Stadt Köln an Zhang Danhong
So wie es hier steht, müsste es immer sein. Leider war es ein einmaliges EreignisBild: DW/Zhang Danhong

Mein Name ist Zhang Danhong. Familienname Zhang, in China so verbreitet wie "Müller" oder "Schmidt" in Deutschland; Vorname Danhong. Wenn ich mich auf einer lockeren Party so vorstelle und merke, dass mein deutsches Gegenüber die Augen verdreht, dann baue ich ihm eine Eselsbrücke - "'Dan' wie die erste Silbe des deutschen Vornamens Daniel und 'hong' wie Hongkong". Manchmal hilft das.

8000 Kilometer lebe ich von meiner Heimat entfernt. Inzwischen bin ich hier bestens integriert und stelle an mir immer mehr deutsche Züge fest. Doch mein chinesischer Name in der chinesischen Reihenfolge gehört für mich zum letzten Rest meiner chinesischen Identität, die ich eisern verteidigen möchte. Zweimal habe ich einen deutschen Mann geheiratet und zweimal meinen Namen beibehalten. Mein erster Ehepartner stellte mir die Frage: "Wie sollen die anderen wissen, dass wir miteinander verheiratet sind?" "Dann nimm meinen Namen an", sagte ich. Und das tat er.

Richtige Schreibweise - ein seltener Glücksfall

Von Anfang an taten sich die deutschen Beamten mit meinem Namen schwer. Wenn ich Post von einer Behörde bekomme, bin ich jedes Mal gespannt, wie ich diesmal angesprochen werde. Als "sehr geehrter Herr Dahong" oder "sehr geehrter Herr Danghon"? Ich stelle mir den armen Sachbearbeiter vor, dem beim Anblick meines Namens schwindelig wird: "Oh Gott! Wieder so ein exotisches Exemplar!"

Um ein wenig Licht in den Dschungel der chinesischen Namen zu bringen, schreibe ich irgendwann meinen Namen so "Zhang, Danhong“. Um die letzte Unklarheit aus dem Weg zu räumen, schiebe ich manchmal nach "Zhang" noch "Familienname, weiblich" in Klammern hinterher. Das scheint die Behörden nicht sonderlich zu beeindrucken. Denn weiter werde ich in allen möglichen Varianten angesprochen, nur selten in der richtigen. Aufmerksame Beamte reden mich nun mit "Sehr geehrter Herr Zang" an. Eigentlich hätte ich nun keinen Grund mehr zum Meckern, wenn "Zang" auf Chinesisch nicht "dreckig" bedeuten würde.

Zhang Danhong Kommentarbild App
DW-Redakteurin Zhang Danhong

Besonders enttäuscht bin ich vom Finanzamt. Die dortigen Staatsdiener sind unglaublich genau und ungeduldig, wenn es um Steuernachzahlungen oder sonstige Gebühren geht. Da kann ich doch, nachdem ich seit über 20 Jahren Monat für Monat Steuern gezahlt habe, wenigstens erwarten, dass ich von den Damen und Herren dort gebührend behandelt werde. Konkret heißt es nur, dass ich mit "Frau Zhang" angeschrieben werden möchte. Ist das zu viel verlangt? In einem Moment der tiefen Kränkung schrieb ich an die Behörde: "Hiermit erkläre ich, dass es noch nie Zweifel über mein weibliches Geschlecht bestanden hat und dass mein Vater, Großvater und Urgroßvater alle den Namen 'Zhang' als Familiennamen getragen haben. 'Zhang' mit 'h' hinter dem 'Z'. Ich bitte um Rücksichtnahme auf die richtige Zuordnung des Familiennamen, die korrekte Schreibweise und nicht zuletzt mein weibliches Geschlecht in der künftigen Korrespondenz."

Protest verhallt

Die Reaktion auf meinen Brief lautet: gar keine. Ich tröste mich damit, dass auch deutsche Namen falsch geschrieben werden. Und was die Reihenfolge des Vor- und Nachnamens anbetrifft, setze ich einfach auf die Globalisierung und darauf, dass es sich schon irgendwann herumsprechen wird, dass in der zweitgrößten Volkswirtschaft auf der Welt und bei dem wichtigsten Handelspartner Deutschlands in Asien der Familienname vor den Vornamen gestellt wird.

Tatsächlich scheint etwas Bewegung in die Sache zu kommen. Während vor einigen Jahren die chinesischen Spitzenpolitiker von deutschen Nachrichtensprechern noch öfters ganz vertraut als Jintao und Jiaobao genannt wurden, wird der amtierende Staatspräsident Xi Jinping nun entweder mit dem vollständigen Namen oder einfach mit "Xi" erwähnt. Ich würde die erste Variante empfehlen, auch wenn sie ein bisschen mehr Sendezeit kostet. Schließlich kürzen chinesische Moderatoren auch nicht eigenwillig die europäischen Namen, auch wenn durch Namen wie "sha bin na luo yi te huo yi ze shi na lun bei ge er" (Phonetische Übersetzung für Sabine Leutheusser-Schnarrenberger) ganz schön viel Sendezeit verlorengeht.

Deutschland Justizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger
Ihr Name machte Chinesen zu schaffen: die ehemalige Justizministerin Sabine Leutheusser-SchnarrenbergerBild: dapd

Nicht nur der Name Xi Jinping wird inzwischen in Deutschland korrekt wiedergegeben; auch der besonders von den Deutschen geschätzte Künstler Ai Weiwei muss nicht befürchten, plötzlich von wildfremden Menschen als Herr Weiwei angesprochen oder von Journalisten als Weiwei Ai bezeichnet zu werden.

Ich bin zu unwichtig

Bei mir indessen hat sich an der Namensfront nicht viel geändert. Weiterhin werde ich ab und an als "Sehr geehrter Herr Danhong" adressiert; und wenn ich an einer Podiumsdiskussion teilnehme, werde ich oft als "Frau Danhong Zhang" vorgestellt. Warum steht mir das Recht auf einwandfreie Wiedergabe meines Namens nicht zu? Bin ich nicht prominent genug? Oder habe ich die hiesige Namensordnung zu beachten, weil ich mich hier niedergelassen habe?

Leider werde ich nicht einmal von meinen eigenen Landsleuten unterstützt. Denn viele Chinesen legen sich noch vor der Reise in den Westen einen westlichen Vornamen wie Michael oder David zu. Kaum im Westen angekommen, wird aus Liu Yang sofort ein Yang Liu. Da beide Silben sowohl als Vor- wie auch als Nachname taugen, ist das Chaos perfekt. Da wissen nicht mal die Chinesen, was Sache ist.

So führe ich weiter einen einsamen Kampf um das Recht, mit dem Namen wahrgenommen zu werden, den mir meine Eltern gegeben haben und mit dem ich groß geworden bin.

Zhang Danhong ist in Peking geboren und lebt seit über 20 Jahren in Deutschland.

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