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Merkel will Globalplan gegen Epidemien

18. Mai 2015

Bundeskanzlerin Merkel hat ein weltweites System für den Kampf gegen Epidemien gefordert. "Wir brauchen einen globalen Katastrophenschutzplan", sagte sie in Genf bei der Weltgesundheitsorganisation.

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Bundeskanzlerin Merkel mit WHO-Chefin Chan (r.) auf der Weltgesundheitsversammlung
Bundeskanzlerin Merkel mit WHO-Chefin ChanBild: Reuters/D. Balibouse

Mit Blick auf die Ebola-Epidemie in Westafrika, der mehr als 11.000 Menschen zum Opfer gefallen sind, kritisierte Bundeskanzlerin Angela Merkel, die internationale Gemeinschaft habe zu spät reagiert. Für die Zukunft würden Notfallstrukturen benötigt, damit eine solche Epidemie sich nicht wiederholen, sagte die deutsche Regierungschefin bei der "Weltgesundheitsversammlung" der Weltgesundheitsorganisation (WHO) (im Artikelbild links mit WHO-Chefin Chan).

"Internationale Kooperation nötig"

Eine bessere internationale Kooperation sei erforderlich, um in Zukunft bei Epidemien mehr Menschenleben zu retten, betonte Merkel. Die Welt müsse mehr tun, um gefährliche Krankheitserreger einzudämmen. Eigentlich gewonnen sei der Kampf gegen Ebola erst, "wenn wir für die nächste Krise gerüstet sind", so die Kanzlerin.

Die WHO müsse bei einem globalen Katastrophenschutzplan eine "zentrale Rolle" spielen. Sie müsse sich aber auch reformieren, forderte die Kanzlerin. Die dezentrale Struktur der Organisation mit Regionalbüros und vielen Länderbüros behindere einen entschlossenen Kampf gegen Epidemien. Andere Organisationen der UN und die Weltbank müssten ebenfalls ihren Teil zu einem Katastrophenschutzplan beitragen, unterstrich Merkel.

WHO gesteht Versäumnisse ein

WHO-Generaldirektorin Margaret Chan räumte ein, ihre Organisation sei 2014 von der
Ebola-Epidemie in Liberia, Guinea und Sierra Leone "überwältigt" worden. Dies gelte aber auch für andere Organisationen und viele Staaten. "Die Welt war ungenügend vorbereitet auf einen so weit verbreiteten, so schweren, lange anhaltenden und komplexen Ausbruch", sagte Chan. Als Konsequenz werde die WHO unter anderem einen Krisenreaktionsfonds einrichten, aus dem Sofortmaßnahmen bei erneuten Ausbrüchen gefährlicher Erreger finanziert würden.

Deutsche G7-Ziele

Deutschland habe es sich zur Aufgabe gemacht, in diesem Jahr seiner G7-Präsidentschaft neben dem Kampf gegen Ebola auch Bemühungen zur Eindämmung der sogenannten vernachlässigten und zumeist armutsbedingten Tropenkrankheiten zu unterstützen, kündigte Merkel an. Die 17 vernachlässigten Krankheiten - etwa die Flußblindheit - werden oft durch Parasiten und Bakterien ausgelöst, rund 1,4 Milliarden Menschen leiden an ihnen.

Die Bundeskanzlerin betonte, man könne mit "relativ geringem Aufwand" Hunderte Millionen Männer, Frauen und Kinder schnell gesund machen. Ein weiteres wichtiges Anliegen der deutschen G7-Präsidentschaft seien Maßnahmen gegen die zunehmende Antibiotika-Resistenz.

An den bis zum 26. Mai dauernden Beratungen in Genf nehmen Politiker und Wissenschaftler aus mehr als 190 Mitgliedstaaten der WHO teil - unter ihnen Bundesgesundheitsminister Herman Gröhe (CDU). Die Weltgesundheitsversammlung ist das höchste Beschlussorgan der WHO.

wl/qu (dpa, rtr, epd)