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Mein Sommer-Lieblingsort: Konstanz am Bodensee

Bettina Baumann
7. August 2017

Unsere Redakteurin Bettina Baumann lebte vier Jahre in Konstanz. Für sie gibt es keinen Sommer, in dem sie nicht an den Ort zurückkehrt, mit dem sie Freundschaften, Liebe und eine einzigartige Landschaft verbindet.

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Deutschland Bodenseeufer bei Konstanz
Bild: DW/B. Baumann

Wenn ich so daliege, auf den aufgewärmten Kieselsteinen, das Rauschen der sich brechenden Wellen höre, die Sonne hochsteht und mich wärmt, gibt es wirklich keinen Ort, an dem ich in diesem Moment lieber sein würde. An der äußersten Spitze des Strandbad Horn, fernab des Trubels auf der großen Liegewiese, komme ich zu innerer Ruhe, bin ich selig. Und das Jahr für Jahr, Tag für Tag, jede Stunde, Minute, Sekunde, die ich dort verbringe.

Vor mir liegt der gigantische Obersee, dessen Ende ich nicht sehen kann. Der größere der beiden Seen des Bodensees erstreckt sich über 470 Quadratkilometer. Gegenüber, am anderen Ufer, liegen Österreich und die Schweiz, deren Berge sich mir bei klarer Sicht prächtig präsentieren und für ein bombastisches Panorama sorgen. Sonne, See, Berge - was will ich mehr, denke ich mir.

Fast schon kitschig

Der Bodensee am Strandbad Horn mit Schiffen und Menschen. (Foto: DW/B. Baumann)
Sehnsuchtsort im Sommer: Die Spitze des "Hörnles"Bild: DW/B. Baumann

An warmen Sommertagen ist der Platz am "Hörnle" - so sagen die Konstanzer zum Strandbad Horn - mein Lieblingsort schlechthin. Mit einem guten Buch kann ich hier Stunden ausharren und erreiche einen Zustand völliger Entspanntheit. Das einzige worüber ich mir vielleicht Gedanken mache, ist, ob es schon wieder Zeit ist, noch einmal Sonnencreme aufzutragen. Oder, wann ich mir eine leckere Bratwurst vom Kiosk gönne.

Ich muss zugeben: Im Sommer ist es am Hörnle sogar so idyllisch, dass es beinahe an Kitsch grenzt. Nicht dass mich das stört - im Gegenteil -, aber wer dort schon einmal gewesen ist, wird mir zustimmen: Der See glitzert in der Sonne, ist gespickt mit den weißen Segeln der Boote. Hin- und wieder fährt ein Touristendampfer Richtung Österreich vorbei. Kinder machen von den Schwimminseln aus ihre Köpfer und Salti ins Wasser. Vor mir überschlagen sich kleine von den Booten und Schiffen ausgelöste Wellen. Idylle pur. 

Dankbarkeit und Demut

Nahaufnahme von kleinen Muscheln am Bodenseeufer bei Konstanz. (Foto: DW/B. Baumann)
Kleinste Muscheln aus dem Bodensee säumen beim niedrigen Wasserstand im Sommer das UferBild: DW/B. Baumann

Flora und Fauna tragen ihr Übriges zum harmonischen Gesamtbild bei. Da liegen abertausende angespülte kleine, zierliche Muscheln vor meinem Badetuch. Ein paar Meter weiter hat sich ein Schwan am Ufer zum Schlafen zusammengekauert und am Nachmittag schaut zuverlässig die Enten-Mama vorbei und führt ihren tapsigen Nachwuchs durch das hohe Ufergras. Das alles wirkt so friedlich, dass ich die raue Welt da draußen für einen Moment vergesse. Oder aber: Der Ruhe und Frieden ausstrahlende Ort bringt mich erst Recht dazu, an die Regionen zu denken, in denen Chaos und Krieg herrschen. Dann stellt sich bei mir ein Gefühl von Dankbarkeit und Demut ein, in Frieden leben zu dürfen. 

Nur im See ist's schöner 

Besser als auf meinen warmen Kieselsteinen, zwischen Schwan und Ente, versunken in spannender Lektüre, ist es übrigens nur noch im See selbst. Schon beim Hineingehen genieße ich jeden Schritt, staune über das saubere, klare Wasser, in dem die Sonne einen Lichterzauber entfacht und freue mich über jeden einzelnen kleinen Fisch, der an mir vorbeihuscht. Habe ich mich, aufgeheizt wie ich bin, endlich getraut, ganz einzutauchen, lasse ich nach den ersten Schwimmzügen den Blick auf die fernen Berge schweifen. Kaum zu glauben, wie schön dieses Fleckchen Erde doch in diesem Augenblick ist.

Gern lege ich mich dann aufs Wasser, schließe die Augen und nehme die Sonnenstrahlen ganz bewusst in mir auf. Die Ohren unter Wasser, höre ich jetzt nur noch ein sanftes Plätschern und bin im Einklang mit mir und diesem Ort - meinem Lieblingsort. 

Liebe und Freundschaft

Ein Baum am Bodenseeufer, an dem ein roter Herzluftballon befestigt ist, der sich im Winde bewegt. (Foto: DW/B. Baumann)
Ein schöner Ort wird erst mit den Menschen vollkommen, die einem am Herzen liegenBild: DW/B. Baumann

Vermutlich würden mir Konstanz und das "Schwäbische Meer", wie man dort auch zum Bodensee sagt, nur halb so viel bedeuten, hätte ich mit diesem Ort nicht auch eine ganz besondere Zeit verbracht: meine Studentenzeit.

Noch heute denke ich mit viel Wehmut - mein Studium dort ist bereits vier Jahre her - zurück an die Lagerfeuer am See, laue Sommerabende am Seerhein, nächtliche Badeaktionen, Grillabende und legendäre Partys im Studentenwohnheim.

Umgeben von Menschen aus den verschiedensten Regionen Deutschlands, Europas, ja der ganzen Welt, und einem Studium, das mich erfüllte, fühlte ich mich in Konstanz glücklich aus tiefstem Herzen. Bis heute verbinden mich und meine damaligen Weggefährten enge Freundschaften - und mit einem von ihnen sogar eine große Liebe. Kehre ich heute zurück an den Ort jener Erinnerungen, umhüllt mich der Konstanz-Zauber wieder aufs Neue - und ganz besonders am Strandbad Horn.