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Politik

Merkel: Schließung von Schulen "eine Option"

12. März 2020

"Das ist ein Aufruf an alle", sagt die Kanzlerin. Der Aufruf: Sozialkontakte einschränken! Nach dem Treffen mit den Ministerpräsidenten der Bundesländer ist klar, dass das Coronavirus Deutschland heftiger treffen dürfte.

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Deuttschland | Ministerpräsidentenkonferenz trifft Bundesregierung
Bild: picture-alliance/dpa/B.v. Jutrczenka

Bundeskanzlerin Angela Merkel hat die Bevölkerung wegen der rasanten Ausbreitung des Coronavirus aufgefordert, wo immer möglich auf Sozialkontakte zu verzichten. Auch "alle nicht notwendigen" Veranstaltungen mit weniger als 1000 Teilnehmern sollten abgesagt werden, sagte die CDU-Politikerin nach Beratungen der Bundesregierung mit den Ministerpräsidenten der Länder im Berliner Kanzleramt. "Das ist ein Aufruf an alle", so Merkel. Bisher galt die Aufforderung der Bundesregierung, Veranstaltungen ab 1000 Teilnehmern abzusagen.

Auch die vorübergehende Schließung von Kindergärten und Schulen etwa durch das Vorziehen der Osterferien sei eine weitere Option, sagte Merkel. Die Ausbreitung des Virus werde voraussichtlich vor keiner Region Halt machen. Dazu fanden die Länder in den Beratungen aber keine einheitliche Linie, bundesweite Schulschließungen sind in Deutschland vorerst weiterhin nicht geplant. Viele Länder wollen an diesem Freitag entscheiden, wann vor Ostern die Schulen geschlossen würden.

"Außergewöhnlicher als zu der Zeit der Bankenkrise"

Die Kanzlerin sagte, die Epidemie werde gravierende Spuren im Wirtschaftssystem hinterlassen. "Wir haben es mit einem dynamischen Ausbruchsgeschehen zu tun, das heißt, die Zahl der infizierten Personen steigt sehr stark an." Die aktuelle Situation sei "außergewöhnlicher als zu der Zeit der Bankenkrise". Bund und Länder wollen nach den Worten von Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) eine Wirtschaftskrise in Deutschland als Folge des Coronavirus verhindern: "Wir werden alles tun, was notwendig ist, um die wirtschaftliche Stabilität zu erhalten", so Söder.

Deuttschland | Ministerpräsidentenkonferenz trifft Bundesregierung
Krisenmanager (v.r.n.l.): Bayerns Ministerpräsident Söder, Bundeskanzlerin Merkel und Hamburgs Bürgermeister TschentscherBild: picture-alliance/dpa/B.v. Jutrczenka

Es sei eine gesundheitliche Herausforderung, auf die Wissenschaft und Medizin noch keine Antwort hätten, so Merkel. Aufgabe sei es jetzt Menschenleben zu retten, "so gut wir das können", und die Wirtschaft am Laufen zu halten. "Beide Aufgaben sind anspruchsvoll, und dem wollen wir gerecht werden." Die Kanzlerin sprach von einem "Einschnitt, der uns sehr viel abverlangt".

Schutzschirm für Krankenhäuser

Um die Krankenhäuser für Coronapatienten frei zu halten, sollen alle planbaren Operationen, Aufnahmen und Eingriffe verschoben werden. Dies solle soweit medizinisch vertretbar ab Montag für unbestimmte Zeit gelten, heißt es in einem Beschlusspapier. Söder sagte, man wolle einen "Schutzschirm für Krankenhäuser" spannen. Nötig sei eine Stärkung "der gesamten Krankenhauslandschaft". Diese müsse so umgestellt werden, dass genügend Intensivbetten zur Verfügung stehen. "Es darf auf keinen Fall dazu führen, dass wir wie in Italien und anderswo in die Situation kommen, dass in den Krankenhäusern Entscheidungen getroffen werden müssen, welcher Patient in welchem Alter behandelt wird." Keine Klinik werde durch die Maßnahmen ins Defizit kommen.

Symbiolbild | Deutschland | Schule | Coronavirus
In Heinsberg sind die Schulen schon zu - dabei wird es nicht bleibenBild: picture-alliance/dpa/J. Güttler

Die Zahl der Menschen, die nach einer Infektion mit dem Coronavirus in Deutschland gestorben sind, ist unterdessen auf sechs gestiegen. Eine 78-Jährige sei im Krankenhaus Heinsberg verstorben, teilte der Kreis Heinsberg in Nordrhein-Westfalen am Donnerstagabend mit. Die Frau habe an einer Lungenentzündung gelitten. Dem Überblick des Robert-Koch-Instituts zufolge sind mehr als 2300 Menschen infiziert.

ml/AR (dpa, rtr, RKI)