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Politik

Merkel: Das Virus bestraft Halbherzigkeit

2. November 2020

Bundeskanzlerin Merkel hat angesichts der exponentiell steigenden Corona-Infektionszahlen den für Deutschland verhängten Teil-Lockdown verteidigt. Die aktuelle Lage "macht uns Sorge", betonte sie vor Journalisten.

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Angela Merkel bei einer Pressekonferenz
Bild: Florian Gaertner/imago images

Die an diesem Montag in Kraft getretenen Corona-bedingten Einschränkungen sind nach den Worten von Kanzlerin Angela Merkel dringend erforderlich. Die Zahl der Neuinfektionen habe sich in den vergangenen 14 Tagen verdreifacht, die Zahl der Intensivpatienten innerhalb der vergangenen zehn Tage verdoppelt. Ziel sei, die Marke wieder unter 50 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner binnen sieben Tagen zu drücken. Derzeit liegt der sogenannte Inzidenzwert laut Merkel bei 127,8 neuen Fällen in sieben Tagen. 

November - der Wendepunkt 

Merkel rief in der kurzfristig anberaumten Bundespressekonferenz alle Bürger dazu auf, die weitreichenden Corona-Beschränkungen zu unterstützen. "Jeder und jede hat es in der Hand, diesen November zu unserem gemeinsamen Erfolg zu machen - zu einem Wendepunkt wieder zurück zu einer Verfolgbarkeit der Pandemie", sagte sie. Wenn es in den kommenden vier Wochen gelingen werde, die Virus-Ausbreitung in Deutschland zu bremsen, schaffe dies die Voraussetzungen für einen "erträglichen Dezember" - weiter mit Corona-Regeln, aber wieder mit mehr Freiräumen.

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Merkel betonte, es sei nicht mehr der Zeitpunkt, mit dieser oder jener Variante gegenzusteuern. Sie wisse, dass es auch Zweifel, Skepsis und Ablehnung gebe und sie verstehe den Unmut. Aber in der aktuellen besorgniserregenden Lage gebe es keine Alternative. Nur an den bisherigen Regeln Abstand, Hygiene und Alltagsmaske (AHA) sowie Lüften festzuhalten, wäre derzeit halbherzig. "Und das Virus bestraft Halbherzigkeit." Von vier Kontakten, die man normalerweise habe, drei vermeiden und nur einen möglich machen, sei das Gebot der Stunde für die kommenden vier Wochen. Das Virus sei so etwas wie eine Naturkatastrophe, mit der Politik und Gesellschaft umgehen müssten.

Bald "akute" Notlage in Krankenhäusern 

Die Kanzlerin warnte mit Blick auf die stark steigenden Infektionszahlen und zunehmend wieder auch schwereren Verlaufsfällen nach einer Infektion mit SARS-CoV2 vor einer "akuten Notlage" in den Krankenhäusern. "Das ist exponentielles Wachstum, das uns mit zunehmender Geschwindigkeit auf eine akute Notlage in unseren Krankenhäusern zulaufen lässt", wies die Physikerin darauf hin. Man betrachte die Lage mit Sorge. Bei kälteren Temperaturen wie in den kommenden Monaten reagiere das Virus "anders und noch aggressiver". Es gebe immer mehr Menschen, "die infiziert sind und durch die Gegend laufen, ohne dass sie gewarnt worden sind", weil die Gesundheitsämter mit der Kontaktnachverfolgung nicht mehr nachkämen. 

Kultur und Gastronomie bringen "Opfer für uns alle"

Merkel ging auch auf die Schließung der Gastronomie im November ein und sagte den Unternehmen nochmals schnelle Hilfe zu - wie auch der Kulturszene. Die Betroffenen mit Einnahmeausfällen würden nicht alleine gelassen, sagte sie. Wirtschafts- und Finanzministerium arbeiteten derzeit an der konkreten Umsetzung der Nothilfen. Die Bundesregierung hat für November Nothilfen von zehn Milliarden Euro beschlossen. Ihr sei bewusst, dass Kultur und Gastronomie nun ein "Opfer für uns alle bringen" müssten, so Merkel weiter.

Zu den von Gastronomiebetrieben erarbeiteten Hygienekonzepten erklärte sie, diese würden noch sehr wertvoll sein. Um die schnelle Ausbreitung des Virus zu verlangsamen, komme es nun aber vor allem darauf an, die Zahl der Kontakte zu verringern. Nur darum gehe es. Deshalb sei auch die Schließung dieser Branche sowie die aller Kinos und Theater zwingend nötig. 

Gleichzeitig bekräftigte die Kanzlerin, nicht nur Geschäfte und Betriebe, sondern vor allem auch die Schulen und Kitas sollten offen bleiben.

se/rb (tv-live, dpa, rtr, afp)