Täter von Melbourne war als IS-nah bekannt
10. November 2018Der aus Somalia stammende Attentäter von Melbourne war dem Geheimdienst seit drei Jahren als extremistischer Gefährder bekannt. Dies teilte die Polizei mit. Sein australischer Pass wurde ihm demnach 2015 entzogen, weil befürchtet wurde, dass er nach Syrien reisen könnte, um sich der Dschihadistenmiliz "Islamischer Staat" (IS) anzuschließen.
Der 30-Jährige habe "radikalisierte Ansichten" vertreten, sagte ein Anti-Terror-Experte der Polizei. Er sei aber nicht als Bedrohung für die nationale Sicherheit eingestuft worden. Der Mann sei zu seiner Tat durch den IS angeregt worden, teilte die Polizei weiter mit. Allerdings habe er keinen direkten Kontakt zu den Terroristen gehabt.
Der Attentäter, der als Kind in den 1980er Jahren mit seiner Familie nach Australien geflohen war, war am Freitag mit einem mit Gasflaschen beladenen Kleinlaster in ein Einkaufsviertel in der Innenstadt gefahren und mit einem Messer auf Passanten losgegangen. Er erstach einen 74-Jährigen und verletzte zwei weitere Menschen, bevor er von der Polizei erschossen wurde.
Der Täter hatte den Behörden zufolge beabsichtigt, das Auto durch Entzünden der Gasflaschen zum Explodieren zu bringen. Das Auto habe zwar Feuer gefangen, sei aber nicht explodiert. Der IS reklamierte den Angriff für sich. Das Bekennerschreiben konnte allerdings nicht unabhängig auf Echtheit überprüft werden.
Die Polizei hat bislang 35 Augenzeugen des Angriffs befragt und zwei Adressen im Westen und Nordosten der zweitgrößten Stadt Australiens durchsucht. Der Bruder des Angreifers muss sich bald wegen Terrorvorwürfen vor Gericht verantworten. Er soll versucht haben, sich eine Waffe zu kaufen, um bei einer Silvesterfeier auf einem Platz in Melbourne viele Menschen zu töten.
Der Angriff ist der zweite schwere Schlag für die fünf Millionen Einwohner zählende Metropole, die wegen ihrer weltoffenen Atmosphäre, ihres hohen Lebensstandards und ihrer vielen Cafés, Bars und Restaurants auch bei Touristen beliebt ist. Zurzeit läuft ein Prozess gegen einen 28-jährigen Mann, der Ende 2017 in demselben Viertel mit seinem Wagen in eine Menschenmenge gerast war und dabei sechs Menschen getötet hatte.
stu/jj (afp, dpa)