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Das DFB-Debakel

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Martin Muno
12. Mai 2021

Der Deutsche Fußballbund hat in den vergangenen 20 Jahren fünf Präsidenten verschlissen. Zuletzt scheiterte Fritz Keller. Jetzt muss sich mehr verändern als nur Personalien, meint Martin Muno.

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Bild: Frank Rumpenhorst/dpa/picture alliance

Jahrzehntelang galt der Job an der Spitze des mit sechs Millionen Mitgliedern weltgrößten Sportverbandes als Lebensaufgabe alternder Funktionäre. Doch zuletzt rotierten die Personen auf dem DFB-Chefsessel fast so häufig wie die auf den Trainerbänken abstiegsbedrohter Bundesliga-Vereine. 2015 musste Wolfgang Niersbach seinen Hut nehmen, nachdem ruchbar wurde, dass die als "Sommermärchen" bekannt gewordene WM 2006 mit Schmiergeldzahlungen nach Deutschland geholt worden war. Mit im Visier der Ermittler war auch sein Vorgänger Theo Zwanziger. 2019 trat Reinhard Grindel nach drei Jahren im Amt zurück, weil er eine knapp 12.000 Euro teure Uhr von einem russischen Oligarchen entgegengenommen hatte. Drei Präsidenten, drei Korruptionsfälle. Der Ruf des DFB war nur unwesentlich besser als der einer Hütchenspieler-Gang.

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DW-Redakteur Martin Muno

Fritz Keller galt als Mann des Aufbruchs, als einer, der nicht über Jahre hinweg Strippen gezogen hatte, um den 240.000-Euro-Job zu bekommen. Nein, Keller stand als Wirt, Winzer und Präsident des skandalfreien Bundesliga-Klubs SC Freiburg für einen bodenständigen, lebensfrohen Fußball - mehr Bratwurst und weniger Rolex. Und er nahm auch kein Blatt vor den Mund, etwa als er die WM-Vergabe nach Katar als "ganz schlechte Entscheidung" kritisierte. Doch der Lack blätterte allzu rasch ab: In einem Interview verharmloste er den Rassismus in deutschen Stadien und behauptete, im DFB stünden Frauen eigentlich alle Türen offen. Zuletzt war es eher still um ihn geworden - bis er seinen mächtigen Stellvertreter Rainer Koch mit dem berüchtigten Nazi-Richter Roland Freisler verglich. Damit war er untragbar geworden.

Der neue Boss steht vor schweren Aufgaben

Und damit gerät just derjenige als DFB-Interimsboss wieder in die Lage, Königsmacher zu spielen, zum dritten Mal nach 2015 und 2019. Dabei ist Koch eher Teil des Problems als der Lösung. Er war bei vielen Skandalen dabei - ohne dass es seiner Karriere schadete. Vom "Sommermärchen"-Skandal soll er früher gewusst haben als alle anderen an der DFB-Spitze. Derzeit wird untersucht, welche Rolle er bei einem hochdotierten Beratervertrag spielte - einem Vertrag über dessen Inhalte sogar Keller nichts wusste.

Der DFB ist nun wieder auf dem Stand von 2019 - Stichwort: Hütchenspieler-Image. Dabei ist die Aufgabenliste lang: vom neuen Bundestrainer über die EM 2024 im eigenen Land bis hin zur Förderung der von der Corona-Pandemie gebeutelten Amateurvereine. Deswegen reicht es nicht aus, jetzt nur ein wenig Personal auszutauschen und dann weiter zu wursteln wie gehabt. Aber das eine hängt mit dem anderen zusammen: Nur mit einer starken Führungsperson können solche Änderungen im Mindset des Verbandes durchgesetzt werden. Ob dafür Ex-Bundesliga-Spitzen wie Karl-Heinz Rummenigge (immerhin hat auch er schmerzhafte Erfahrungenmit Luxus-Uhren) oder Rudi Völler die richtigen sind, darf bezweifelt werden. Vielleicht sollte man mit der Bestallung an der DFB-Spitze noch bis in den Herbst warten. Dann dürfte die Idealbesetzung Zeit für den wichtigen Job haben: fußballbegeistert, durchsetzungsstark - und eine Frau obendrein.

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Angela Merkel beim TorjubelBild: imago/ActionPictures
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Martin Muno Digitaler Immigrant mit Interesse an Machtfragen und Populismus@martin.muno