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Klassenunterschied im Revierderby

24. Oktober 2020

Das Spiel Dortmund gegen Schalke hat nur in Sachen Intensität etwas mit früheren Derbys gemein. Ansonsten steht es sinnbildlich für die Entwicklung beider Klubs in den vergangenen Jahren, meint Andreas Sten-Ziemons.

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	Deutschland Bundesliga - Borussia Dortmund v Schalke 04 | Manuel Akanji
Bild: Peters/Witters/Imago Images

Früher waren die Revierderbys zwischen Borussia Dortmund und dem FC Schalke 04 spannende Fußballspiele. Es waren Partien, bei denen alles passieren konnte und bei denen sich dann oft auch tatsächlich Sensationelles ereignete. Wer erinnert sich nicht an den 4:2-Auswärtserfolg der Schalker im Mai 2019, als jeweils innerhalb weniger Minuten hüben wie drüben die Tore fielen und das Spielgeschehen hin und her wogte. Oder das legendäre 4:4 aus dem Jahr 2017, als Schalke nach einem 0:4-Halbzeitrückstand noch einmal zurückkam. Das waren Spiele!

War also früher alles besser? Nein, nicht alles - aber der FC Schalke 04 war besser, das ist der Unterschied zu heute. Das 3:0 für den BVB bei diesem Derby war weder überraschend noch von großer Spannung geprägt. Bereits nach fünf Spielminuten war deutlich zu erkennen, wohin die Reise gehen würde, einen anderen Sieger als die Dortmunder konnte es nicht geben. Wann das erste Tor fallen würde, war lediglich eine Frage der Zeit. Dennoch sollte man nicht ungerecht sein: In der ersten Halbzeit stimmte der Einsatz der Königsblauen, die sich zwar hinten einigelten und die Dortmunder im Stile einer Handball-Mannschaft anrennen ließen, sich aber immer wieder konsequent und mutig in die Pässe und Schüsse der Schwarz-Gelben hineinwarfen. Wenigstens die Intensität war derbyreif.

Allerdings ist es auch nicht ungerecht, wenn man konstatiert, dass das alleine nicht ausreicht. Entlastung gab es so gut wie keine. Vier Ballkontakte hatten die Schalker vor der Pause im Dortmunder Strafraum, nach dem Seitenwechsel kam kein weiterer hinzu.

Spitzenteam und Abstiegskandidat

Kommentarbild von Andreas Sten-Ziemons
Andreas Sten-ZiemonsBild: Slawa Smagin

Das Spiel an diesem Samstagabend zeigt letztlich deutlich, wohin sich die beiden Ruhrgebietsvereine in den vergangenen Jahren entwickelt haben. Dortmund ist nach wie vor eine der besten Mannschaften der Bundesliga, wenn auch eine, die nicht automatisch jedes Spiel gewinnt. Mit seinen vielen jungen Top-Talenten hat der BVB zwar einen der interessantesten Kader der Liga, Leistungsschwankungen müssen aber einkalkuliert werden. Wären die Dortmunder eine echte Spitzenmannschaft vom Rang des FC Bayern, dann hätten sie die Partie gegen die limitierten Schalker deutlicher gewonnen und vor allem früher entschieden.

Schalke dagegen ist ein Abstiegskandidat - anders kann man es momentan nicht formulieren. Die schlecht zusammengestellte Mannschaft agiert ohne klares Spielsystem und hat auch keine Einzelkönner in ihren Reihen, die in der Lage wären, Spiele für ihren Klub zu entscheiden. Dass auch der Schalker Kader gespickt mit vielen jungen Spielern ist, hat im Gegensatz zu Dortmund nichts damit zu tun, dass der Klub eine begehrte Adresse und Entwicklungsstation für Top-Talente wäre. Es liegt vielmehr daran, dass Schalke aufgrund fehlender finanzieller Möglichkeiten gezwungen ist, auf die eigene Jugend zu setzen. Vor zwei Jahren war man noch Vizemeister und spielte in der Champions League - schöne Erinnerungen an Zeiten, die so schnell wohl nicht wiederkommen.

Wie im Pokal - nur keine Klatsche! 

"Mitte zu! Mitte zu!", diese Anweisung des neuen Schalker Trainers Manuel Baum schallte in der 2. Halbzeit immer wieder gut hörbar durch das mit nur 300 Zuschauern fast leere Stadion. Baum klang dabei wie der Coach einer chancenlosen Amateurmannschaft, die sich im Pokalduell mit einem überlegenen Bundesligisten als einziges Ziel fest vorgenommen hat, wenigstens keine Klatsche mit sechs oder sieben Toren Unterschied zu kassieren. Das wenigstens haben die Schalker in diesem Bundesliga-Derby geschafft, mehr aber auch nicht.