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Bayerns hausgemachtes Champions-League-Aus

Mark Meadows
13. April 2022

Ein später Wechsel von Trainer Julian Nagelsmann war ein Faktor für das Ausscheiden der Bayern gegen Villarreal. Doch eine verfehlte Transferpolitik ließ ihm wenig Handlungsspielraum, meint DW-Redakteur Mark Meadows.

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Sport I Fussball I Villareal v Bayern München
Bauchlandung: Thomas Müller und der FC Bayern scheitern im Viertelfinale der Champions League an Villarreal Bild: Revierfoto/IMAGO

Viele Fans des FC Bayern München machen Julian Nagelsmann für das Ausscheiden im Viertelfinale der Champions League gegen Villarreal verantwortlich. Insbesondere seine Entscheidung, kurz vor dem späten Tor der Spanier Innenverteidiger Lucas Hernandez durch den Außenverteidiger Alphonso Davies zu ersetzen, sorgte bei vielen für Unverständnis. 

Das größere Problem war jedoch der Mangel an echten Optionen auf der Bank. Seit Jahren bezahlen die Bayern zu viel Geld für gute, aber eben nicht überragende Spieler, sodass sie bei der Suche nach den sogenannten Unterschiedsspielern häufig auf Schnäppchen zurückgreifen müssen. Man denke zum Beispiel an den 19-jährigen Jamal Musiala oder den ablösefreien Leon Goretzka. 

Dazu ein paar Zahlen: Der fehleranfällige Dayot Upamecano kam für 42,5 Millionen Euro von Leipzig nach München, die verletzungsanfälligen Hernandez und Corentin Tolisso kosteten 80, bzw. 41,5 Millionen Euro. Ohne Zweifel reden wir hier von guten Spielern. Aber wären diese enormen Summen nicht besser in einen guten Stürmer investiert gewesen, um Robert Lewandowski zu entlasten? 

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DW-Redakteur Mark Meadows sieht Fehler in der Transferpolitik der Bayern

Als Nagelsmann in der zweiten Halbzeit für frischen Wind sorgen wollte, hatte er eigentlich nur Serge Gnabry auf der Bank. Eric Maxim Choupo-Moting wurde zwar ebenfalls spät eingewechselt, doch gilt der 33-Jährige in München nur als "Notnagel". Alphonso Davies kam als Flügelspieler zu Bayern und hat sich dort zu einem beeindruckenden Linksverteidiger entwickelt. Aber die Tatsache, dass Nagelsmann ihn als Angreifer und nicht als Verteidiger einsetzte, spricht Bände über den Mangel an brauchbaren Optionen. 

Salihamidzic auf die Tribüne  

Ein Großteil der Schuld für dieses Ausscheiden und das Debakel im DFB-Pokal liegt nicht beim Trainer, sondern in der Chefetage des Rekordmeisters. Es ist immer wieder befremdlich, Sportdirektoren und Manager bei einem Spiel neben dem Trainer auf der Bank der Bayern und anderer deutscher Klubs sitzen zu sehen. In den meisten andere Ligen der Welt ist das mehr oder weniger undenkbar. Es ist für Nagelsmann sicher nicht einfach, seinen Chef Hasan Salihamidzic ständig in seinem Rücken, bzw. neben sich zu haben. Man muss nur bei Ex-Bayern-Trainer Hansi Flick nachfragen. 

Gelsenkirchen, Deutschland | Bundesliga - FC Schalke 04 gegen FC Bayern München
Bayern-Sportdirektor Hasan Salihamidzic (2. v. l.) auf der Bank mit dem ehemaligen Trainer Hansi Flick (2. v. r.)Bild: Juergen Fromme/augenklick/picture alliance

Salihamidzic sollte sich mit Vorstandschef Oliver Kahn auf die Tribüne setzen und die Transferpolitik hinterfragen. Niemand in der Welt des Fußballs wollte die von Atletico Madrid ausgerufene Ablösesumme von 80 Mio. Euro für Hernandez zahlen - außer dem FC Bayern. Ja, er ist 2018 Weltmeister mit Frankreich geworden und Bayern suchte händeringend nach einem Verteidiger, aber 80 Millionen Euro für ihn auszugeben war unvernünftig. Ein Spieler auf dem  Niveau von Hernandez wäre trotz astronomischer Summen im Fußball auch für deutlich weniger Geld zu finden gewesen, sodass noch ein zusätzlicher Transfer möglich gewesen wäre. 

Probleme reichen weit zurück 

Dass Bayern mit dem aus Katar und Abu Dhabi finanzierten Möglichkeiten von PSG und Manchester City nicht mithalten kann, ist klar. Kein Fan erwartet das von ihnen. Aber eine bessere, effektivere Transferpolitik muss eines der Hauptziele des Klubs sein, um Leistungsträger langfristig zu halten. 

Denn die Transferspekulationen um Lewandowski und Barcelona wollen nicht abreißen. Im vergangenen Jahr mussten die Bayern ihren jahrelangen Abwehrstar David Alaba ablösefrei zu Real Madrid ziehen lassen, davor Mittelfeld-Mann Thiago zu Liverpool - ein  Desaster für den Klub. Und die Wahrscheinlichkeit, dass die Bayern wieder einen Stürmer von Lewandowskis Qualität ablösefrei wie einst den polnischen Nationalstürmer an die Säbener Straße lotsen können, tendiert gegen Null. 

FC Bayern Muünchen vs Borussia Mönchengladbach - Bundesliga
Das "Gastspiel" des Kolumbianers James Rodriguez in München war nicht von Erfolg geprägtBild: Getty Images/M.Hangst

Die Transferprobleme der Bayern reichen weit zurück. Man denke nur an die ständig wechselnden Stürmer, die der Verein hatte, bevor Lewandowski verpflichtet wurde. Roy Makaay, Lukas Podolski, Luca Toni, Miroslav Klose, Mario Gomez, Ivica Olic 2009 oder Mario Mandzukic - Kontinuität gab es auf der Mittelstürmerposition vor Lewandowski lange nicht. 

Vermeintliche Weltstars wie der Kolumbianer James Rodriguez oder der Brasilianer Philippe Coutinho, die die Bayern von Real Madrid, bzw. dem FC Barcelona ausgeliehen hatten, konnten sich beim Klub nicht etablieren und waren schnell wieder weg. Den zehnten Meistertitel in Folge wird sich Bayern nicht mehr nehmen lassen. Aber das Aus gegen Villarreal zeigt deutlich, dass es für den Klub an der Zeit ist, seine Transfer- und Personalpolitik zu überdenken. 

Aus dem Englischen übersetzt von Mathias Brück.