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Coinbase - nichts für jedermann

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Daniel Winter
18. April 2021

Der Börsengang der Kryptowährungs-Plattform Coinbase war überaus erfolgreich. Doch damit sind digitale Zahlungsmittel noch lange keine geeignete Anlageform für die breite Masse, warnt Daniel Winter.

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USA Börsengang von Coinbase an der Nasdaq
Der Börsengang von Coinbase ist erfolgreich gestartetBild: Richard Drew/AP Photo/picture alliance

Nein, es war keine Revolution, die den Börsianern an der Wall Street den Boden unter den Füßen wegriss - dafür lief der Börsengang von Coinbase dann doch erstaunlich konventionell ab. Dennoch war er eine durchaus erfolgreiche Angelegenheit, galt er doch als Lackmustest dafür, ob Kryptowährungen auch im Mainstream der Finanzwelt erfolgreich sein können.

Die Investoren jedenfalls stürzten sich geradezu auf die Aktien und ließen den Kurs von Coinbase direkt nach Börsenstart an der NASDAQ um über 50 Prozent steigen. Die Bewertung der Kryptowährungsbörse erreichte kurzzeitig 100 Milliarden Dollar - damit war sie nicht mehr weit von der Bewertung von Facebook im Jahr 2012 entfernt und stellte einige der größten Börsenunternehmen der Welt, einschließlich der NASDAQ selbst, in den Schatten.

Befürworter von Bitcoin, Ethereum und anderer Kryptowährungen, die an der Coinbase-Börse gehandelt werden, sehen in diesem Erfolg einen Beweis dafür, dass diese in Zukunft auch für eine breite Masse als Anlageform taugen, ähnlich wie andere, "harte" Währungen oder Rohstoffe. Doch bis dahin ist es noch ein weiter Weg.

Volatilität - das Kryptonit des Kryptohandels

Unternehmen wie Coinbase sind bei einem Börsengang gezwungen, alle Geschäftszahlen offenzulegen. Und schon ein kurzer Blick in die Papiere offenbart, was die Chefs nachts nicht schlafen lässt: die Volatilität - also das hohe Ausmaß von Kursschwankungen innerhalb kürzester Zeit. Diese Volatilität ist gleichzeitig die größte Stärke und Schwäche von Coinbase und aller Kryptowährungen.

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Daniel Winter aus der DW-Wirtschaftsredaktion

Hohe Handelsvolumina sind gut für die Plattform, weil es eine Gebühr kostet, wenn Benutzer Vermögenswerte kaufen oder verkaufen. Doch wenn die Kurse zu stark schwanken, kann dies dazu führen, dass Investoren den Markt entweder ganz verlassen oder einige ihrer Vermögenswerte halten, bis sich die Stimmung wieder verbessert. Diese Volatilität ist das Kryptonit des Kryptohandels, wenn es um einige der größten institutionellen Investoren geht.

Trotz der Auflistung von über 50 Kryptowährungen hängt der Erfolg von Coinbase eng mit dem Wert von Bitcoin zusammen, wie das Unternehmen selbst zugibt. Aber Bitcoin ist schon einmal abgestürzt, und es gibt keine Garantie dafür, dass dies nicht noch einmal passiert, vielleicht sogar dauerhaft. Da der größte Teil der Gewinne von Coinbase aus Transaktionsgebühren stammt, hängt das Vermögen der Plattform auf Gedeih und Verderb von den Kursschwankungen bei Bitcoin ab. Das macht die Gewinne von Coinbase unberechenbar, was wiederum langfristige Investitionen in das Unternehmens viel schwieriger macht.

Geld oder Handelsware?

Käufer von Bitcoin haben ihre Währung lange Zeit nicht wie ein Zahlungsmittel, sondern mehr wie eine Wertanlage, so wie Gold oder Silber, angesehen. Es ist auch recht unpraktisch, damit Produkte oder Dienstleistungen zu bezahlen. Die Rechenarbeit, die für die Verifizierung von Transaktionen erforderlich ist, sowie die massiven Preisschwankungen machen Bitcoin als Zahlungsmittel für Einzelhändler unattraktiv.

Dennoch hat der Enthusiasmus rund um die Kryptowährungen der Plattform Coinbase sehr gut getan. Noch 2019 hatte Coinbase einen Verlust von 30 Millionen US-Dollar (rund 25 Mio. Euro) zu verzeichnen; 2020 erzielte die Plattform dann mehr als 320 Millionen Dollar Gewinn, nachdem sich auch der Umsatz mehr als verdoppelt hatte. Das machte Coinbase auch für Investoren attraktiv. Doch das Unternehmen spricht selbst nur von einer Momentaufnahme. Die Macher von Coinbase hoffen, Investoren für ihre Aktie zu gewinnen, indem sie ihre Austauschplattform für weitere Kryptowährungen öffnen.

Eine Anlage für jedermann?

Krypto-Befürworter feiern die erfolgreiche Börsennotierung als Zeichen dafür, dass digitale Währungen gekommen sind, um zu bleiben. Aber gerade das, was Kryptowährungen so erfolgreich gemacht hat, steht der Entwicklung digitaler Währungen zu einer Anlageform für jedermann im Wege   stehen.

Die Zukunft von Coinbase, von digitalen Währungen und von Investoren auf diesem Gebiet hängt davon ab, ob Kryptowährungen die starken Kursschwankungen so weit herunterschrauben können, dass sie eine verlässliche Investition werden. Doch nach über zehn Jahren gibt es noch immer keinen glaubwürdigen Mainstream-Token, der mit Bitcoin konkurrieren kann.

Die Börsennotierung von Coinbase mag ein großer Meilenstein in der Entwicklung von Kryptowährungen sein. Doch solange es keine stabile Alternative zu Bitcoin gibt, bleibt die Zukunft des Unternehmens genauso unklar wie die der Kryptowährungen selbst.