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Musk gewinnt Streit um Fabrikstandort

Andreas Knobloch Mexiko-Stadt
2. März 2023

Nach einigem politischen Hickhack baut Tesla eine neue Gigafabrik im Norden Mexikos. Dessen Präsident hatte wegen des Wassermangels in der Region zunächst mit einem Veto gedroht.

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Tesla-Fabrik Grünheide bei Berlin
Tesla-Fabrik in Grünheide bei BerlinBild: Patrick Pleul/dpa/picture alliance

Es war ein kleines Highlight auf einem ansonsten für viele eher enttäuschenden Investorentag des Elektroautobauers Tesla am Mittwoch in der Konzern-Zentrale in Austin im US-Bundesstaat Texas: Tesla-Chef Elon Musk enthüllte ein Modell der geplanten Gigafactory in Mexiko. Eine erste Ankündigung hatte es schon am Vortag durch den Präsidenten Mexikos gegeben. 

Während einer dreieinhalbstündigen Präsentation stellten Musk und andere Führungskräfte den dritten Masterplan des Unternehmens vor und erläuterten, wie Tesla angesichts der zunehmenden Konkurrenz wachsen will. Die Veranstaltung enthielt aber wenig Konkretes über neue Tesla-Produkte. Viele Investoren hatten gehofft, einen Blick auf die nächste Generation von Tesla-Fahrzeugen zu erhaschen, aber Musk vertröstete sie auf eine spätere Produktvorstellung.

Mexikos Präsident Lopez Obrador
Mexikos Präsident Lopez Obrador: Ankündigung des Fabrikbaus im Rahmen einer regulären PressekonferenzBild: Marco Ugarte/dpa/AP/picture alliance

Immerhin gab Musk auf dem Investor's Day offiziell den Bau einer neuen Gigafabrik in Mexiko bekannt. "Wir freuen uns, ankündigen zu können, dass wir ein Werk in Mexiko eröffnen werden", sagte er. "Unsere nächste große Produktionsstätte wird in Mexiko sein, um unser Fahrzeug der nächsten Generation herzustellen." Die neue Generation von Fahrzeugen wird vermutlich kleiner sein als die jetzige, um die Preise zu senken. Aus der Präsentation ging das aber nicht hervor.

Einigung per Video

Das geplante Werk hatte in den vergangenen Tagen in Mexiko für viel innenpolitisches Gerangel gesorgt, ehe sich Mexikos Präsident Andrés Manuel López Obrador und Musk bei einem Videogespräch am Montag auf den Standort einigten.

Teslas neue Gigafactoy soll nun doch am Rande der nordmexikanischen Millionenstadt Monterrey entstehen. Und zwar in Santa Catarina, eine Stadt mit etwas mehr als 300.000 Einwohnern und nur ein paar Hundert Kilometer von Austin entfernt, wo Tesla im vergangenen April seine neueste Gigafactory eingeweiht hat. Der Konzern hat zudem Werke in Kalifornien, Shanghai sowie in Grünheide bei Berlin. Zum Investitionsvolumen wurden keine genauen Angaben gemacht, die Rede ist von fünf Milliarden US-Dollar.

Ein Luftbild zeigt einen Teil des Stadtgebiets im mexikanischen Bundesstaat Nuevo Leon, wo Tesla ein neues Elektroauto-Werk in Monterrey, Mexiko, bauen könnte.
Monterrey im Bundesstaat Nuevo Leon: Neuer Standort für eine Tesla-GigafactoryBild: Daniel Becerril/REUTERS

Der Standort bei Monterrey hatte sich im Laufe des Jahres 2022 aufgrund seiner Nähe zu Texas und wegen der verfügbaren Infrastruktur und Arbeitskräfte als beste Option herauskristallisiert. Darüber hinaus ist eines der dortigen Unternehmen der größte Aluminiumlieferant von Tesla, was die Logistik erleichtern würde.

Streitpunkt Wasser

Dann aber legte Mexikos Präsident in der vergangenen Woche mit Verweis auf den Wassermangel in der Region quasi sein Veto gegen das Werk im Bundesstaat Nuevo León ein. "Wenn es kein Wasser gibt, werden die Genehmigungen nicht erteilt. Es ist nicht machbar", sagte er.

Es wäre nicht das erste Mal. Die Regierung López Obrador hatte bereits dem Getränkehersteller Constellation Brands die von früheren Regierungen erteilte Genehmigung für eine neue Brauerei im nordmexikanischen Mexicali wegen Wasserknappheit annulliert. In Nuevo León herrschte im vergangenen Jahr ein akuter Mangel an Wasser, der sogar eine Rationierung des Wasserverbrauchs und Einschränkungen für wasserintensive Industrien nötig machte. Auch bei dem Werk im brandenburgischen Grünheide hatte es Streit ums Wasser gegeben. Der Chef des dortigen Wasserverbandes hatte vor Einschränkungen beim Trinkwasser gewarnt.

Politisches Hintergrundrauschen

López Obrador betonte, dass "es nicht nur um Wasser für die Anlagen geht, das ist kein Problem, denn es kann aufbereitetes Wasser verwendet werden. Das Problem ist, dass jede große Investition mehr Bevölkerung, mehr Dienstleistungen, mehr Wasser, Straßen, Kanalisation, öffentliche Verkehrsmittel mit sich bringt".

Tesla-Chef Elon Musk, hier Ende Januar vor dem Bezirksgericht von San Francisco
Tesla-Chef Elon Musk, hier Ende Januar vor dem Bezirksgericht von San FranciscoBild: Justin Sullivan/Getty Images

Der Gouverneur von Nuevo León, Samuel García, sagte dagegen, dass in seinem Bundesstaat genügend Wasser für Tesla vorhanden sei. Man werde "Hand in Hand" mit Tesla arbeiten, "damit sie klären und nachweisen können, dass sie kein Wasser für den menschlichen Gebrauch verwenden und dass das von ihnen verwendete Wasser aufbereitet und minimal ist".

Lopez Obradors Fokus auf Wasser könnte ohnehin eher politisch als dürrebedingt sein, glaubt Gabriela Siller, Chefvolkswirtin der in Nuevo Leon ansässigen Banco Base. Der Präsident habe offenbar versucht, die Investitionen von Tesla in einen von seiner Morena-Partei regierten Bundesstaat wie Michoacán oder Veracruz zu lenken, sagte sie der spanischen Tageszeitung "El País".

Überraschende Kehrtwende

Tatsächlich erfolgte die Einigung dann überraschend schnell und harmonisch. "Es gibt bereits eine Übereinkunft, dass sie die Investition Mexiko widmen und die Anlage in Monterrey errichten werden, mit einer Reihe von Verpflichtungen, um das Problem der Wasserknappheit zu bekämpfen", erklärte López Obrador am Dienstag nach dem Videogespräch mit Musk.

Eine Vertreterin des mexikanischen Außenministeriums sagte der Nachrichtenagentur Bloomberg, die Verhandlungen hätten 14 Monate gedauert und Musk habe zum Problem des Wassermangels in Nuevo León verschiedene Lösungen angeboten. Demnach will Tesla zur Kühlung seiner Türme aufbereitetes Wasser verwenden, für die Lackierung von Fahrzeugen, wo der Wasserbedarf am größten ist, ein Umkehr-Osmosesystem für die Aufbereitung von Wasser nutzen, sowie Regenwasser sammeln und andere Initiativen ergreifen.

Autoland Mexiko

López Obradors Bedenken scheinen damit beseitigt. Der Präsident freut sich vielmehr über "eine beträchtliche Investition" und "viele, viele Arbeitsplätze" Tatsächlich gibt das neue Tesla-Werk Mexikos Ambitionen, sich als Drehscheibe für das so genannte Nearshoring US-amerikanischer und internationaler Unternehmen zu etablieren, immensen Auftrieb.

Infografik deutsche Autohersteller in Mexiko

Viele Konzerne, die früher in China produzierten, ziehen angesichts der geopolitischen Spannungen zwischen den USA und China und der durch die COVID-19-Pandemie verursachten Unterbrechungen der globalen Lieferketten ihre Produktion von dort ab. Mexiko gilt vielen als möglicher Standort.

Die Automobilindustrie ist bereits ein wichtiger Pfeiler der mexikanischen Wirtschaft. Mexiko ist der siebtgrößte Automobilproduzent der Welt, viele US-amerikanische, europäische und asiatische Hersteller produzieren im Land. Erst kürzlich kündigte der deutsche Autokonzern BMW eine Investition von mehr als 800 Millionen Euro in Mexiko an, um sein Werk in San Luis Potosí in sein globales Netzwerk für Elektromobilität zu integrieren.