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Meinung: Geisterfahrer bei der UEFA

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Jens Krepela
2. Juli 2021

Das Virus liebt die Europameisterschaft: viele Leute, viele Reisen, viele Möglichkeiten. Dass die UEFA die Verantwortung für den Gesundheitsschutz abwälzt, ist der völlig falsche Weg, meint DW-Redakteur Jens Krepela.

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EURO 2020 | Deutschland vs England | Wembley
Bild: Zac Goodwin/PA Images/imago images

Gut gefüllte oder gar volle Stadien bei dieser EURO 2020 zu sehen, nach einer Saison voller Geisterspiele, das hinterließ bei vielen Fans, trotz aller Begeisterung, von Anfang an ein komisches Gefühl. Ob das wirklich eine gute Idee ist? Ist es nicht. Das wissen wir mittlerweile. Aus Finnland und Dänemark melden Behörden Corona-Ausbrüche, die sich eindeutig auf einen Besuch von Fans an Spielorten zurückführen lassen. In Schottland sind es gar an die 1500 Fälle. "Ja natürlich, wir sind eindeutig besorgt", sagte Hans Kluge, bei der Weltgesundheitsorganisation WHO zuständig für Europa, mit Blick auf die Fußball-Europameisterschaft. 

Das dicke Ende kommt noch

Es sind zwar nur noch einige Partien zu spielen, aber die haben es in sich. Entgegen der wieder deutlich ansteigenden Sieben-Tage-Inzidenz in Großbritannien werden zu den beiden Halbfinals und dem Endspiel 60.000 Fans in Wembley zugelassen. Auf Druck der UEFA. Ein Rätsel, warum sich die britische Regierung dem beugt und fast volle Zuschauerränge erlaubt, plus Sonderregeln für tausende VIP-Gäste des Verbands, während sie die Lockerung der Regeln im ganzen Land erst einmal aussetzt. Schmälert ein Konflikt mit der UEFA mögliche Ambitionen der Briten als WM-Ausrichter 2030? Das Stadion spielt als Infektionsort eine möglicherweise eher noch geringe Rolle. Doch die Massen müssen per Bus oder Bahn ins Stadion, sie drängen sich am Eingang und gehen danach noch gemeinsam feiern. "Wir müssen viel weiter schauen als nur auf die Stadien", sagte die Notfall-Beauftragte der WHO Europa, Catherine Smallwood.

Regeln werden vor aller Augen ad absurdum geführt

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DW-Redakteur Jens Krepela: "Nicht das Turnier ist das Problem, sondern der Rahmen"

Abgesehen vom Infektionsgeschehen ist es auch ein verheerendes Zeichen, das gesetzt wird. Wie soll man Schulkindern erklären, dass sie bis nächstes Jahr mit Maske und Abständen im Unterricht sitzen müssen, während sich andernorts tausende Fans jubelnd in den Armen liegen? Jugendliche in Deutschland geraten mit der Polizei aneinander, weil sie sich gegen Corona-Regeln auflehnen, aber im Zeichen des Fußballs ist es dann egal, wenn Fans im Stadion ihre Masken nicht tragen. Schwer vermittelbar. 

Und die UEFA? Sie legt ein bigottes Verhalten an den Tag: hinter den Kulissen droht und lobbyiert der Verband, um volle Stadien zu bekommen und geltende Quarantäne-Regeln zu beugen. Kommerzielle Interessen stehen klar im Vordergrund. Auf die harsche Kritik von allen Seiten, auch auf jene der WHO, gibt sich der Verband dann blauäugig und wälzt die Verantwortung ab. "Die Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie sind an jedem Spielort vollständig mit den Regularien der zuständigen lokalen Gesundheitsbehörden abgestimmt", lässt die UEFA wissen. Als "absolut verantwortungslos" brandmarkt Bundesinnenminister Horst Seehofer das Verhalten der UEFA. Dass der Politiker sich erst nach dem Aus der deutschen Mannschaft dementsprechend äußert, mag Taktik sein. Inhaltlich hat er Recht. Als Veranstalterin der Europameisterschaft müsste die UEFA weit mehr tun: die Pandemiebekämpfung in den Blick nehmen und die Zuschauerzahlen deutlich runterfahren. Gegen sportlichen Wettbewerb in Pandemiezeiten ist nämlich wenig zu sagen.

Taugt Tokio als Vorbild?

Klimakonferenz | Japan Premier Suga
Ministerpräsident Suga: Geisterspiele möglichBild: KYODO/REUTERS

Wie es geht, zeigen die Ausrichter der größten Sportveranstaltung der Welt: der olympischen Sommerspiele. Die Wettkämpfe in Tokio in drei Wochen könnten wegen steigender Infektionszahlen doch noch zu "Geisterspielen" werden. "Es gibt die Möglichkeit, dass keine Zuschauer da sein werden", sagte Japans Regierungschef Yoshihide Suga, "für uns haben die Gesundheit und Sicherheit der japanischen Bürger oberste Priorität." Klingt nicht danach, als wolle sich Japans Regierung vom IOC unter Druck setzen lassen. Gut so!

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Jens Krepela Redakteur, Reporter, Autor